Pesther und Ofner Wegweiser Kalender 1840

Pester und Ofner Wegweiser Kalender 1840. - Kalender

20 Lavon, daß man oft eine Strecke von ein paar Meilen, weiche man bei gut regulirter Donau in einem Tage leicht machen könnte, mehrere Tage fahren muß, folg­lich zweifach und dreifach mehr Zeit verliert, zweifach und dreifach mehr Ausgaben und Verlust hat, als man hätte, wenn die Donau regulirt wäre. Aber der Ab­wärtsfahrende ist nicht minder vielfachen Gefahren aus­gesetzt; denn wenn das Wasser groß ist, so kann er sich oft nach der unregelmäßigen Breite der Ufer nicht orien- nten, verfehlt die gehörige Tiefe des Wassers, und fährt oft auf Plätze hin, wo er sich dann nicht vorwärts, nicht rückwärts rühren kann. Ist das Wasser aber klein, so fährt'er oft auf Sandbänke auf, von denen er sich mir mit Mühe losreißen kann; oder er fährt sogar auf einen verborgenen Mühlenstock auf, wo dann sein Schiff, sammt Lager und Waare untergeht, und er noch viel Glück hat, wenn er selbst mit gesundem Leibe davon kömmt. Oft stehen beim kleinen Wasser auch die Do- nanmühlen im Wege der Schifffahrt, welche Mühle« ebenfalls hinlänglich großes und starkes Wasser haben müssen, und demnach durch den Zug ihres Wassers be­sonders für kleine Schiffe gefährlich sind. Aber eine zweckmäßige Donaureguiation gibt den niedern Ufern gehörige Höhe, den seichten Plätzen gehörige Tiefe, befreit den Fluß von allen Sandbänken, reinigt selben von allen gefährlichen Stöcken und Pfählern, erleich­tert demnach und stellt die Schifffahrt so sicher, daß man die Donau Tag und Nacht getrost und gefahrlos befahren wird können. Welcher unendliche Vortheil und Nutzen ist dies wieder für den ganzen Handel auf der Donau! Welcher unberechenbare Gewinnst an Zeit, an Geld, an Waaren! — 3) Den dritten Dortheil würden uns die Fabri- quen, Manufacturen, Dampfmühlen, Dampfbrannt- weinbreunereien, Raffinerien, u. d. a. in. gewähren, welche, wenn die Donau regulirt wäre, an der Donau sicher und ohne aller Gefahr der Wegschwemmung aus- gesetzt zu sein, angelegt und errichtet werden könnten, denn solche Anstalten können nur bei einem großen Was­ser mit großem Nützen angelegt werden, wo die Zufuhr bec Materialien, und Abfuhr der Fabrikate leicht ge­schehen, und überhaupt jeder Verkehr häufiger und beque­mer getrieben, und in Anspruch genommen werden kann *). Und ries ist wieder ein unendlich großer Nutzen, wel­*) Schvartner nennt in seiner klassischen Statistik die Donau r Die Königin aller.Flüsse Europa's, wo er bann sagt: „Diese Herzader des Landes ist es, welche dem Ungar wahre und eingebildete Bedürfnisse aus allen Welttheilen mit- bringt, und welche wiederum von Natur dazu bestimmt zu sein scheint, den Überfluß der ungarischen Produkte durch die vielen Flüsse, die sich in dieselbe ergießen, aufzunehmen, und vcn benachbarten Staaten, bald diese, bald fremde Transito- Waren zuzuführen rc. Siehe L LH. §. 17, S. 7L che» wir einer Donauregulation zu verdanken hätten. Denn man sage, was man wolle; aber ich glaube eS fest, daß nur Fabriken und-Manufacturen ein Land blühend machen können, so wie mehrere Länder *) ihre Blüthe, ihre Stärke, blos den Fabriquen und Manu- facturen zu verdanken haben. Denn was nützt der größte Handel, der nur darin besteht, daß man die Waren von einem,Orte anfeinen andern Ort, mit einigen Vor­theil und Gewinnst zwar absetzt, aber dabei der Gewinnst stets nur mit dem größten Risieo, Zeitverlust, und Ca- pitalien-Aufwand, erreicht werden kann. Mit wie viel hundert Schwierigkeiten so ein Handel verbunden ist, weiß es Jeder, der nur einmal eine Speculation auf dem Wasser unternommen hat. So zum Beispiele, wir wollen auf der Donau mit Früchten, Weinen, Holz; oder auf dem Meere, mit Tuchwaren, Wolle, Eisenzeug rc. unsre Speculationen versuchen; wie oft sind die ge­wünschten Artikel nicht zu bekommen; oft sind sie schon, bis wir den Platz erreicht haben, von andern vergriffen worden; oder sie sind durch verschiedene, nicht immer voraus zu sehende Umstände so vertheuert worden, daß wir dann noch glücklich sind, wenn wir bei so theu- rem Einkäufe ohne Verlust davon gekommen sind. Betrachten wir nun den landwirthschaftlichen Pro- dueenten, mit viel Risieo muß er sein Land bauen, welches jedes schlechte Wetter zu Grunde richten kann, mit wie viel Risieo seine Schafzucht, Pferdzucht, Vieh­zucht u. s. w. betreiben, welche beinahe alle Jahre ver­schiedenen Krankheiten, Unfällen und Seuchen ausge­setzt ist, und welche ebenfalls große Landstücke, viele Auslagen, theures Futter, viele Leute, fleißige Auf­sicht erheischen. Wenn er aber doch schon seine Früchte in den Scheunen, seine Wolle in den Säcken, seine Mast­ochsen auf den Märkten hat, so macht dem Landwirthe eine kleine Concurrenz, oder ein kleiner Überfluß ob selben und solchen Produkten, schon die schlechtesten Preise, und wie oft muß er noch froh sein, wenn « seine Auslagen ersetzt, und seine vielen Bestrebungen nur einigermaßen belohnt findet. — Ganz anders verhält es sich mit den Vortheilen der Fabriquen und Manu­facturen ; diese verarbeiten die rohen Products und Ma­terialien, von denen seinen Überfluß jeder Landmann, jeder Producent, jeder Staat, auch mit kleinem Nutzen gerne verkauft und vergibt; selbe Materialien werden durch den klugen Fabrikanten sorgfältig und sein ver­arbeitet, und werden dann mit vierzig, fünfzig, ja oft hundert prCent Nutzen sicher, ja sicherer noch, als welche immer Landesprodnkte, als selbst das liebe Brod, verkauft; denn wir wollen ja Alle äußerlich glänzen, *) England nimmt jährlich für seine Fabriks- und Manufactur- Waren eine ungeheure Summe, nämlich 114,230,000 Pfund Sterling ein»

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