Pester Lloyd-Kalender 1860 (Pest, 1860)
Pester Lloyd-Kalender für das Schalt-Jahr 1860 - Nekrologie
22 Metrologie. sandten abberiefen. Nun folgten Schlag auf Schlag : Ende November der Aufstand Bentivenga's in Sici- lien 5 am 8. December das Attentat des Soldaten Milano bei einer Revue; am 4. Jänner 1857 das Aufstiegen der Fregatte „Carlo III." im Hafen von Neapel; gleich daraufdas Aufstiegen des Pulverthur- mes in der Hauptstadt und am 27. Juni 1857 die Landung Pisacane's und Nicotera's in Sapri, nachdem sie vorher die neapolitanischen Galeerensklaven auf der Insel Ponza befreit. Allerdings mißlang, gleich den früheren, auch dieser letzte Jnsurrections- versuch: allein durch die Saisirung des sardinischen Dampfers „Cagliari", der die Meuterer nach Neapel gebracht, und durch Festhaltung der an Bord desselben befindlichen zwei englischen Ingenieure, gerieth Neapel wiederum in diplomatische Weiterungen mit Großbritannien und mit Piemont, die es im Frühjahr 1858 durch Herausgabe des Fahrzeuges und der beiden Mechaniker beilegte. Bon seinem Todten- bette aus erließ Ferinand zuletzt noch eine Amnestie, welche viele politische Gefangene, darunter auch Poerio, zur Deportation nach Newyork begnadigte. Die Krankheit des Sterbenden zog sich jedoch so lange hin, daß er es noch erlebte, wie die Exilirten den Kapitän des Schiffes, an dessen Bord man sie gebracht, zwangen, sie auf der irischen Küste an's Land zu setzen. Ferdinand II. succedirte sein am 16. Jänner 1836 gefronter Sohn Franz II., ein Sproßling seiner ersten Ehe mit einer sardinischen Prinzessin, welcher die von seinem Vater erlassene Amnestie sofort erweiterte, das Ministerium im liberalen Sinne modifizirte und die diplomatischen Verbindungen mit den Westmächten wieder anknüpste. Oscar, König von Schweden und Norwegen starb am 8. Juli in Stockholm. Er erblickte das Licht der Welt am 4. Juli 1799 zu Paris und folgte 1810 seinen Eltern, dem General Bernadotte und dessen Gattin Eugenie, geborne Clary, die in einem Alter von 80 Jahren noch heute lebt, nach Schweden, als dessen Stände nach Vertreibung des Hauses Wasa seinen Vater zu dem Nachfolger Cal's XIII. erwählt hatten. Am 8. März 1844 bestieg er bei dem Tode Carl's XIV. den Thron. Nach dreizehnjähriger Regierung aber nöthigte ihn eine langwierige, hartnäckige und qualvolle Krankheit, der er denn zuletzt auch erlag, durch Erlaß vom 11. September 1857 den Kronprinzen, der ihm nunmehr in einem Alter von 33 Jahren als Carl XV. gefolgt ist, zum Regenten zu ernennen. Oscar hinterließ und bei seinem Absterben seiner Gemahlin Josephine, Tochter des Herzogs Eugen von Leucbtenberg, nach einer 36jährigen Ehe vier Sohne und eine Tochter. Er war ein thätiger Souverain und handhabte die Verfassung so wie die Preßfreiheit und Gesetzgebung mit Gerechtigkeit : auch zu Reformen, na- "mentlich des mittelalterlich starren lutherischen Re- -iltzivMzchsUges, nahm er mehrmals einen Anlauf, stieß aber frei den Ständen des Klerus und der Ritterschaft auf unüberwindlichen Wiederstand. Die Macht der Krone strebte er, nicht ohne Erfolg durch den Versuch einer innigeren Verschmelzung der Interessen Schwedens und Norwegens, die bekanntlich nur durch eine Personalunion verbunden sind, zu erweitern. Inden auswärtigen Beziehungen schlug er zwar stets die der Nation sympathische Strömung einschlug, ohne aber jemals über das Ziel hinauszuschießen, das ihm durch die Kräfte des Reiches gesteckt war. So beharrte er zur Zeit des russischen Krieges, als der schwedische Patriotismus ihn zur gewaltsamen Rückeroberung Finnland's drängte, fest dabei die schmeichelnden Anerbietungen der Westmächte nur in soweit zu benutzen, daß er sich durch den, im November 1855 von Canrobert zu Stockholm abgeschlossenen Vertrag aus seiner bisherigen Abhängigkeit von Rußland befreite. Gleichermaßen wußte er auch in seiner Theilnahme für den Panskandinavismus und für Dänemark in dem Streite über die Elbherzogthümer so weit Maß zu halten, daß er weder die Nationalitätsgelüste vor den Kopf stieß, noch um chimärischer Projekte willen die Saat bitteren Haffes zwischen Deutschland und Schweden ausftreute. Sein ältester Sohn und Nachfolger, der mit einer Prizeffin von Oranien, der Tochter Friedrich Wilhelm's Prinzen der Niederlande verheirathet ist, berechtigt durch seine Haltung als Reichsverweser zu der Annahme, daß er zu den liberalsten Monarchen unserer Zeit gehören werde. Stephanie, Königin von Portugal, starb mit 16. Juli zu Lissabon an einem plötzlichen Anfalle von Angina. Sie war die am 15. Juli 1837 geborene Tochter des Fürsten Carl Anton zu Hohenzollern- Sigmaringen, des gegenwärtigen preußischen Ministerpräsidenten. Ihre Trauung mit dem um zwei Monate jüngeren Pedro V. König von Portugal erfolgte per Procuration in Berlin und drei Wochen später am 18. Mai 1858 in Person zu Lissabon. Arnim, Bettina von, gefronte v. Brentano, starb am 20. Jänner in Berlin. Sie war 1785 zu Frankfurt am Main geboren und mit Achim von Arnim, dem romantischen Schriftsteller verheirathet. Ihr Umgang mit Göthe fiel in die Jahre 1807 bis 1811 und ward zunächst dadurch veranlaßt, daß fit ihm Daten aus Frankfurt für sein Werk „Wahrheit und Dichtung" mittheilte. Der, übrigens apokryphe „Brifwechsel Göthe's mit einem Kinde," der aus diesem Umgang floß und Bettina's Ruf begründete, erschien 1835. Alle ihre Schriften tragen das Gepräge des Geistreichen, aber auch das des unendlich Barocken an sich. Benedek Joseph, bekannt durch seine belletristischen Arbeiten und naturwissenschaftlichen Aufsätzen, mit welchen er die ungarische periodische Presse