Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838 (Pesth)

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38 Madame. So büßt er vielleicht km Fegefeuer eini­ge Sünden ab. Narr. Will gleich sehen. (Er lief in eine andere Ecke des Zimmers und starrte wieder in die Wand hinein.) Nein! Madame, im Fegefeuer ist er auch nicht. Madame. Nun so müßte ergänz natürlich in der Hölle seyn. Narr. (Läuft in die dritte Ecke und kommt bald wie­der zurück.) Auch in der Hölle ist er nicht, sondern er sieht vor der Thüre; wegen des großen Kopfschmuckes, den Sie ihm bei seinen Lebzeiten aufgesetzt haben, kann er nicht hinein. Die hohe Meinung. Einem Negerfürsten wurden auf der Küste von G u i n e a einige Fra nz v sen vorge- ftellt, die daselbst ans Land gestiegen waren. Der Fürst saß unter einem Baume, sein Thron war ein Erdhaufen und seine Leibwache waren vier Neger, die mit hölzernen Speeren bewaffnet waren. Als sich ihm die Franzosen näherten, fragte er sie: »was sagt man denn von mir in Frankreich?« Das Amt. Ich kann nicht begreifen, sagte ein Herr zu dem Andern, wie sie ihre Wirthschaft eingerichtet haben? Ich bin überzeugt, daß Sie nicht mehr ausgeben als Sie einnehmen, und ob ich schon mehr Einkommen habe, als Sie, so kann ich doch nicht so gut leben. Wie geht nun das zu? »Ich habe ein Amt,« crwiederte der Andere. Ein Amt? ich habe nie etwas davon gehört. Was haben Sie denn für ein Amt? „Ich bin mein eigener Haushofmeister.« Loos des Unglücklichen. Wer den Hafen verläßt, den schwinden die Ufer, die Städte; Und im Nebel zuletzt treten die Berge zurück. Hat dich das Unglück ereilt, dann weichen die guten Bekannten, Kennen Verwandte Dich nicht, kennet nicht mehr Dich der.Freund. Umarmung des T»des. Als der Lord Ctzester- field sehr gefährlich kranklag und einen Besuch von einem sehr schönen Frauenzimmer bekam., das während der Unter­redung schaudernd auffuhr und ausries: »ich bin sokalt, wie der Tod!« »Wenn das ist, versetzte der Lord, so weigere ich mich nicht, ihn zu umarmen.« Die Schauspielerin Arnould. Die Schauspie­lerin Arnowld war bis zu ihrer Verheirathung eine Zierde der französischen Bühne, aber auch Eines der leichsinnjgstcn und witzigsten Geschöpfe von der Welt. Der Graf von L ... lebte eine Zeit lang mit ihr. Eine neue Liebschaft fesselte ihn; sie wußte es und schwieg. Endlich gestand ihr der Graf seine neue Neigung und sagte: »ich will Dirs mir gestehen, die Kleine interessirt mich, aber da ist ein verwünschter Maltheser der verfolgt sie beständig.« Ja, Carl! den hast Du zu fürchten. Wie so? Ein Maltheser! er hat ja den Eid geschworen, allen Ungetreuen (Infidéles) den Kopf abzuhauen. Cs fiel ihr endlich ein zu hekrathen und ein armer Ar­chitekt sollte der Glückliche seyn, dem sie ihre Hand geben wollte. Wie! rasten ihre Freundinnen aus, Du, die Du Fürsten und Grasen zu Deinen Füßen gesehen hast, willst die Frau dieses Mannes werden? »Kinder! erwkederte sie, was soll ich thuu? Alle Welt reißt meinen guten Ruf dar­nieder ; ich muß endlich an jemand denken, der sich aufs Aufbauen versteht.« Der bestrafte eitle Geck. Vor Kurzem befand sich ein Reisender in einem Gasthofe, wo er nebst mehre­ren Personen auf das Essen wartete. Ein junger Mensch, der so eben erst von Paris zurückkehrte und nach dem neue­sten Geschmack gekleidet war, trat ins Zimmer. Er grüßte Niemanden als sich selbst, besah sich im Spiegel, legte seinen Puh zurechte, bewunderte sich, trillerte eine Opern­arie , beguckte aufmerksam jeden Anwesenden und stellte zwischen ihm und sich eine Vergleichug an, die natürlich allemal zu seinem Vortheile ausfiel. In einer Ecke saß ein einfach gekleideter Mann, las in einem Buche und bekümmerte sich nicht um den Kleln- meisier. Diese Unaufmerksamkeit verdroß Ihn; da er jedoch denselben durchaus auf sich aufmerksam machen wollte, so näherte er sich ihm, und fragte ihn, ob er lese? »Wie er sieht!« »Darf man wohl fragen, was Sie lesen?« »Ein Lustspiel.« »Und wie heißt denn das interessante Stück, das uns das Vergnügen Ihrer Unterhaltung raubt?« »Der zudringliche Neugierige.« Alles verbarg ein heimliches Lachen. Der Klelnmei- ster erröthete und fragte etwas betroffen: »darsich mir den Namen desjenigen ausbitten, der mir für diesen Spott Ge- nugthuung schuldig ist?« »Ich bin der Oberst R... Mein Name kann Ihnen nicht unbekannt seyn , da ich bei Ihrem Vater oft Monti- rnngsstücke für das Regiment bestellt habe." Jeyt brach die ganze Gesellschaft in ein lautes Geläch­ter auö und der eingebildete Geck schlich sich vor Schaam blutroth fort, ohne nur weiter ein Wort zu sprechen und die Gaste aßen sehr vergnügt zu Mittage miteinander. Der gute Rath. Zu einem Schauspieler, der ge­wöhnlich auf der Bühne den Lustigmacher spielte, sagte ein Anderer, der fast immer nicht bei Casse war: »HilfHnir, für uns beide Masken ausfindcn, ^die uns unkenntlich machen." Sein Freund cntgegnete: »maskire Du Dich als Rei­ck er , ich will mich als ein vernünftiger Mensch ausstaffi- ren; so kennt uns Beide kein Mensch.« Gespräch. A. Wieviel Uhr haben wir denn? ß. Es ist fö eben halb Griff. A. Erlauben Sie, der Nachtwächter ruft gerade die zehnte Stunde aus. Ihre Uhr geht zu früh. ß. Ich bitt um Vergebung; der Nächwächter geht zu spät. Spiele des Schicksals. Während der Unruhen unter dem Könige Karl I. kam ein Landmädchen nach Lon­don, um sich als Dienstmädchen zu vermiethen, allein dies gelang ihr nicht. Es übernahm daher das Geschäft der Weiber, welche Bier aus den Brauhäusern tragen. Das Mädchen war wohl gebildet und der Brauer wurde auf

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