Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838. - Allerlei zum Zeit vertreib

3D dasselbe aufmerksam. Er nahm es als Dienstmädchen zu stch und da cs in seinem Betragen eben so viel Anstand als Verstand verrieth, so heirathete er es nach einiger Zeit. Nach mehreren Zähren starb er, und seine Frau, der er ein ansehnliches Vermögen hinterließ, war noch jung und hübsch. Sie gab die Bräucret auf und wurde Herrn Hyde, einem Rechtsgelehrten, empfohlen, der die Angelegenheiten ihres verstorbenen Mannes am besten be- sorgen könne. Hyde, der in der Folge als Graf von Clarendon berühmt wurde, fand, daß die Frau ein sehr beträchtliches Vermögen hatte und heirathete sie. In die­ser Ehe erzeugte er mit ihr eine Tochter, welche die Ge­mahlin des Königs Johann II. und die Mutter der bei­den Königinnen von England, Maria und Anna wurde. Grund zur Bitte. Vor einiger Zeit wurde in ... die Stelle eines Oberaufsehcrs über die Gefangenen in einer Festung erledigt, wozu stch Jemand mit folgender Bittschrift bewarb: »da mich der liebe Gott mit einer un­beschreiblichen Hartherzigkeit gesegnet hat, so schmeichle ich mir, daß Ew. mir die erledigte Stelle eines Obcraufsehers über die Gefangenen vor allen Andern übertragen werden.« Der bestrafte Geihhals. In K... lebte ein gei- higer Landedelmann, der allcnhalben gern mitschmaußle, wcnns ihm nichts kostete, zu Hause aber weder sich, noch den Seinigen etwas zu Gute that. Eine Gesellschaft von 15 Personen entschloß stch, die­sen Geihhals zu bestrafen, und ihn einmal unversehens mit Roß und Mann zu überfallen. Sie trafen zwei Stun­den vor Tische ein und der Edelmann, der sie aus seinem Fenster abstcigcn sah, hatte gerade noch so viel Zeit, in den Garten zu entfliehen. Das Gesinde gab den Herrn des Hauses für abwesend an, besonders beklagte die Haushäl­terin, daß für so viele Pferde nicht Stallung genug da seyn würde, und sie stch auch für die Herren auf keine Mahl­zeit vorbereitet hätte. Allein die Gesellschaft blieb doch da, und erklärte, daß die Pferde ihren Hafer schon einmal unter freiem Himmel fressen würden; sie selbst aber wollte mildem, was der Himmel bescheert habe, vorlieb nehmen. Einige machten sich auch sogleich über das im Hofe in Men­ge herumlaufende Federvieh her, erwürgten soviel, als sie nur zu verzehren dachten, und Übergaben solches ihrem eigenen bei sich habenden Koch. Hierauf giftigen sie in den Garten, weil ihnen ein bestochener Bedienter verrieth, daß sie dort den Wirth antrcffen würden. Dieser entfloh bei ih­rer Ankunft aus dem Ganerihause unter einen umgestürzten hohlen Weidenbaum ; aber auch dortwurde er verrathen. Die Ges.llschast umringte den Baum, und Einer von ihnen schlug zum Zeitvertreib vor, daß sie mit dem bei stch habenden Flinten einstweilen nach dem Ziele schießen wollten,'bis die Mahlzeit fertig wäre. Der Vorschlag gefiel. Die Flinten wurden herbei geschafft, und ein Ziel ganz am Ende des hohlen Baums angebracht; Einer schoß ganz blind darnach und entschuldigte seinen Fehlschuß, und verlangte, daß das Ziel weiter in die Mitte des Baums angebracht werden müßte. Jetzt kann man stch die Todesangst des Edelmanns leicht vorstellen; er kroch, da er sich nunmehr in augen­scheinlicher Lebensgefahr sah, halb tobt unter seinem Zu­fluchtsort hervor. Mit lautem Gelächter empfkeng man ' ihn, und führte ihn zur Tafel; wo es sich die ganze Ge- sellschaft trefflich, der Wirth aber sehr mittelmäßig schme­cken ließ. Der Unterschied. Leßing fragte einst einen Ju­den , ob er wohl den Unterschied zwischen einem Trauer- und zwischen einem Schauspiele wisse ? »Mey! erwiederte der Jude, warum das nicht? Wenn der Kerl das Mädel kriegt, isis ein Schauspiel, wenn ers aber nicht kriegt, ein Trau­erspiel.« Wer das Unglück hat, der darf für b e ft Sport nicht sorgen. Herr von Pr in, dessen Ge- malin manche Licbeshändel hatte, befand sich zu Versail­les in dem Zimmer deS Königs Ludwigs XV., und neigte sich, um etwas zu lesen, über einen Tisch, üuf dem ein Licht stand. Seine Perücke kam der Flamme zu nahe und fing an zu brennen. Er riß sie vom Kopfe, löschte sie aus und da sie nicht viel gelitten hatte, so setzte er sie wieder auf. Indessen gab es im Zimmer einen Übeln Ge- ruch, und noch ehe dieser vertrieben werden konnte, erschien dcr König. Ohne zu wissen, was vvrgcfallen war, und ohne alle Bosheit, sagte er: »es riecht sehr übel im Zim­mer, beinahe wie verbranntes Horn.« Dies Wort über­raschte alle Anwesende wie ein Blitz und Alle brachen in ein lautes Gelächter aus, das selbst die Gegenwart des Königs nicht unterdrücken konnte. Herr v. Prin entfernte stch augenblicklich. Dcr Fasttag. Peter der Große marschirte einst mit seiner Armee in den Wüsteneien des Dniepers. Der Vorrath von Lebensmitteln war gänzlich aufgezehrt, der hungrige Soldalt schrie ängstlich nach Brod ur,d doch konnte man in mehrern Tagen keins erhalten. In dieser Verlegenheit befahl er den Popen heimlich, sie sollen der Armee bekannt machen, daß der griechische Kalender auf den folgenden Tag einen feierlicher Fasttag enthalte: dieß wurde der ganzen Armee bekannt gemacht. Die Russen glaubten es, Jedermann fastete gewissenhaft, Niemand murrte und der Kaiser erhielt Zeit, Lebensmittel herbei- schaffen zu lassen. Die Belehrung des Malers. Der Sultan Ma homed II. war ein Liebhaber der Malerei und ließ deßhalb einen venetianischen Maler, Namens Bellis, nach Constantinopel kommen. Er fab oft zu, wenn dieser arbeitete. Als Bellis einst das Haupt des heil. Johannes malte, und dcr Sultan glaubte, es sey nicht recht natür­lich gemacht, der Maler aber feinen Fehler nicht sogleich begreiffen konnte, ließ er einen Sklaven kommen, um ihn zu zeigen, wie es seyn müsse. Kaum war der Sklave ins Zimmer getreten, so ließ ihm der Sultan den Kopf ab- bauen, hob ihn dann auf und zeigte ihn den Maler. »Seht Ihr wohl, wie sich der Kopf einzicht, wenn er vom Rum- pfc ist.« Wie dem Maser bei diesem Anblicke zn Muthe mt „ läßt stch leicht denken.

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