Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1837 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1837. - Allerlei zum Zeitvertreib

Faktum. Sine Dame gab ihr letztes Geld hin, und ließ sich falsche Zähne dafür einsetzen. Um die Ausgaben zu decken, trank sie Wasser und aß Schwarzbrot, zu welcher Speise und zu welchem Trank, Hunger und Durst freilich fctc Würze erst hergeben mußten. Und stehe! die Pseudo- Zähne waren zu schwach und entfielen beim zerbeißen der barten Brotrinde.— Da war der Bursche doch noch glück­licher, welcher seine schönen Locken an einen Friseur ver- Uufte, um für den Erlös seiner Haare in einer Glücks» bude spielen zu können. Er warf, haarberanbt, sein Sim- sonsgeld auf den Tisch der Fortuna, ergriff die Würfel, und gewann — — einen Haarkam! Der Eiskeller. Herr von P. zu B. ist sehr geizig. Da er den ganzen Sommer hindurch keine Gesellschaft ge­geben hatte, so fand sich sein Eiskeller im Januar noch ganz voll Eis. Sein Haushofmeister fragte ihn daher, was er mit dem vielen Eise jetzt ansangen solle? — »Man ver- thelie es« — erwicderte Herr von P. nach einigen Nach­denken — »unter die Armen." — Dieß ist die einzige Wohlthat, welche er je geübt hat. Komische Anempfehlung. In einem irischen Blatte wurde eine Waschmaschine mit folgenden Beisatze empfohlen: »Mittelst einer solchen Maschine kann jeder Mann eine Wäscherin sein.» Local Kenntniße. Ein neuer sranzöstscher Reise- beschreiber spricht von einer Rasse schneller und ausdauern­der Pferde, die im Königreiche Ungarn »Vorspann« heißen, sodann von einem in diesem Königreiche liegenden Dorfe »Ausbruch," wo so vortrefflicher Wein wächst! Naive Versicherung. Ein Reisediener war in einer Provinzialstadt mit Allem unzufrieden; rühmte da­gegen die Eleganz und Bequemlichkeit der Berliner öffent­lichen Häuser und äußerte unter Anderem: «In Berlin stnd In jedem Speisehause Sophas, da legt man sich mit Stieseln und Sporen daraus, wie einem Gvtt geschaffen hat.« Sanftheit und Empfindlichkeit. Die Frau vvn Crequi erzählt von der Frau von C ,der Tochter eines fremden Ministers, daß sie außerordentlich gütig und saust gewesen sei. »Einmal war ich bei ihr, während sie emsig schrieb; mit einem Male sah ich die, welche die Sanstmuth selbst war, höchst ungeduldig über das Summen einer großen Fliege werden, das sie hinderte, ihren Gedanken zu folgen. Endlich stand sie mißmuthig aus, klingelte, setzte sich wieder an ihr Schrcibpult und sagte zu dem cintreeenden Bedien­ten, -er solle die incommvdirende Fliege Haschen, derselben aber kein Leids thun. Michel, die Naivetat selbst, gehorchte, schlug die Fliege mit einer Serviette nieder, nahm sie dann mit der größten Behutsamkeit zwischen zwei Finger, trat zu seiner Gebieterin und fragte, »was er mit dem Insekt machen solle.« — »Ocfne das Fenster und laß es hinaus.« Dießmahi' gehorchte Michel nur halb und stand wohl zwei Minuten lang, in der einen Hand den Fensterflügel, in der andern die Schmeißfliege haltend. »Rlln, warum läßt Du die Fliege nicht hinaus und machst das Fenster wieder zu?" »Es regnet so sehr, gnädige Frau.« — »Sp trage die Fliege in das Vorzimmer, Michel.« Frühe E n t. w i k l u n g. Ein Judenklnd schrie; — der Vater im Gespräch mit einem Christen, rief: »Gieb ihm doch einige harte Thaler, damit es ruhig wird!« Der Verdruß. Ein Durchhaus in Wien bot vor Kurzem folgende Original-Anekdote: Ein Tischlerlehrjunge trägt mit seinem jüngern Kameraden ein Paar MeubleS. Plötzlich setzt er die Last nieder, nimmt den Tragriemen ab, und schlägt damit auf seinen Genossen los. In dem Augen­blick fühlt er aber einen gleichen Gruß. Ein Vorübergehen» der nämlich nimmt sich deS schwächer« Knaben an, und rächt ihn mit dem Ausruf: »Was thust du da, Spitzbube!« Der Getroffene fährt auf, steht den Fremden schon zu entfernt, kehrt sich also gelassen um, versetzt dem Kame­raden noch eine Maulschelle und brummt, eine Hand auf dem Rücken: »Schau, was ich wegen Dir für Verdruß leiden muß.« Wortspiele. Als man kn einer Gesellschaft von dem krankhaften Aussehen eines Mannes sprach, welcher 'als Schriftsteller glänzen wollte, ohne die nöthige Vor­bildung errungen und die gehörigen Kenntnisse gesammelt zu haben, weßhalb er verschiedene unglückliche lite­rarische S p e c u l a t i o n e n machte — und Einer nm die Ursache seines Unwohtseyns forschteversetzte ein bos­hafter Kopf: »Er leidet an der Leserdürre (Löserdürre).« A. Sehen Sie doch die schönen Damen auf der ersten Gallerte! Meine Frau ist auch dort, können Sie sie nehmen? B. (Nimmt die Lorgnette). Ja, wahrlich wunderschöne Damen! Ihre Frau nehme ich aus. A. Der Banquier 3E. ist wohl über eine Million rekch. B- O ja! aber der Banguier V- der hat mehr als zwei Millionen. — A. Und was meinen Sie denn erst vom Banguier Z-, meinem intimsten Freunde? Wie hoch schätzen Sie den? B. Ihren intimsten Freund? denn kann ich nicht h o ch s ch ä tz e n! , Ei n Dichter sagt: »Nicht am Gehalt am Schekl>e lebt das Leben, folglich Freundchen, brauchst Du keinen G e h a l t I« »Mir recht« antwortete dieser, »gieb mir nur recht viele Scheine!« Ei n Sachse kam in ein Wiener Kaffeehaus und reihte den Auswärter in der Mundart seines Volkes an: »He, Herr Marqueur, sagen Se mer e mal, kann mer da h' Rum kriechen?« (kann man hier einen Rum kriegen) »Nein,« antwortete der Aufwärter verlegen, »herumkricchen darf man hier nicht, wenn es aber gefällig ist, Plaz nehmen.« Zn einem kleinen Männlein, welches.einen, sehr kurzen Hals hatte und dessen Kopf gewöhnlich tief in den Kleidern stak, sagte Jemand: »Ich bemerke immer erst dann daß Sie einen Kopf haben, wenn Sie den Mund aufthun.« »Ich bemerke bei Ihnen gerade das Gegeuthekl,« antwor­tete der Kleine/

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