Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1839 (pesth)
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1839. - Allerlei zum Zeitvertreib
28 Urtfet dem Unsinn und den Lächerlichkeiten, welche ungebildete Sentimentalität oder Mangel an Sprachkenntniß Hervorbringen, nimmt das Folgende einen der ersten Plätze ein, „9(m 27. Abends 10 Uhr endete mein guter Mann, der Bürstenmachermeister Herr Friedr. Pommer, im 46. Le- ßensjahre seine irdische Laufbahn, viel zu früh für mich und meine 5 Kinder, an einer unheilbaren Lungenschwindsucht. Da der Herr Arzt Varges ihn schon fünfmal mit Gottes Hilfe durch außerordentlichen Fleiß herausgehvlfen, so war eS diesmal doch nicht möglich, und ich kann meinen Dank mit Worten nicht aussprechen« Gott erhalte diesen edlen Mann noch lange zum Wvhle der leidenden Menschheit. Ein Preuße sagte zu einem andern, der ein altes krankes Weib hatte: Bruder, dein Weib dauert mir I® „Du Mer Jott!" war die Erwiederung, ,mir dauert sie schon letvaltig langes „Erzählet mir die Naturgeschichte des Rindviehes!* sagte ein Magister zu seinen Schülern. Diese schwiegen. „Laßt mich nicht lange auf eine Antwort warten," sagte er, indem er die drohend geballte Faust erhob, „ihr kennt /a meine Natur! Als einst ein Jsraelite auf die Sängerin Sonntag ein Epigramm gemacht hatte, bemerkte Jemand: es habe sich der Schabbes auf Sonntag v c r Í e <yt. „Der hat einen Buckel, der hat einen Buckel," schrieen zwei Leipziger Straßenbubcn einem Krüppel nach. Da dieser that, als habe er keine Ohren, sagte der eine Schreihals zu dem andern: „Weißt du, warum er sich nicht umsteht?" — „Nun?" — „Weil cr's schon weiß." „Hcitzt ein l" sagte ein Passagier zu einem einfältigen Marqueur, der erst seit einigen Tagen angenommen war. — „Für wie viel Personen?" sruz der arme Teufel. Als man einem Verbrecher ankündigte, er sek verur- lheilt zu zweijähriger Gesängnißstrafe, und alle Vierteljahre 25 Stvckstreiche zu erhalten, sagte er: „91*, Herr Richter! ich denke, die Halste wäre auch genug!" „Hier wird nicht gehandelt!" erwiederte der Richter barsch, und ließ den Verurthellteu absühren. Dieser aber bekam bald Gelegenheit aus seiner Hast zu entwischen, und nachdem er glücklich über die Grenze gekommen war, schrieb er an ten Richter: „Mein Herr! Wo man nicht festseyk, muß man handeln lassen." Ein Maler wollte seine Braut malen. „8a§’ das gut sein, lieber Adolph!" sagte sie, „bis nach unserer Hochzeit, dann wird das Bild natürlicher ausfatten; denn alsdann wirst Du mir nicht mehr schmeicheln. Ein Handels-Jude rief iu einem Hotel sein „Handle •vüd !“ — Der Garzon wollte einen Witz machen, und fragte den Juden: »Kaust ihr auch Leinwäsche?" „Alles kaufe :(b,“ erwiederte der Jude. „Was gebt ihr also für ein Paar nftc Stiefelfetzen, aber sie stnd stark zerrissen, und inen davon habe ich verloren." „Drei Gulden, jun» jcr Jpetr, für den Zentner," antwortete der schlaue Jude. Der Schnur- und Knebelbart. Als die Mauren in Europa eingefasten waren, lehrt eine alte Chronik, fand sich da eine Wache mit dem mahomedanischen Volke vermischt. Man mußte auf ein Mittel sinnen, um sich tet jedem Zusammentreffen augenblicklich von den Ungläus bigén zu unterscheiden. Die Christen ließen sich demnach quer unter der Nase und gleich unter der Lippe eme verr ticale Haarlinie bis unter das Kinn hcrabwachsen, wodurch das Zeichen des Kreuzes dargestellt wurde. Dieses Mert- mal legte ursprünglich den Grund zu der ersten Unifor- mirung des Kriegsvvlks. Der Ursprung dieser Gesichts- zierde ist also sehr edel. Das stockende Gewerbe. Einst in eines heißen Sommers Mitte Bettelte ein Mann in seiner Noth: „Haben Euer Gnaden doch die Güte, Bitte schön, nur auf ein kleines Brod. Unsereiner lebt doch gar so ärmlich, Müffih steht man immer, früh nnd spät. Mein Gott, der Verdienst ist recht erbärmlich Weil jetzt mein Gewerbe gar nicht geht" ^ Und es reicht ihm eine kleine Gabe Jemand, und bedauert ihn recht sehr. Fragt ihn, was für ein Geschäft er habe? — „Ein Schneeschaufler bin ich, gnädiger Herr!" Iß »Wenn gehen ihre Studien an?" fragte Jemand ttfe nen Studenten. „Die Studien? den Montag; aber dqS Studium geht immer nur an," antwortete Jener. „Wir haben Nachrichten von verschiedenen Markts?- ten," stand in einem öffentlichen Blatte; was sind denn k»S eigentlich für Torten, Mark-Torten?" fragte eine Dame. Ein Minister fragte seinen Fürsten, wer eine gewisse vacante Stelle bekommen soste. Dieser, der eben nicht bek der besten Laune war, antwortete hitzig: „Der Teufels Der Minister bückte sich tief und fragte gelassen: „Befehlen Jhrv Durchlaucht, daß die Ausfertigung an ihn in der gewöhnlichen Form: An Unfern Lieben Getreuen, expedirt wird?" Der Fürst besann sich einen Augenblick, klopfte dem Minister auf die Schulter, und sagte: „Neln> mein Lieber! eben Hab' ich mich bedacht, der soll sie auch nicht haben; er ist gar zu nahe mit Ihnen verwandt." Der Seelenhirt zu M*** war gestorben; ein AMls- bruder hielt ihm eine salbungsvolle Leichenrede, in welcher er sich unter Anderem der Worte bedienter „der uns Alikén theuer war." „Ja tHeu er war er," rief elfe dabeistehendcr Bauer, „für eine Lindtaufe habe ich lhm müssen einen Species geben.« Die verrätherische Nase. Mein Freund S. war Verwalter im Spitale zu W..., dem schönsten Denkmale eines großen Kaisers. — Eines Tages besuchte kh meinen Freund, der als lebensfroher heiterer Biedermami ein großer Freund des socialen Lebens war. Ein tüchtiger Geschäftsmann, ein flinker Arbeiter und ein wahrer Freund ln der Noth, war er bei Jedermann beliebt. Als ich die bekannte Stiege Hinaufstieg , hörte ich meinen Freund mit feinen Untergebenen sehr lebhaft sprechen. „Liest er ihnen wieder einmal den Te/t," dachte ich, als mein Freund, dir Stirn ein bischen in Falten gezogen, aus der Flur, mit einem Bogen Papier in der Hand, mir vachkam.— „(Statt«