Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838. - Allerlei zum Zeit vertreib

mit der Bitte, ihren gestrigen Begleiter mit zu bringe«. Beide stellten sich zur bestimmten Zeit ein, und als man über Tische lustig war, überreichte die Wirthin ihrem Ga­ste seine Uhr unv sein Geld mit folgenden Worten: ,,Hier, mein tapferer Held! empfangen Sie das Ihrige wieder; ich war gestern in Gesellschaft mehrerer Damen und einiger Herren, unter denen besonders der Major K. ihren Muth und ihre Entschlossenheit rühmte; ich widersprach ihm, und versprach, Ihnen Geld und Uhr abzunehmen. Wie ich mein Versprechen erfüllt habe, das wissen Sie selbst." Die reuige Sünderin. Ein Mönch ermahnte in feiner Predigt die weibliche Jugend zu einem keuschen Le­benswandel und stellte ihnen die heilige Magdalena als Beispiel vor. Dieser sollten sie, auch wenn sie schon Sün­derinnen wären, in der Buße nachahmcn und Messen lesen lassen; wären sie aber ganz unschuldig, so möchten sie, zur Erhaltung ihrer jungfräulichen Tugend, bei der Mutter Gottes Messen bestellen. — Als der Mönch von der Kan­zel kam, bat ihn ein schönes Mädchen, eine Messe für sie zu lesen. Was denn für Eine? mein Kind, fragte er. — Natürlich, zur Mutter Gottes, antwortete, das Mädchen. Töchterchcn, sagte der schlaue Mönch, sey aufrichtig, und siehe Dich vor. — Je nun, Herr Pater, Sie können ein Bischen von der Magdalena mit darin anbringen. Wann hört eine Frau auf, ein Frauen­zimmer zu seyn? Viele Frauen glauben, sie bleiben ewig jung und können sich gar nicht an den Gedanken ge­wöhnen , daß sie aufhören zu gefallen. Eine hochbejahrte Dame wollte einen alten Freund besuchen, der sehr gefähr­lich krank war. Sie ließ sich melden, kam, allein die Tochter wollte sie nicht hinein lassen, weil ihr Vater keinen Besuch von Frauenzimmern mehr annähme. Ach, gutes Kind, rief die alte Dame aus, in meinen Jahren gibts keine Frauen­zimmer mehr. Spaßige Behauptung. Ein Italiener, der sich eine Zeit lang in England aufhielt, sagte einst, in Italien habe der Mond mehr Wärme als die Sonne in England. (S itt europäischer Tanzmcister unter den Wilden in Nordamerika. Der Charakter der Na­tionen, sagte Herr von Chateaubriand, verleugnet sich nirgends. Unsere Seeleute sagen, in den neuen Colo­mén machten die Spanier den Anfang mit der Erbau­ung einer Kirche, die England er mit einem Wirthshau- se, die Fran z osen mit einem Fort; und ich füge noch einen Tanzsaal hinzu. Ich befand mich in Amerika auf der Gränze des Landes der Wilden und erfuhr, daß ich auf der ersten Tagereise unter den Indianern Einen meiner Landsleute antreffen würde. Als ich zu den Cayu- gas kam, die zur Nation der Irokesen gehören, führte mich mein Führer in einen Wald, in dessen Mitte ich eine Art von Tenne erblickte, worauf ich etliche zwanzig Wilde, Mannspersonen und Frauenzimmer, antraf, die wie Zauberer beschmiert waren, halb nackt giengen, die Ohren ausgeschnitten hatten, auf den Kopfe Rabenfedern und in den Nasenlöchern Ringe trugen. Ein kleiner Fran­zose, gepudert undfrisirt, wie vormals, in apfekgrünem Rocke, mit einer Weste von Droguet, mit einer Hemde- krause und mit Manschetten von Muslin kratzte aus einer Sackgeige, nach deren Tönen diese Irokesen tanzten. Monsieur Violet (dies war sein Name) war Tanzmeisier bei den Wilden. Seinen Unterricht bezahlte man ihm in Biberfällen und in Bärenkeulen; er war während des ame­rikanischen Krieges Küchenjunge bei dem General Rocham- beau gewesen. Aach dem Abmarsche unserer Armee be­fand er sich zu New-York und entschloß sich daher, den Amerikanern Unterricht in den schönen Künsten zu ge­ben. Mit seinem Glücke erweiterten sich auch seine Plane; der neue Orpheus brachte die Cultur bis zu den herumir­renden Horden der neuen Welt. Wenn er mit mir von den Indianern sprach, sagte er immer: »diese Herren Wil. den und diese wilden Damen.« Die Schnelligkeit und Leich­tigkeit seiner Schüler erhoben ihn der Mühe gar sehr; wirk­lich habe ich niemals jemand solche Bocksprünge machen sehen. Seine kleine Violine hielt Mr. Violet zwischen das Kinn und die Brust und stimmte sein Jnsitüment; hierauf ries er auf irokesisch: »an eure Plätze!« und der ganze Trupp sprang wie ein Heer böser Geister. Die kurze Zeit. Man lachte einen Engländer aus, der zwanzig Jahre in T eut sch la n d gelebt und noch nicht teutfch sprechen gelernt hatte. Er aber gab zur Ant­wort: »was kann man wohl rechts in so kurzer Zeit lernen?« Sonderbare Antipathie. Der König von Preu­ßen W ilh e lm I. hatte gern große Soldaten , konnte aber die Italiener nicht leiten; man durfte ihm daher keine Leute von dieser Nation bringen. Einst hatte aber doch ein Oberster einen großen wohlgewachsenen Italiener ange­worben; damit aber der König doch keine Einwendung ge­gen ihn machen mochte, ließ er ihn gegen die Revuezeit folgende drei Fragen tcutsch beantworten lehren: Wie alt bist du? Wie lange dienst du? Wie bekommst du deine Löh­nung? Unglücklicher Weise fragte diesmal der König ausser der Ordnung, so daß also die Antworten folgendermaßen űuéficícn : Wie lange dienst du? — 20 Jahre — Wie alt bist du? — Ein halb Jahr — Kerl! bist du toll? — Richtig. Der Narr und die Witwe. Einst besuchte eins Gesellschaft von Herren und Damen in einer großen Stadt den traurigen Aufenthaltsort der Wahnsinnigen und stieß auf einen Narren, der gerate seinen.' lichten Zwischenraum hatte. Diesem fiel vorzüglich unter den Besuchenden ein schwarz gekleidetes Frauenzimmer auf, dem er sich zutrau­lich näherte und sich in folgendes Gespräch mit ihm einließ: »Sie trauern also, Madame!« Madame. Ja! mein Mann ist mir vor einigen Wo­chen gestorben. Der Narr. Ganz recht, Madame! Wo glauben Sie wohl, daß er sich jetzt befindet? Madame. Ich hoff, im Himmel. Der Narr Ich will gleich sehen. (Hier lief er in eine Ecke des Zimmers, schattete siaar in dle Mauer und kam zurück) Nein! Madame, im Himmel ist er nicht.

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