Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838. - Allerlei zum Zeit vertreib

27 Freie Brücken Passage. Ein reisender Hand­werksbursche , der eine große Brücke passirte, wurde angc- I-alten, um 3 Pfenninge Brückenzoll zu erlegen. Er revi­diere seine Baarschaft, und findet, daß sie nur noch aus zwei Pfenningen besteht. Diese reichte er dem Zvlleinneh- mer dar, mit der Versicherung, daß er nicht mehr besitze. Der Zolleinehmer will ihn aber durchaus nicht passiren lassen, sondern verlangt noch einen Pfennig. „Nun dann,« sagte der Handwerksbursche, »so muß Ich noch einmal nach der Stadt zurückgehen, und mir einen erfechten." Ein Fran­zose, der den ganzen Vorgang mit angehört hatte, hält den Handwerksburschen zurück, nimmt ihn aufseine Schultern und sagt zu dem nicht wenig erstaunten Zvtleinnehmer: „Ick für mick und was ick auf die Buckel habe, nicks zu bezah- len brauche,« und trägt seine Last ruhig die Brücke hin­über. Witz im Sterben. Doctvr ! rief ein witziger Kopf, der auf dem Sterbebette lag: wissen Sie mir wohl einen technischen Ausdruck dafür zu sagen, wie mein Puls schlägt? Nein, nicht so eigentlich. So lassen Sie mich zu guter Letzt noch die Wissen­schaft damit bereichern: »Mein Puls schlägt den Tvdten- marsch.« — Der gewissenhafte Re krut. Was sind Eure Obliegenheiten , wenn Ihr vor der Hauptwache Schildwacht steht? fragte ein belgischer Unter offi cf er einen Rekruten, und erhielt die genügendsten Antworten. — Gut! — fuhr d« Prüfende fort! — Aber angenommen: es käme ein großer Haufen Volks mit wilden tumultuarischen Geschrei die Strasse herab, was würdet Ihr dann tbun? Ich würde das Gewehr präsentiren. — Seyd Ihr verrückt Mensch! Warum denn? — Ja man kann ja nicht wissen ob nicht ein Stabsoffizier darunter ist. — Sie Entführung. Am Tage der Darstellung von der Zauberflöte entführte aus R. der Mustkdirector, Na­mens Mohr, Pamina, Mad. S., deren Mann den Sara- stro zu geben hatte. Auf geschehene Anzeige an die Polizei, wurde den Flüchtlingen nachgesetzt, diese eingeholt und vor den Dircc- tvr gebracht; dieser hielt ihnen die nvthige Strafpredigt und fällte das kurze, den Schuldigen leicht scheinende Ur­thal : »Sie, Madame S., singen Ihre Parthie; Sie, Herr M., dirigiren, und Sie (zu dem gekränkten Manne) be­herzigen die A orte: In diesen heiligen Hallen kennt man fcie Rache nicht. Adieu! — Keiner der Derurtheilten hatte an den Text der Oper gedacht; als aber Pamina Im ersten ftínaíe vor Sarastro gebracht wurde und sang: „Herr, ich bin zwar Derbrecherinn , allein die Schuld lag nicht an mir, der böse Mohr verlangte Liebe,« brach das Publikum in allgemeines Applaudiren aus, und strafte so die Schuldi­gen. Ein Gleiches geschah nach den Worten Sarastro's : »Steh'auf, erheitre Dich, o Liebe! Du liebest einen An­dern sehr! Zur Liebe will ich Dich nicht zwingen, doch geb' ich Dir die Freiheit nicht!« Der Verfolgte als Retter. Einem Pariser Gassenjungen (gamin) fiel es ein, ungeachtet des dawider bestehenden Verbots, auf offener Setne Schwimmübungen vorzunehmen. Ein Stadkser gent, der solches gewährte, eilte dem User zu, um die Arretirung des Schwimmers zu veranlassen und zugleich die daruf gesetzte Belohnung von 20 Sous zu verdienen. Aber der Junge, der sich im Sichern wußte, suchte durch Entwicklung all seiner Schwimmkünste, und zwar bald durch ruhiges Aufliegen, und bald darauf durch längeres Untertauchen. die Langmuth des Scrgcnten zu ermüden. Es kam jedoch endlich ein Augenblick, worin der Verfolger ein geschicktes Manöver aussührte, denn da­durch, daß er von einem Wäscherkahne auf einen Floß rasch übersetzte, brachte er die zahlreichen Zuschauer auf die Der- muthung, das Gesetz würde endlich obsiegen. Unglücklicher­weise glitschte er mit dem Fuße aus und fiel ins Wasser. Der Gamin stürzte sich nun auf den Stadtscrgenten, half ihm aus der Tiefe heraus und stieg zuletzt mit dem Geret­teten auf den Floß hinauf. — „Gamin, sprach jetzt der Sergent, ich bin dir erkenntlich für deine Hülfeleistung und gestatte dir abzuzichen.* —Sergent, erwicderte der Gamin, ich kann unmöglich dieselbe Großmuth gegen euch zeigen. Hättet ihr mich bekommen, so würde man euch, dem Tarife gemäß, zwanzig Sous ausbczahlt haben; der Tarif gilt aber für Alle. Ich habe euch das Leben gerettet, und das Leben eines Stadtsergentcn gilt sogut 25 Franken, wie jenes eines andern. Ich lasse euch demnach nicht los, bis ich nicht die verdiente Rettungsbelohnung erhalten habe. Nun ließ sich der Gamin seine, in einem Kahne versteckt gewesene, Kleidung von einem Kameraden bringen, und folgte dem Sergenten zu der Obrigkeit, wo man ihm auch ungesäumt den angesprochenen Betrag ausfolgte. Der eilige Soldat. Heda, Kamerad! rief bekm Ausmarsche eines Regiments der Wirth des Fleckens einem vorüber eilenden Soldaten zu: „Kommt doch ein Bißchen her! Hier stehen auch noch drei halbe Wein von gestern Abend. — „Trinkt sie aus!« Bester Wirth! trinkt sie nur aus, sonst werden sie sauer;« lief der Soldat zurück, indem er weiter sprang. Der Savo jard und der Affe. Zu einer reichen Witwe, die mit Ihrer Tochter auf einem Landgute bei Röthelstekn lebte, kam eines Nachmittags ein Savó­ja rde, der an einem rothen Bande einen Affen lenkte, welcher in dem Hofraume des Landhauses gar kühne Sprün­ge und Tänze aufführte. Mutter und Tochter waren ent­zückt über das Possierliche des Affen, und befragten den S a v o j a r d e n, ob er ihm nicht verkaufen wolle. De r Savojarde, ohne sich lange zu besinnen, sagte »Ja,« strich seine dafür verlangten zehn Ducaeen ein, und ging. — Mu tter und Tochter unterhielten sich oft Stundenlang mit dem niedlichen Thiere, welches sie Mamm ok nann­ten , und der nie von ihrer Seite kam; es wurde ihm so­gar das Toiletten Zimmer der Tochter als Schlafgemach angewiesen, kurz, Mammok hatte ein so zuckersüßes Leben, wie es noch keinem Affen wurde. Als Mammock bereits 14 Tage in dem Hause der Witwe verlebt hatte, gab Jemand in der Nachbarschaft ein glänzendes Ballfcst, bei welchem Alles im größten Putze erscheinen mußte-

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