Pesther und Ofner Wegweiser Kalender 1840

Pester und Ofner Wegweiser Kalender 1840. - Kalender

Wenn wir aber erwägen, daß unsere Donau von Preßburg bis Orsova kaum auf einigen kleinen Flecken solchen Abfluß hat, daß selber, entweder wegen der Schifffahrt und Untiefe des Stromwassers, oder wegen den Uferübertretungen und Überschwemmungen, oder aber wegen Sandbänken, Mühlen und Pflocken nicht Liner Regulation und einer Zurechtrichtung bedürfen mochte: so ist die erste Fra,e sogleich beantwortet, daß es nämlich am zweckmäßigsten wäre: die Donaubahn von Preßburg bis Orsova ganz zu reguliren.— Wenn man jedoch por den Millionen, und vor den vielen Jahren, welche solche ganze Donauregulation erheischt, erschrickt und zurückbebt: so kann man freilich nur eine theilweise Regulation anempfehlen, und zwar präferen- Ler in solchen Gegenden, wo die Donau am leichtesten ihre Ufer übersteigt, und zugleich durch ihre Überschwem­mungen den größten Schaden anzurichten pflegt. Es ist historisch und geographisch bekannt, daß die Donau zu­erst und am leichtesten in der Insel Schütt (Csalókőz) ihre Ufer zu übersteigen, und oft die ganze Insel zu übergießen pflegt. Die Ursachen von diesen leichten und häufigen Überschwemmungen sind, nach meiner Mei­nung und Einsicht, nicht blos in den niedern Ufern der Donau zu suchen, sondern auch darin, daß die Donau sogleich bei Preßburg stch in zwei Arme theilt, näm­lich rechts bei der Au, in den sogenannten Arm: „die Donau bei der An"; links bei der Mühlau, in den sogenannten Neuhäusler Donauarm (Érsekújvári Duna) Dieser Donauarm bildet und schließt die ganze Schütt- Insel ein, und fällt erst bei Guta in der Somomét Gespanschast in den Waagfluß ein, mit welchen er dann unterhalb Comorn wiedrum sich mit der Haupt-Donau vereinigt- Ans eben dieser Haupt-Donau theilt sich noch in Preßburger Gespanschaft ein anderer Arm bei Ra- gendorf (Rajka) gegen Wieselburg ab, der sogenannte Wieselburger Donanarm; fließt gegen Nab (Győr) zu, bildet und schließt da den sogenannten Insel-Kreis (Szi­getköz) und fällt erst oberhalb Gönyü in die yanpt- Donau ein. Aber selbst diese Haupt-Donau, augefangen von Preßburg, bis Szap, in der Naber Gespanschaft, fließt auf so sehr schlangenartiger Laufbahn, daß sie sich deßhalb in mehrere Nebenarme zertheilt, viele kleine Inseln bildet, und eben deswegen viele Sandbänke auf­häuft, welche der Schifffahrt sehr gefährlich und nach­theilig sind- Die Ursache demnach der häufigen Über­schwemmungen in der Schütt ist hauptsächlich auch in dem niedern Niveau (Höhenlage) dieser ganzen Gegend zu suchen, ferner in dem sehr schlangenartigen Abfluß der Haupt-Donau, denn jede schlangenartige Krüm­mung hemmt zugleich den leichten Abfluß des Stromes, und die schon bestehenden unzähligen Abästungen und Inseln, sind als eben so viel Wassersporne zu betrach­ten, welche dem Stromstriche einen schiefen Lauf ver­schaffen; und selben auf die nebenliegenden Gegenden zugleich hinausdrängen, wodurch folglich ebenfalls die häufigen Überschwemmungen sehr befördert werden. Es wird demnach kaum Jemand in Abrede stellen, daß man mit einer theilweise» Regulation zuerst bei Preßburg anfangen, und selbe bis Gönyü fortsetzen müßte. Wenn nun aber die Donau von Preßburg bis Gönyü vorzugsweise regulirt wäre, so könnte man mit dieser theilweisen Regulation von Gönyü bis Paks in der Tvlnaer Gespanschaft aufhören, denn auf dieser ganzen Strecke hat schon die Donau, ausgenommen einige Krümmungen bei Gran, Maros, Pest nnv Paks, so ziemlich einen regulären Lauf, und so hohe Ufer und Dämme, daß daselbst die Überschwemmungen bis 14—15 Schuh Hohe über dem Donamvasserspiegel des O nir­gends zu befürchten sind, nur unterhalb Paks erscheinen die Ufer der Donau wieder niederer, und der Lauf des Donaubettes fängt wieder an, sehr schwach und schlan­genartig zu werden, welcher schlangenartige Lauf des Donaustromes dann bis nach Vukovár, in der Szirmier Gespanschaft, fortdauert. Auf dieser ganzen großen Strecke circa 24 Meilen scheint der Grund der leichten und häufigen Donauüberschwemmungen ebenfalls darin zu liegen, daß die Ufer der Donau zu nieder sind; ferner, daß diese ganze Gegend ein zu niederes Niveau hat, wo dann der sehr schlangenartige Abfluß der Donau das Wasser auf selbe niedereGegenden herausdrängt, und folg­lich sehr leicht zu häufigen Überschwemmungen Anlaß gibt. Nach meiner Meinung demnach, wäre die theil- weise Regulation der Donau zuerst von Preßburg bis Gönyü, dann von Paks bis Vukovár, zu vorzunehmen. Wäre man aber mit dieser theUweisen Regulation der Donau fertig, so könnte man dann entweder die Regula­tion bei Pest, oder aber in den untern Gegenden fortse­tzen, bis sodann theilweise die ganze Donau regulirt wäre. Es sind noch oft auch in Betreff der Donauregu- lation andere Fragen zu hören, die gemeiniglich zu großen Resonnements Anlaß zu geben pflegen, als zum Beispiel: Ob die Donau breiter oder schmäler regulirt werden soll, als selbe jetzt ist? Ob man die Regulation von oben, hinunterwärts; oder von unten, aufwärts vornehmen solle? Wo und wie hoch man die Dämme machen solle? u. s. w. In stch selbst lauter sehr wichti­ge Fragen, welche aber zur practischen Abtheilung der Hydrotechnik gehören, und welche bezüglich auf den Do- nauftrom blos durch große praktische Kunstkenner und durch gründliche Stromkarten und gute Preißschriften am besten berechnet, bewiesen,und beantwortet werden können. Pest den 11. April 1839. r A. Blaskovlts, Verfasser dieses Wegweisers.

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