Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835 (Pesth)
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835. - Manningfaltigkeiten
40 Mißverstand. Cin Bauer fuhr mit Obst nach der Stadt und sah in der Vorstadt über einer Apotheke einen großen Clephanlen abgemalt, und darunter die Worte mit goldenen Buchstaben: Clephanten-Apotheke. —Kopfschüttelnd murmelte er vor sich hin: „Nein, das ist doch zu arg! wir in unserm Dorfe haben gar keine Apotheke, und da in der Stadt haben sie sogar eine für die Clephanten. Das Neueste. Ein Freund in einer Provmzstadt schrieb nach einem heftigen Gewittersturm: „Das Neueste tn unserer Stadt sind jetzt die Fensterscheiben, da der Wind die alten alle zerschlagen hat. Der Wiedertäufer. Der Schauspiel - Direktor N. N. hatte die Gewohnheit, fast alle neue Stücke, dre er auf die Bühne brachte, abzukürzen, und ihnen andere Namen zu geben. Als man darüber in einer Gesellschaft sprach, und Mehrere solches als unschickliche Anmaßung tadelten, sagte Einer: „Ci, behüte, es ist nichts weniger als Anmaßung, er will sich nur,bei dem ganzen Publikum, sowohl dem christlichen als dem jüdischen, e-nschmelcheln, deßwcgen tauft er die Stücke um und beschneidet sie." Laconismus. Cin Student hatte an seinen Vater mehrere Briefe geschrieben, in welchen er ihm sehr unbedeutende Dinge in einem Schwall von Worten meldete. Der Vater tadelte dies und ermahnte ihn, sich einer bündigen Kürze zu bedienen. Bald darauf empfing der Vater einen Brief, der höchst lakonisch nur das Wort enthielt: „Geld!" —Der Vater beantwortete ihn eben so lakonisch, indem erzwischen dem zweiten und dritten Buchstaben dieses Wortes die Sylve „du" schrieb und so den Brief an den Sohn zurücksandte. Das W o r t sp i e l. Ein Bauer beim Vorspann zankte sich mit seinen Passagieren, es mengte sich ein herbeieilendcr íiJt’onn in den Zwist. „Was gchsis benn Sie an?" fragte Hans Jürge. — „Mehr a!S er denkt!" versetzte Jener, „ich bin der EtappencommissärGläubig."— „Glaubich," wiederholte der Bauer, , weiß er denn dassnicht mal gewiß 7" Naive Todesanzeige. Im Baierischcn muß in den Todesanzeigen bemerkt werden, ob der Verstorbene in seiner Krankhert ärztliche Hülfe gebraucht habe oder nicht. Die Anzeige von dem Tode eines Bauern, ausgestellt von dem Landarzte des Dorfes, lautete: „Am t sten dieses Mo- nats starb der Bauer N. N. mit Hülfe des Landarztes. Der schlimme Tausch. „In meinem Leben habe ich kernen schlimmern Tausch gemacht: als am Tage meiner Trauung", — klagte ein geplagter Chemann seinen ^Freunden. — „Wie so?" fragten drese. — „ Ach! daß Gott erbarme," erwiederte er, „ich gab dem, der mich traute, einen schönen blanken Dukaten, und er mir dafür einen Brummer. *) , Zurechtweisung. „ Ich schwitze wie ein Esel," seufzte ein Tänzer zu seiner Tänzerin. „Sie wohl auch mein Fräulein?" „Nein," versetzte diese, „ich gehöre zu einem andern Geschlechte." 9DZ an sagt nicht immer gern, wo einen der Schuh drückt. Jemand hatte eine junge und schöne Frau gehcirathet, lebte aber mit ihr in beständigem Streit. Die Verwandten boten Alles auf, Frieden unter den beiden Eheleuten zu stiften. Umsonst. Endlich drang der Ehemann darauf, geschieden zu werden, und so wurde denn die Frau vor Gericht gefordert. Sie war sehr schön Dem Richter sprang dieses Argument gegen den Gatten schnell in die Augen, und so entstand folgendes Gespräch: R l ch t c v. Aber warum wollen Ste geschieden scyn? K l a - ger. Ich weiß darauf nnytd zu antworten, als daß ich unmöglich mit ihr leben kann, und lieber zeitlebens auf den Galeeren seyn will. R. Aber worüber haben Sie sich zu betragen ? Ist sie nicht sittsam? Kl. Daran zweifle ich nicht. R. Ist sie nicht schön? Kl. Das ist sie. R. Ist sie nicht von guter Familie ? Kl. Darüber habe ich mich nicht zu beklagen. R. Ist sie nicht reich genug? Kl. Auf Reichthum brauch ich nicht zu sehen, aber mit einem Worte, was Sie mir auch an filteren mögen, ich will nicht länger mit ihr leben. Der Richter erwiederte dagegen, daß, wenn der Kläger sonst keine andern Gründe anzugeben habe, die Scheidung nicht bewirkt werden könne. Da zeigte der Kläger auf seinen Fuß, und sagte: „Herr Richter, ist dieser Schuh nicht schön? „Ja!" antwortete der Richter, denn er sah, daß der Kläger ein Paar ganz neue Schuhe anyatte. Kl. Ist er nicht aus gutem Leder. R. Dem Anscheine nach, ja. „ Bei allen dem will ich ihn doch nicht behalten," antwortete der Kläger, „und ich werde ihn nicht wieder anziehcn, denn ev drückt mich, was Sie freilich nicht sehen. „Ich beziehe meinen Wein aus ben besten Quellen," stand in der Ankündigung eines Weinhändlers. — „Ja wohl," versetzte ein Leser derselben, „er hat in feinem Hause ben besten Brunnen in der Stadt." Wre geht es zu? Um diese Frage beantworten zu können, muß man Dreierlei haben: Luchsaugen, um zu sehen wie cs zugehr, — gieße W e l t ke nn t n i ß, um beurteilen zu können, wie es zugeht, — und ein Lös wen herz, um unerschrocken sagen zu können, mic es zugeht. Glelchniß. Soll die Ehe lange einen guten Klang haben, so muß sie einer Oper gleichen, in der sich Dichter und Compouisi auf das Freundlichste begegnen. Der Mann liefert den Text, das Weib die Tonbegleitung. Ist es umgekehrt, schreibt das Weib das Opernbuch und der Mann die Musik, so ist es um das schöne, dramatisch- lyrische Leben in der Ehe geschehen. Der Unterschied. Eine schöne und galante Schauspielerin machte einem sehr vorzüglichen, aber auch sehr verschwenderischen Schauspieler eine ernsthafte Vorstcl- ung über seine Unwirthschaft. „Ich habe nur halb so viel Gage, als wie Sie, und keinen Heller Schulden." — „Ja Madame," erwiederte der Schauspieler; „zwischen mir und Ihnen ist auch ein großer Unterschied. Was Sie reich macht, macht mich arm." 0) Brummer iß eine kleine Münze.