Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838. - Allerlei zum Zeit vertreib

n'---- 40 -— Dte eble Gattin. Eine junge Engländerin von einem sehr guten Hause machte Bekanntschaft mit einem Cornet, der in ihrer Stadt auf Werbung lag. Er ver­liebte sich leidenschaftlich in sie; seine Liebe wurde erwie- dert und bald wurden sie einander unentbehrlich. Jetzt wurde der Cornet zu seinem Regimente zurückberufen, das nach Nordamerika eingeschifft werden sollte. Er beredete seine Geliebte, ihm zu folgen; sie faßte bald den Entschluß und ließ auf dem Tische, an ihre Ältern einen Brief liegen, in welchem sie den rührendsten Abschied von ihnen nahm und sie bat, sich ihrentwillen keine Sorge zu machen, weil ihre Ehre durchaus keine Gefahr laufe. Die besorgten Ältern ließen ihre Tochter ln allen Zei- tungen mit dem Versprechen einer vollkommenen Verzei­hung auffordern, in ihre Arme zurückzukehren, allein Alles war umsonst; denn sie befand sich bereits zur See und segelte mit ihren Geliebten nach Amerika. Kaum waren sie glück­lich in Newyork angelangt, so ließen sie sich sogleich trauen. Nunmehro lebten sie eine Zeltlang sehr vergnügt und glück­lich , allein zu ihrem Unglücke verliebte sich der Oberste des Regiments in sie, unter welchem ihr Gatte diente. Sie war schön, geistreich und tugendhaft, sie gefiel auch vielen Offizieren des Regiments, die aber aus Ehrfurcht gegen ihren Befehlshaber zurücktraten. Der Oberste wandte alle Kunstgriffe an, die junge Frau zu verführen; sie wieß aber alle feine Anträge ab und liebte ihren Gatten um so inniger und treuer. Der Ober­ste sah ein, daß, fo lange sie so getreulich an ihrem Gat- ten hange, für ihn keine Hoffnung fey, sie zu gewinnen. Er fing daher an ihn zu verfolgen. Einst als der junge Mann für seine Gattin Arzneikräuter suchte, welche seit einiger Zeit immer kränkelte, indem tiefer Gram an ihrem Herzen nagte, verirrte er sich über die Gränzen hinaus, welche oie Besatzung nicht überschreiten sollte. Man gab den Obersten Nachricht davon. Dieser verurtheilte ihn zur Gcfängnißstrafe und ließ ihn in einen feuchten Kerker wer­fen, wo er bald in eine Krankheit verfiel, bei welcher sein Leben Gefahr lief. Seine Frau war stets um ihn und wich nicht von seiner Seite; sie wollte ihn trotz ihrer schwan­kenden Gesundheit selbst warten, wenn sie auch dabei erlie­gen sollte. Beide befanden sich in dem kläglichsten Anstan­de. Lange überließ sie der Oberste ihrem Schicksal, um ihren Math zu brechen; endlich that er ihr den Antrag, sie von ihrem Manne zu trennen. Wenn sie dieß thun wolle, so versprach er ihr eine anständige Wohnung und Alles, was zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit und zu einem angenehmen Leben erforderlich ist. Diesen schimpflichen Antrag beantwortete die junge Frau durch einen offenen Brief, den jedermann las, und der aus den Obersten einen großen Eindruck machte. Er schämte sich, bereuete seine That, gab dem Cornet sogleich seine Freiheit wieder und versprach der gebeugten Gattin desselben, ihr nie wieder mit seiner Liebe beschwerlich zu fallen. Nicht tauge nachher wurde ihr Gatte wieder herge­stellt; er zeichnete sich bei mehreren Gelegenheiten aus, wurde befördert und rückte endlich bis zum Major auf. Nach Endigung des Krieges kehrte das edle Paar nach Europa zurück. Kurz vor ihrer Abreise wurde sie von einer Tochter entbunden. Unterwegs wurde der Major krank, und bei dem Mangel an frischen Lebensmitteln wollten keine Arzneien etwas fruchten. Seine Kräfte hatten sehr abgenvmmen, er welkte zusehends dahin und schien ohne Rettung verloren zu seyn. Da reichte ihm seine Gattin die Brust, an welcher er wieder neues Leben einsaugte. Er erholte sich nach und nach, beide kamen glücklich mit ihrem Kinde in England an, wurden von den Aliern der Gattin, deren Verzeihung sie bereits aus Amerika erflehet hatten, mit Freuden ausgenommen, und verlebten die glücklichsten Tage, welche eine tugendhafte und zufriedene Ehe geben kann. Uebermäßkger Stolz und Eigensinn. Die Kaiserin Katharina II. von Rußland ließ die berühmte Sängerin Gábrielt nach St. Petersburg einladen und fra­gen, wie viel sie Gehalt wünsche. Gábrielt verlangte sie­bentausend Rubel und außerdem noch freie Wohnnng mit Kutsche und Pferden. Man erwiederte ihr, kaum ein Feldmarschalk habe so viel Besoldung. »So mögen sich Ihro Majestät,« gab sie zur Antwort, »von Ihren Feld- marschällen Vorsingen lassen.« Die nämliche Sängerin ließ sich in Palermo auf der Insel Sicilien lieber zwölf Tage ins Gefängniß setzeu, als daß sie bei einem Feste, welches der Vicekanig gab, or­dentlich gesungen hätte. Sie brummte die Arien bloß zwi­schen den Zähnen und antwortete auf Bitten und Drohun­gen weiter nichts, als r »man kann mich wohl zum Schreien, aber nicht zum Singen bringen. Im Gefängniffe gab sie Gastmäler und bezahlte die Schulden armer Leute, welche deßhalb in Arrest waren und ihr, als sie wieder frei- war, mit Freuden - und Dankgeschrei nachfolgten, so, daß ihr Auszug aus dem Gefängnisse einem Triumphzuge glich. Bileams Degen. Ein Student, der einer Gesell­schaft beiderlei Geschlechts den Antikensaal zu Oxford zeigte,, machte recht ernst aufmerksam auf. einen großen Haudegen; »Das ist,« sagte er, »der Degen Bileams, womit er sei­nen Esel zu tödten drohte.« Eine Dame versetzte, sie habe nie gelesen, daß Bileam einen Degen hatte; cs heiße bloß in jüdischen Urkunden, er Habe sich einen Degen gewünscht­»Madame haben recht,« antwortete der Cicerone, das ist eben der, den sich Bileam gewünscht hat. Die gute Partie. »Ach! haben Sie schon gehört, daß gestern zu Abend plötzlich die reiche Witwe v. C... ver­storben ist?« sagte Jemand zu Benserade. »S chade,« erwiederte er; »vorgestern war sie eine gute Partiéi«

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