Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1837 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1837. - Astronomisch - chronologisch - meteorische Jahres -Charakteristik aus 1837.

20 ­queme Gelegenheit zu haben, erwähne ich hier nochmals ausdrücklich, um jedem Mißverständniße zu begegnen. Di e Familie der Planeten, welche in engern und weitern Curven den Central-Körper unseres Welt-Syste- mes, die, ebenso majestätische als wvhlthätigen Segen spendende Sonne, umkreisen, zerfallt fürs erste in zwei Hanptklassen. Die erste dieser Klassen begreift jene Pla- neten, welche weniger von der Sonne entfernt, als unsere Erde, auch in kleineren, von der Erdbahn eingeschlossenen Bahnen ihre Wege ourchlaufen, und die untern Pla­neten g e n an n t werden; diezweite Klasse im Gegen- rheile, bilden jene Wandelsterne, welche weiter als die Erde von der Sonne abstehen, und von den Sternkundigen die v b e r n Planeten benannt worden sind. — Zu der ersten Klasse gehören nur zwei, der Merkur und die Lenus; alle übrigen sind in der z w e t t e n K l a ss e begriffen. Zu den untern Planeten also gehört Merkur; der Planet, dessen Topographie wir diesmal liefern wollen. Er ist der unterste aller seiner Brüder, denn er ist am näch­sten der .Quelle alles Lebens, der Königin des Tages, der Mutter und Pflegerin der ganzen Natur, mit einem Worte der herrlichen Sonne, diesem größten Geschenke der All­macht. — Stets in ihrer unmittelbaren Nähe, entfernt et sich tue mehr als 28 Grade zu beiden Seiten der Sonne, daher er auch selten nur dem freien Auge sichtbar wird, und nur die alles übcrtreffende Reinheit des babylonischen und ägyptischen Himmels, cs den Allen möglich machen konnte, diesen Stern nicht nur zu sehen, seine planeta­rische Natur sogar zu erkennen. In unserem Himmels­striche kann ein Sternkundiger von Glück sagen, hat er einmal den Merkur mit freiem Auge wahrnehmen kön­nen , und von Kopernikus, diesem hohen Genius, der der erste den Mnth hatte, das, was sein hoher Geist ihm hatte erkennen lassen, in der geheimnißvottcn Werkstätte der Natur, auch offen der Welt zu künden, unbekümmert darum, daß er tausendjährigen Wahn, tausendjährigen Glanbcit zum Kampfe gegen sich hcrausgcfvrdert, — von diesem großen Manne nun, erzählt man, wie er auf sei­nem Sterbebette sein Bedauern geäußert habe, daß er die­sen Planeten nie im Leben habe sehen können. — Die Astronomen heutiger Zeit, werden wohl nimmer in diesen Fall kommen, da ihre mächtigen Fernrohre ihnen den Himmel bis in seine innersten Tiefen anfschließen, bleiben wir aber beim Sehen mit bloßen Augen stehen, so war Kopernik gewiß nicht der letzte der Sternkundigen, der die angegebene Klage im Munde führte. Di eser kleinste aller ältcrn Planeten nun, zeigt ein helles, weißes Licht und einen Wechsel seiner Lichtgestalt wie ihn der Mond zeigt. Der deutsche Sternkundige S chrdter, (sein ganzer Name und Charakter ist: Jvh. Hicronym. Schröter, königl. gr 0 ßbritta-- n i s ch - hanöverscher Amtmann zu L i l i e n t h a l, er starb am 29. August 1316), dem die Astronomie so sehr viel verdankt, war es auch, der diesem Planeten ei­nen beträchtlichen Thcil seines Fleißes zuwandte, und zu de mjenigen, was wir in topographischer Hinsicht von die­sem Körper wissen, bei weitem den größern Theil beitrug. Di e mittlere Entfernung Merkurs von der Sonne, beträgt nahe 3 Millionen deutsche Meilen; aber seine Bahn ist so bedeutend excentrisch, daß diese Excen- tricität auf volle 1.602,500 geogr. Mln. steigt , und daher seine Entfernung von der Sonne sich beträchtlich (zwischen 6 und 9i Millionen Meilen) ändert. — Auch sein A b- stand von der Erde, ist sehr verschieden in seiner Größe; eine 10T4¥ Millionen Mln. weite Kluft trennt ihn von uns zur Zeit, wo er uns am nächsten ist, und auf 29^ Millionen Meilen steigt der Zwischenraum, wenn sein Abstand von uns das Maximum erreicht. Seine absolute Größe macht ihn zum letzten auf der Rangleiter der altern Planeten. Sein Durchmes­ser ist 5S0 deutsche Meilen lang, so daß er nur der dritte Theil der Erde und gar nur der 33. Theil des Jupiter Durchmessers ist. 36,000 Merkure in einen vereint, würden erst einen Körper geben, der mit Jupiter gleiche Größe hätte. Das Jahr ist auf Merkur bedeutend kleiner als auf dem unserer Erde, denn mit 67 Tagen 23", 48' ist es abge­laufen ;—schon in dieser kurzen Zeit hat Merkur jedes Mal seine Bahn um die Sonne durchlaufen. Sein Tag aber ist um 5000 Theile großer als der Tag der Erde, oder er braucht um 11 Sekunden länger als diese, um ei­nen Umschwung um seine Axe zu vollenden. Di e Jahreszeiten, welche auf Merkur herrschen , dürften unter sich ungefähr dasselbe Derhältniß haben, das bei den Jahreszeiten der Erde gegenseitig Statt findet, denn seine Bahn ist gegen seinen Acquator nur um drei Grade weniger geneigt, als es unsere Ekliptick gegen un­seren Aequator ist. ' Im Uebrigen ist Merkur von Gebirgen bedeckt, die oft Züge von 70 — 80 Meilen Länge, und 30 — 40 Meilen Breite bilden, und sich zu einer Hohe von 58,000 pari- ser-Fnß erheben, so daß, auf das Derhältniß in der Größe des Merkurs Rücksicht genommen zu dem der Erde, selbst unser, die Wolken überragender Dawahlagiri nur ein ist, gegen die Riesenmassen auf Merkur. Daß Merkur auch eine Atmosphäre habe, haben un­mittelbare Beobachtungen ziemlich wahrscheinlich gemacht, daß aber diese Atmosphäre von der unseren bedeutend ver­schieden seyn müsse, folgt aus eben denselben Beobach­tungen, denn man bemerkt mit guten Fernrohren, wenn auch gleich selten, Wolkenzüge, welche Räume von Hunderet Meilen einnehmen, und oft eben so plötzlich verschwinden, als sic entstanden waren. Merkur bekömmt nahe siebenmal mehr Licht von der Sonne, als unserer Erde zu Theil wird, seine Bewohner müssen also ganz andere Sehorgane haben, als wir Erd­bewohner; und wahrscheinlich wird auch ihre Empfänglich­keit für Warme eine andere seyn, als diejenige ist, welche uns innewohnt, obwohl dies, streng genommen, eben nicht nothwendig ist, denn abgesehen davon, daß die Wärme­erzeugung auch noch von' andern Bedingungen abhängt, als von der Quantität des auf einen Raum fallenden Lich-

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