Pesther und Ofner Wegweiser Kalender 1837

Pesther und Ofner Wegweiser Kalender 1837. - Königliche Freistadt Pesth

++ 101 »-* Anettvoten Der Wirckh. -- Der Kellner. W. He Saqncrl! Was ift'sdenn, Haft gestern auf die Nacht dem Passagier Nro 8 die Maß Wein aufgeschrieben? K. Die Maß Wein? — (besinnt sich) mir scheint »a;-------ja, ja, ich hab's ausgeschrieben, 's fallt mir schon ein! W. Nur acht geben! Ich will nicht daß meine Passagiers zu kurz kommen, — wenn du's aber nicht gewiß waßt — so iftS g'fcheiter, du schreibst ihwS lieber noch einmal auf! Eine Frau. Ein Fremder,(ist im Thea­ter sehr unruhig). Die Fr. (hinter ihm) Pst, pst (halb laut) Na, das iS mir mein Lebtag nit vor­gekommen diese Ungezogenheit, (ganz laut) Mein Herr! Sie scheinen nicht von hier zu seyn? Der Fremde, (spöttisch)O nein, nein, meine Hochverehrteste, ich bin nicht von.hier. Die Frau. So? nun Hab ichs mir wohl gedacht; aber — Sie sind gewiß auch nicht gar weit her? Der Kaufmann. Der Ladendiener. Kaufm. (zornig) Herr Komis! Sie vergessen den Unterschied zwischen einem Menschen wie ich, und einem Menschen wie Sie. Ladendiener (heftig). O nein, — ich weiß den Unterschied recht gut! — ein Mensch wie Sie, hat 30 tausend fl., ein Mensch wie ich, hat 30 bittre Dienftjahre! Kaufm. (gelassener) Aber ein Mensch, wie Sie sollte höflicher antworten, dacht ich! Ladendiener. Ja wohl! — allein vor ei. riem Menschen, wie Sie, bin ich kein Mensch, wie ich! —v Ein Friseur.— Ein Jemand, (aus dem Fenster des zweiten Stockes). Friseur! Friseur! Was laufens denn gar so entsetzlich! Habens nit ein bis- fel Seit? Friseur. (bleibt stehn) O ja! — WaS schaf. sens denn? So will ich glei ausi kommen? Der Jemand. Na, ich brauch Ihnen nicht! ich Hab mir nur gedacht: Wenn Sie Zeit ha. ben, so sind Sie ja ein Narr, daß so lau­fen thun! Recht und Unrecht. In einer Dorfschule wollte der Gutsbesitzer die liebe Schuljugend ein we­nig examiniren. Der erste, den er aufrief, war ein vierschrötiger Bursche. „Jürgel!" fragte er ihm,— „weift du mir zu sagen, was Recht und Unrecht ist?" „Na, daß waß ih nit!" — war die Antwort. — „Ey mein Lieber" — fuhr der Gutsherr freundlich fort: — „Du warst schon groß genug um dieß zu wissen; aber vielleicht fehlt es dir an dem richtigen Begriff? — gib acht ich werde auf sokratische Art dich auf die Antwort leiten! sage mir: wenn dein Schulkammerad — der Steffel zum Beispiel, von seiner Mutter ein Stück Brod auf die Jausen bekä­me, und du nimmst es ihm mit Gewalt weg — waS thuft du da?"—]„hi, hi, hi!" lachte Jürgel mit einem Schafsgesichte,— „ich friß es holt auf!" Die List. Der Bediente eines Generals klopf­te dessen Gallauniform im Vorhause aus. Da trat ein fremder Mensch zu ihm, und überreichte ihm ein versiegeltes Billet mit dem Worten: „Seyn Sie so gut, und geben Sie diesen Brief nur gleich an Ihren Herrn, ich warte auf Antwort, es ist recht drin­gend." — Der General, der sich eben rasirte, läßt alles liegen und stehen, erbricht neugierig den Brief, und liest. „Gehts, so ifié gut, — gehts nicht, so muß ichs gut seyn lassen!" — Der Mensch muß ja toll seyn? der diesen Brief geschrieben, rief der General ärgerlich, — laß ihn einmal zu mir hereinkommen. Der Bediente lief hinaus, kam aber schnell wieder herein, jammernd: „Ach Gott! e s ist ge­gangen! — der verdammte Briefübergeber hat Ih - re Gallauniform gestohlen!" — 14

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