Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838 (Pesth)

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26 Während dieser Verrichtung war das Complott zur Reife gediehe». Alles war zu seiner Ausführung bereit. Man hatte nachstehenden Plan entworfen. Der erste Lieu­tenant sollte sich zum Eapitän begeben, wie um ihm einen Bericht abzustattcn. Mitten im Gespräch sollten die beiden andern Offiziere herekntretcn , den Capitän zu Boden wer­fen, ihn entwaffnen und aufs Verdeck bringen, um da weiter über ihn zu verfügen, t. h. ihm eine Kugel an den Hals zu befestigen, und ihn ins Meer zu werfen. Da vics hielt sich indeß bereit. Mit gespannten Pisto­len in beiden Händen stand er mitten in der Cajüte, als er durchs obere Gitterfenster die drei Offiziere sich besprechen sah. Einer davon hatte die Stricke, womit der Capitän gebunden werden sollte. Dieser, ein Pistol gegen die Thüre, das andere gegen die Pulverfässer gerichtet, war auf Altes gefaßt. Der erste Lieutenant ging langsam die Treppe hinab, öffnete dieThüre der Cajüte, und blieb wie versteinert, als er Davics entschlossene Haltung bemerkte. Er sank vor khm in die Knie, und bat um Gnade. Der Capitän be­gnügte sich, ihn in eine Nebcncajüte zu stoßen, dieersorg- sam verschloß. Gleich darauf fand sich der zweite Lieutenant ein, der, auf dieselbe Weise empfangen, Zeit genug hatte aufs Verdcck zurück zu eilen, wo er die Meuterer, von Davies verzweifeltem Entschlüsse, sie alle in die Luft zn sprengen, benachrichtigte. Niemand wollte sich jetzt in des Schiffes untern Theil wagen, und mehrere Matrosen erklärten, daß sie mit den Rädelsführern nicht länger gemeinschaftliche Sache machen wollen. In demselben Augenblick erschien der Capitän, seine scharfgeladenen Pistolen in der Hand, begleitet von dem ebenfalls bewaffneten Lebensmittel-Commis, die Mann­schaft zur Unterwerfung auffordernd. Ein Theil zeigte sich dazu geneigt; die übrigen blicbcn unentschlossen. Unter der Drohung, jedem Wiederspenstigen eine Ku­gel durch den Kopf zu jagen, trieb er die Matrosen gegen des Schiffes Vorderthcil, und verbot ihnen bei Todesstrafe bis zum Großmast zu kommen. Er rief sodann den Zimmer­mann , und bewaffnete ihn ebenfalls. Durch sein entschlossenes Benehmen hielt er die Meu­terer um so mehr im Zaum, da er sich immer in der Nähe der Pulverfässer hielt, und sic befürchten mußten, bei irgend einem Unternehmen ihrerseits, mit ihm in die Luft zu flie­gen. Seine beiden Getreuen wachten am Deckenfenster der Cajüte, um, durch ein vorher übereingckommenes Zei­chen, von allem, was vorging, ihn sogleich zu benach­richtigen. Davies hatte sogleich eine andre Richtung genommen als die, welche die Meuterer dem Schiffe gegeben. Ihre Absicht war gewesen, des Fahrzeuges sich zu bemächtigen, den ersten Lieutenant zum Capitän zu machen, und See- ränbe-ei zu treiben­Nach 6 Tagen und Nächten, während deren der Ca- pktän und seine Getreuen unausgesetzt auf ihrer Hut ge­wesen,, so daß nur einer von ihnen ein Paar Stunden schla­fen durfte, während die beiden andern wachten, erreichte man die Mündung des Plata - Stroms, wo man eine brit- tische Fregatte fand, der die Meuterer übergeben wurden. Der englische General-Consul zu Buenos-Ayres unter­zog sie einem ersten Verhör, woraus sich ergab, daß 6ad ganze Cvmplot ursprünglich von dem ersten Lieutenant an­gesponnen worden, der alle Matrosen des Manly, einen nach dem andern, dafür gewonnen. Dieß Fahrzeug, ehe­mals eine Brigg von 14 Kanonen, hatte ihm vortrefflich geschienen zur Secräuberei, weshalb er darauf hingear­beitet desselben zu diesem Zwecke sich zu bemächtigen. Man sonderte die Irregeleiteten von den eigentlichen Rädelsführer, und schickte die 3 Offiziere, nebst 2 Ma­trosen nach London, wo sie vor dem Marine-Gericht er­schienen, das die beiden letzten zu lebenslänglicher Depor­tation nach Neusüdwales und die 3 ersten zum Tode verur- theilte. Die Sentenz lautete: daß sie an den Masten deS Schiffes gehängt werden sollten, dessen sie sich hatten 6e» mächtigen wollen. Das Betragen und die Unerschrocken­heit des Capitäns Davieö wurden andrerseits gebührend belobt. Wahre B e g e b e n h e it. In Paris ereignete sich vor Kurzem folgender Zug von Rechtlichkeit. Ein Bvrsespecn- lant verlor auf dem Wege seine Brieftasche mit 50,000 F». in Papiergeld. Erist in Verzweiflung und wandelt, Todes» gedanken brütend, am Ufer der Seine. Ein Bettelmann mit schneebleichen Haaren bittet den Unglücklichen um eine kleine Gabe, und stört ihn aus seinen finstern Träumen. Packt euch zum Henker, ich habe nichts, rief jener zornig, ich bin ärmer als ihr, denn ich habe mein ganzes Vermö­gen in einer Brieftasche verloren. He ute? fragte der Bettler in gespannter Erwartung. Ja heute. Wie viel Geld war in der Brieftasche? Gerade 50,000 Fr. Wie sah die Brieftasche aus? Sie war mit blauem goldgestiktem Seidenstoff über­zogen, und zeigte in der Mitte einen Kranz mit den Buch­staben T. S. R. De r Bettler griff in seine Rocktasche und sagte: Hie» haben Sie Ihr verlornes Geld, mein Herr, ich war eben im Begriffe, meinen Fund der Polizeibehörde einzuhändi« gen. Zuvor wollte ich mir aber ein Mittagsbrot erbetteln, denn ich habe den ganzen Morgen nichts gegessen. Welch ein günstiger Zufall, mein Herr, Sie zu treffen, um Ihnen selbst das Verlorene wieder zu geben. Sprachlos starrt« der Dörsespeculant bald die Brieftasche bald den Finder an. Mit Hastigkeit zählte er den Inhalt und gab hierauf dem armen Manne eine Note mit dem Bedeuten, selbe in Scher- dcmünze umwechseln zu lassen. Der Bettler brachte nach einer Weile das verlangte Geld, und entschuldigte sich, daß er für 5 Sous Brot habe kaufen müssen, damit die Note gewechselt worden sey Der Speculant strich das Geld ein, und sagte, indem er sich eiligst entfernte: Diese 5 Sous schenke ich dir als Belohnung; lasse dir dein Brot gut schmecken.

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