Pesther und Ofner Wegweiser Kalender 1840

Pester und Ofner Wegweiser Kalender 1840. - Kalender

22 — etwa die be! der Donauregulation sich zu ergebenden Schwierigkeiten und Unkosten so groß sind, daß sie sogar an das Unmögliche gränzen? Ob demnach die ganze Do­nauregulation nicht etwa blos unter unsere häufigen from­men Wünsche gehöre? Auf alle diese Fragen haben freilich einigeHerrn sehr schnelle Antwort: „Nur Geld her; die Do­nau ist sogleich regulirt," erwiedern sie. Aber solches Ant­worten ist ein Beweis, daß man von dem Gegenstände der Donauregulation nicht tief nachgedacht hat, oder viellieber selben oft nicht versteht. Denn wenn wir auch kein Geld zu nnseren Flußregulativnen haben, so haben doch andere Länder gehabt, welche ihre Flüsse schon regulirt. Dämme angelegt, Brücken gebaut haben. Und doch sind alle diese Regulationen, alle Dämme, alle Brücken, das 1838. Jahr beinahe in ganz Europa zu Grunde gerichtet wor­den ; was folglich ein Beweis dazu fein kann, daß mau auch mit Geld die Flüsse schlecht reguliren, die Dämme zwecklos anlegen, die Brücken gefahrvoll bauen kann. Also nicht Geld regulirt gut und zweckmäßig die Do­nau, sondern hydraulische und hydrotechnische Kennt­nisse, welche schon selbst die Erfahrung gewitzigt und geläutert hat, und welche Eigenschaften auch um's Geld nicht sogleich und überall zu finden sind, wie es Man­che glauben. Hiezu kommt noch, daß alle jene europäi­schen Flüsse, welche schon regulirt worden sind, mit der Größe und Wassergewalt des Donanstromes nicht ein­mal in Vergleich kommen können; also.schon selbst und allein dieser Umstand erheischt es, daß man hierin die größte Vorsicht gebrauchen müsse, daß wir theils durch fremden, theils auch schon durch eigenen Schaden ge­witzigt und klug zu Werke gehen mögen, daß demnach im Betreff der hydrotechnischen Kenntnisse, Pläne und Projekte, sich oft das bewährt, was eines Dichters Geliebte zu ihrem Liebhaber sagte: „Ich bin nicht so gut, als wie Sie es glauben." — Aus allen diesen ist eö klar, daß es sich oft bei vielen Gegenständen nicht immer nur um das bloße Geld, sondern um viel wich­tigere, und höhere Zwecke handelt. Um aber znm Ziele zu gehen, wollen wir uns hiemit in die Berücksichtigung der Schwierigkeiten und Nachtheile einlassen, welche sich bei der Donauregula­tion ergeben können und werden; unter diese Sch-wierig- keiten ist zu rechnen: 1. Die Größe und die Gewalt des Donaustromes, welche stets vor den Augen des Hydragogen obschwe- >en muß; theils darum, weil in die Donau sehr viele Flüsse einftrömen, welche den Unfällen des Wetters stets ausgesetzt bleiben, und nicht alle regulirt werden können; theils darum, nxil selbst die Donau in ihrer 380 Meilen langen Laufbahn den verschiedensten Wech­seln der Witterung ausgesetzt bleibt, welche dem Fluß- Zrasser stets eine gefährliche Größe und Gewalt ver­schaffen können. Ich berufe mich hiemit nur auf den 1838gcr starken und schneereichen Winter, in welchem ein gelindes Frühliugswetter früher in den oberen Ge­genden eintrat, als in den untern, — wo demnach der viele große Schnee eher verschmolzen ist, als in den untern Gegenden — und daher fand das von oben geflossene häufige Wasser keinen Abfluß, durch die un­ten noch stehenden Eisdecken der Donau, daher entstan­den die unerhörten Ausgießungen und Verheerungen der Donau. Aber auch andere Gewitter, z. B. große und anhaltende Regengüsse, häufige und stürmische Wolkenbrüche, können der Donau diese Größe und Ge­walt geben. Wie und nach welchem Perimeter, Propor­tion und Berechnung die Donau regulirt werden müsse, wo die Ufer und die Dämme angelegt, und wie gebaut oder gemacht werden sollen und müssen? damit eine so abnorme Größe und Gewalt des Dvnauftrvmes nicht für Mann und Land gefährlich werde, damit der Han­del und die Schifffahrt erleichtert, und sichergestellt werde,..damit überhaupt alle jene großen Vortheile und Zwecke erreicht werden können, welche wir oben schon erwogen haben; dies ist eine sehr schwere Aufgabe Die Beantwortung dieser Fragen ist um desto schwerer, da in der Hydrotechnie jeder Calcul, jede Berechnung, nur problematisch, aber nie apodictisch ist, und sein kann. Nichts destoweniger gränzt die Beantwortung aller dieser Fragen und Calcule an keine Unmöglichkeit, aber wie gesagt, sie erheischen sehr große Vorsicht, tiefe hydraulische Kenntnisse, und praktische hydrotechnische Erfahrungen. Ich würde demnach zur Erreichung des Hauptzweckes, daß man nämlich in den Besitz eines möglichst besten Donauregulations- Planes gelangen könne, einen allgemeinen Concurs für die Kunst und Fachkenner in den kaiserlichen österreichischen Staa­ten vorschlagen, so, daß der beste erste, zweite, und dritte Douauregulations-Plan und Stromkarte, mit bedeuten­den Prämien honorirt werden möchte. Diese Regula­tions-Pläne könnte man dann durch drei englische, einen französischen und einen holländischen Kunstkenner zur Beurtheilung mit der Bedingniß überschauen lassen, daß selbe ausländischen Kunstkenner zu denen Plänen zugleich ihre Bemerkungen beifügen möchten, insofern nämlich sie etwa noch einige Mängel an den Plänen befinden würden. Denn ich bleibe bei der Überzeugung, man soll lieber nicht reguliren, als unzulässig, oder *) Sa $.93. ist es leicht gesagt, wo die Donau seicht ist, dort muß man sie enger reguliren, damit sie sich eine tiefere Bahn auswaschen könne; hiezu ist aber Kraft und Abfall des Was­sers erforderlich; wo aber die Donau, wie $.93. in der Schütt, oder in der Bacska, auf 10 Meilenstrecke kaum ein par Klafter Abfall, folglich keine Kraft hat, wie man da die Eng« berechnen; und dem Wasser Kraft geben, aber doch auch für gro­ße Gewässer Raum lassen soll«, ist wahrlich eine schwere Aufgabe.

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