Pesther und Ofner Wegweiser Kalender 1838

Pesther und Ofner Wegweiser Kalender 1838. - Kalender

2. Die Wörtlich deSGlaubeuS. Nouch Schiller. Drey Wörtlich neun jech Euch, —se fenn schwer Und machen gewaltige Reisen, Se stammen von unnere Leute her, Mer künnee gor leicht beweisen; Uns Jüden ist aller Werth gervnbt,— Wann er nimmer an de drey Wörtlich gloubt. Der Jüd iS sey aagner Härr, iö frei;; ES hot'n kah Mensch nix ze sogen, Tvut's Euch net scheer'n um de Leut' ihr Geschrey,— Wenn's net zahlen, — thun merö verflogen, Unu aS ahner schreyt, nun lärmet mm redt Wous er will, —mer Jüden ferchten unS nett DaS Schahern !—jech sugs, douö iö kah leerer Schall Der Jüd füll eö treiben in Lieben, Uim wenn er beschummelt überall, So hatt er'ö nouch Rechten getrieben. Unn wous de Verstand vun de Andern net sieht,— Dons machet sich eppeö znm Nützen der Jüd. Unn e Geld giebt'ö — e Geld, dous iö eppes Rors.— Die Welt mag wakeln und wanken; Mer Jüden schachern, —mer machen dien Kors, S'iö eppes der hvichfte Gidanken; — Mer hoben dernucher aan Rebach derfür, Unn kahfen uns Wechsel unn Statspepier. Die drey Wörtlich merkt Euch, se feen schwer, Ihr füllt's Euern Kindern einpriegen: Se stammen von unnere Leute her, S'iö nix Nen's, dous kann Jeider siegen; Dem Jüden iö nimmer sey Werth geroubt, So lang er noch — an de drey Wörtlich gloubt. Der Herr Vater soll leben! Der Sohn eines sehr reichen Kaufmanns erbte nach seines Vaters Tode das ganze Vermögen, und beeilte sich, auf alle erdenk­liche Art, dasselbe zuverschweuden. Einst kam ein alter Freund des verstorbenen zum Besuch, und wurde mit herrlichen Tokayer Ausbruch bewirthet, so oft das Glas vollgeschenkt wurde, sagte er immer: ihr seliger Herr Vater soll leben !"—„ Warum den mein Vater und nicht ich ?" fragte der lachende Erbe, —„Weil" —versetzte der Al­te Freund „Wenn Ihr Herr Vater nicht gelebt hätte, so, würden wir wahrscheinlich jetzt Wasser trinken müssen." 4. Adacta. Ein Bauer kam zu seinem Gerichts- Verwalter, und bath sich die Abschrift einer wichtigen Ur, künde aus. Der Gerichtsverwalter willfahrte ihm, und das kurze Document wurde auf einige Bogen geschrieben und dem Bauer dafür tüchtige Schreibgebühr zum Zahle« ausgerechnet. Auf die Frage: warum den die Zeilen, so weit auseinander stünden; bekam er zur Antwort: dieß sey bey Gerichten üblich, und heißet ad acta zu schreiben. Der.Bauer kratzte sich den Kopf bey diesem Bescheide, zahlte und gieng.... Nach einiger Zeit traf eö sich, das derselbe Bauer das Feld des Herrn Gerichtsverwalters ackern mußte. Er that eö, zog aber die Furchen so weit aus- einander, das der Gerichtsverwalter höchst aufgebracht, ihn deßhalb zur Rede stellte, und fragte: ob diese lie­derliche Arbeit auch ackern heiße?—„O ja" erwiederte der schelmische Bauer,„das heißt ad acta ackern." . 5. Pope und das Fragezeichen. Pope war bekanntlich sehr mißgestaltet, und hatte einen ungemein großen Höcker. Eines Abends befand er sich im Kasseh- hause, wo man ein Schreiben laut vorlas, welches aber ganz unverständlich an einer Stelle schien. Die Anwese- senden und auch Pope, bemühten sich vergebens, den Sinn der dunkeln Worte zu errathen, da bath nun ein Offizier sich dieses Schreiben aus, um auch seine Kunst daran zu versuchen. ,.Nun ja," sagte spöttisch P.pe, „Sie werdens treffen!" — und in dem Augenblicke harte derOssizier schon das Räthsel gelöset, den erbewies, daß nur ein Fragzeichen fehle, wo sodann, alles recht leicht verständlich sey. Pope ärgerte sich nun noch mehr, daß er selbst so wenig scharfsinnig gewesen, deßhalb brumm­te er mürrisch vor sich: „ein Fragzeicheu, —ein Fragzei­chen soll da fehlen ? — was ist den eigentlich ein Frage­zeichen?"— „O!" sprach der Offizier, „das will ich Ih­nen gerne sagen: ein Fragzeicheu ist ein kleines bucklich- teö Ding, das oft selbst unverschämte Fragen macht!" 6. Wer hat Recht. Zwey Freunde machten mit einander eine Luftreise nach Pefth. Als sie nach Wien wieder zurückgekehrt waren, erzählten sie in einer Ge­sellschaft von guten Bekannten alles Merkwürdige, was sie auf ihrer Reise gesehen hatten; bis endlich auch das Ge­spräch auf die große Schiffbrücke kam. Während der Eine erzählte, die S chiffbrücke führe von Pesih nach Ofen,— behauptete, der andere.- sie führe von Ofen nach Pest.— Darüber geriethen sie in heftigen Streit, und so viel ich gehört habe, so soll es noch immer unentschieden seyn: wer eigentlich von diesen beydeu Herrn Recht hat? — 7. Der Prophet. Al Raschid gat> sich für einen Propheten aus. De Cudi ließ ihn gefänglich einziehen, und hielt öffentlich Gericht über ihn, wobei; er ihm mit dem Tode drvhete, wenn er nicht durch ein Wunderwerk beweisen würde, das er wirklich ein Prophet sey.—AI

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