Pesther und Ofner Wegweiser Kalender 1837

Pesther und Ofner Wegweiser Kalender 1837. - Königliche Freistadt Pesth

106 Der Liebesdienst. Herr v. R. stand be­kanntlich unter dem Pantoffel seiner Frau. Einst hat­te er sich bei einem Freunde etwas verspätet, und jammerte ganz entsetzlich, daß er sich nicht nach Hau­st getraute. „Ich werde Sie begleiten, und alle Schuld auf mich nehmen," — tröstete ihm der gefällige Freund, und durch diese Zusicherung ermuthigt mach­ten sich beide Herrn auf dem Weg. Am Ziele ihrer Wanderung, illopst der Freund an die Thüre, und tritt Zuerst ins Zimmer, wird aber sogleich im Nu mit einigen derben Ohrfeigen bewillkommt. — Ganz verblüft rief er dem zitternden Gemahl zu: Kom­mens nur jetzt herein, diesmahl Hab ich Ihnen ei­nen Liebesdienst erwiesen, — künftig aber wird's mir recht lieb seyn, wenn'S ein bissel zeitlicher z'Haus gehn! — ______ D i^u ckfe hler. Ein Buchhändler kündigte in eitern öffentlichen Blatte, ein neu erschienenes medi- cinisches Buch an. Da aber aus versehen der Setzer anstatt einem e, ein u genommen hatte, so lautete die Ankündigung: „Stahl Doktor über das Aderläs­sen, Hanover 1822." — Diese kleine Schrift kann besonders einen Juden anempsohlen werden, der an Vollblütigkeit leidet. — Napoleon. In F*** spielte eines Abends Na' polcon Piquet mit einem deutschen Generale, und hat' te auffallendes Glück. — Das Spiel war zu Ende^ und wohlgefällig klapperte er mit einer Handvoll Napoleonsd'or, fragend: Nicht war, die Deutschen lieben recht sehr diese kleinen Napoleons? — „ Sire!" erwiederte der Gefragte, ich glaube, die Kleinen sind ihnen sogar noch viel lieber, als der Große? — Der Wirth. Mein lieber Freund, für 8 Kreu­tzer kann ich Ihnen keine Suppen und Rindfleisch Herstellen,-— 's müssen 12 Kreutzer seyn, da wird nichts gehandelt. Wanderbursch. Ich Hab aber nicht mehr, wo hernehmen und nicht stehlen? — nehmens doch mit 8 Kreutzer diesmahl vorlieb! Wirth. Ich kann den Herrn nicht helfen! — Schaut der Herr, daß er die 4 Kreutzer noch wo zu­sammen fechten thut! Wänderb. (verdrüßlich). Ach Gott, was nützt mir mein fechten? — So gut als Sie — thun mir die andern Leut auch überall auspa- r iren! — Gur Rath. Dem König von Frankreich, Ludwig dem XIV. wurde einst ein sehr berühmter Sänger vorgestellt, dessen Anzug äußerst abgeschabt, und dessen Strümpfe besonders schlecht waren. — „Sire"! sprach der Künstler sich anempfelend „meine Stimme ist so biegsam, daß ich alles aus ihr ma­chen kann, was ich will." — „Schön, schön!" ver. setzte der König, „wenn das ist, io machet euch dar­aus ein Paar Strümpfe, denn die wären wirk­lich recht nochwendig!" — D er Bücherfre unD. Ein Lord, der seinem Landsitz auch mit einer Bibliothek ausstafsirce, schrieb an einem Buchhändler in London: „Mein Herr!—- ich! habe mir zwar nach ihren mir gesandten Bü- cher-Berzeichniß meinen schönen Bücherkasten ausge­schmückt, allein in einigen Fächern sind noch Lücken, und zwar fehlt mir: tn der klassischen Literatur, ein und ein halber Fuß in Quart,—in der Rechtö- gelehrsamkeit: drei Fuß in Folio; und in der romantischen Poesie, vier und ein viertel Fuß in Octav. — Wollen Sie gefälligst für deren Her­beischaffung Sorge tragen!" — Nöthigen zumTrinken. Bon einem Trink­gelage kehrte ein lustiger Zecher weidlich benebelt spät bei Nacht heim. Auf dem Wege stolperte <ter bei ei. nem Eckstein, fiel nieder, und entschlief da recht see­lenvergnügt. Der Hunmel hatte sich indessen mit schwarzen Wolken umzogen, es sing an zu regnen, und das Regenwasser rieselte ganz lieblich aus. der Dachrinne dem Schläfer ins Maul. Er aber schüttel­te unwillig den Kopf, nnd brummte verdrüßlich: ,Zh — ih ma, — ma, — mag nix mehr sauf'n, ih bin eh schon ganz voll! . . . seyd's net gar — a f o zudringli." Süße Hoffnung. Zwei blutarme Studen­ten schliefen in ihrem Dachzimmerlein. Auf einmal

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