Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838. - Allerlei zum Zeit vertreib

Allerlei |um Leilvertreib. 25 Verwegenheit zweier englischen Diebe. In der kleinen , 25 Stunden von London entfernten Stadt Malmesbury trug sich unlängst ein seltsamer Vorfall zu. Ein junger elegant gekleideter Mensch kömmt nebst einem Bedienten, der einen kleinen Tisch trägt, auf den Markt­platz. Er stellt große Säcke auf, schüttet Goldstücke aus denselben auf den Tisch, und ruft dem staunenden Volke zu: »Aechte Svuoeraiiisd'or (ungcfährt 12 st ) zu 6 Pence (18 Kreuzer) das Stück I Wer will sein Glück versuchen und 12,000 Sonverains zu 6 Pence bas Stück kaufen? Eilen Sie, meine Herren und Damen, denn ich habe de­ren nicht für Jedermann. Eine Zeit fand seine Waare wenig Abgang, denn 6 Pence war zu viel, wenn die Souverains etwa nur ver­goldete Rechenpfennige gewesen wären. Indes befand sich unter der Menge ein Mann, der, nachdem er einige Stücke getarnt hatte, die Neugierigen bei Seite nahm und ihnen zuflüsterte: »Welch ein Unglück. daß ich nicht mehr Geld bei mir habe! der Mensch, den ihr da seht, ist den Agent des reichen Capitäns Berkeley, der mit dem reichen Guts­besitzer Roß, der ihn kennt, eine bedeutende Wette einging; Herr Berkeley hat gewettet, daß die 12.000 ächten Svu- verains binnen einer Stunde nicht alle an Manu gebracht seyn würden; eine Viertelstunde ist schon verflossen, und ich habe keine Zeit mehr, nach Hause zu gehen, um Gelb zu holen. Nach dieser vertraulichen Mithcilung strömten die Be­trogenen in Masse herbei, um die glänzenden Goldstücke zu kaufen, die auf der eineu Seite das Bild des regierenden Königs, auf der Rückseite aber ein von der gangbaren Münze ganz verschiedenes Gepräge trugen. Der Verkäufer weiß nicht, was er sagen soll, und scheint sehr verdrießlich über den schnellen Abgang seiner W»are; seine üble Laune steigert aber das Vertrauen nur immer mehr und lockt neue Käufer an. Di e Täuschung schwand jedoch bald; ein kn der Nähe wohnender Goldschmied, von dem Lärm herbeigelockr, be­weist den Geprellten, daß die Nechcnpfenige nicht einmal einen Penny werrh scyen. Die wüchcnde Menge siel hierauf über den angeblichen Agenten des Capitäns Berkeley und seinen Genossen her, und beide konnten sich nur mit Mühe und mit Zurücklassung ihrer Waare und der bereits gemach­ten Einnahme retten. Der wackere Stellvertreter. Bei der letzten Rekrutenaushebung auf der Insel Oesel traf das Loos einen erst seit einem Jahre verhei'ratheten Bauer. Seine junge Frau, mit einem zwei Monat alten Säugling an der Brust, zerfloß in Thräuen, als sie sich von ihrem Mann, ihrem Beschützer und Ernährer, trennen sollte, der selbst seinen Schmerz nicht zu unterdrücken im Stande war. Plötzlich trat ein junger Bauer aus dem Kreise der Umstehenden und rief: »Nein, das junge Weib und das unmündige Kind sollen ihrer Stühe nicht.beraubt werden! Meiner Mutter bleibt ein jüngerer Bruder; gehe für den, welchen das Loos traf!“ Die so freudig überraschte Frau wußte sich kaum zu fassen, sie fiel ihrem Wohlthäter zu Füßen und sprach: »Du hast mir den Mann und dieser armen Waise den Vater geschenkt, Gott mag dir dafür lohnen, aber von mir nimm diese hundert Rubel, welche ich meinem Jakob auf dem Weg geben wollte, und ver­weigere mir diese Gunst nicht.« Der junge Bauer besann sich, dann antwortete er: »Ich nehme das Geld an, bringt es meiner alten Mutter, und sagt ihr, Gott wolle, daß ich meinem Kaiser diene und ihr eine Unterstützung bieten solle!« Dieser edle Zug des Mannes, sein Name ist Judrtck, rührte die Bauern so, baß sie augenblicklich eine Collccte veranstalteten, und die Summe von 100 Rubel als Reisegeld für den jungen Mann zusammen brachten, welcher nun zur Armee abgegangen ist, wo er hoffentlich ein eben so braver Soldat werden wird, als er daheim für ein Muster der kindlichen Liebe galt. Kaltblütige Entschlossenheit cinesSchiffs- capitäns. Vor dem Marine-Gericht in London ist im vorigen Jahre ein Empörungsfall auf offenem Meer er­örtert worden , der äußerst beachtuugswerthe und charak­teristische Umstände barbietet. Das zum Wallflschfang bestimmte Fahrzeug »Manly,« Capitän Johann DavieS, ging im August 1834 nach der Südsee unter Segel. Seine Mannschaft bestand aus 25 Matrosen. Im November, wo der Wallflschfang beginne» sollte, zeigten sich Neigungen zu Wiederspanstigkeit. Die Bemannung begehrte Doppelration Grog. Der Capitä» entgegnere, er sey befugt erst dann diesem Verlangen zu entsprechen, wenn man eine gewisse Zahl Seehunde ge­fangen ; doch weigere er sich nicht bei übelm Wetter und strenger Arbeit die Doppelration zu verabreichen. Die Sache schien beigelcgt; als Tags darauf dem Ca­pitän von dem Lebcnsmittcl-Äustheiler hinterbracht wurde, wie die Mntrvsen und ihre nächsten Vorgesetzten den Ent­schluß gefaßt, seiner (des Capitäns) sich zu entledigen, und ihn ins Meer zu werfen. Unmittelbar nach dieser Mittheiknng erschien der erste Lieutenant, und sagte zu Daoies, die Mannschaft sey im höchsten Grade aufgeregt. Er wisse nicht, ob man sie werde beruhigen können. Des Capitäns Antwort war, er wolle sogleich die nrth- wendigen Maßregeln treffen, um Ruhe und Ordnung wie­der herzustellcn. Er besprach sich mit dem Zimmermann, der ihm betheuerte, der erste Lieutenant allein sey au der Aufregung Schuld, und die Sache sey bereits so weit ge­diehen, daß er nur eine günstige Gelegenheit erwarte, um mit Hülfe der Matrosen des Schiffes sich zu bemächtigen. Daoies begriff leicht, wie es ihm nicht möglich sey, allein, wieder war, mit Erfolg so vielen Feinden die Spitze zu bieten. Er beschloß also, wenn er umkommen solle, alle Meuterer mit sich zu entfernen. Zu diesem Zweck schaffte er, ohne Jemand zu seinem Vertrauten zu machen, sechs Faßchen Pulver, jedes von 100 Pfd., in seine Cajüte, schlug ihre Boden ein, und lud seine beiden Pistole». 4

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