Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1832

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1832 - Zweite Abtheilung - Mannigfaltigkeiten

70 Das Fragzeichen. Der berühmte Pope befand sich eines Abends auf Butten's Kaffechause, wo er und mehrere andere Gelehrte eine Handschrift des griechischen Lnstspieldichters Ariftvphancs mit der größte» Aufmerksam­keit betrachtete, worin sie eine Stelle gefunden hatten, die keiner von ihnen erklären konnte. Da die Herren ziemlich laut sprachen, trat ein junger Offizier, der am Kamin gestanden und ihre Unterredung gehört hatte, hinzu und bat um Erlaubuiß, die Stelle ebenfalls anschen zu dürfen. O! rief Pope, mit sarkastischem Tone: ich bitte Sie ums Himmclswillen, meine Herren, zeigen Sie dem jungen Gentleman das Buch. Der Offizier nahm es, betrachtete eine Zeit lang die streitige Stelle und sagte hierauf, daß hier nur ein Fragzeichen fehle, um das Ganze verständlich zn machen. Dieß war in der That auch der Fall. »Mastix« rief Pope, den cs vielleicht ärgern möchte, sich von einem Militair übertroffcu zn sehen: »sagen Sie mir doch, was ist ein Fragezeichen?« — »Ein Fragezeichen? — antwor­tete der Jüngling, mit dem Blicke der tiefsten Verachtung — ist ein kleines krummes Ding, welches fragt.« Pope war, wie man versichert, mit dieser einzigen Rcplick so zufrieden, daß er den bittern Spott über seine Person willig vergaß. Der neu geadelte Wuchrer. 9t*. ist Baron geworden, Nun ist der Kerl entsetzlich stolz; Mann geb' ihm auch den Wuchrervrden, t Ein Band von Hanf, ein Kreuz von Holz. Tart in Ls Bogen. Ein Violinist, ein sehr mit­telmäßiger Künstler, rühmte sich in einxr Gesellschaft, daß er so glücklich gewesen fei), in einer Auktion den Bogenzu erstehen, womit der berühmte Tartiui gespielt habe. »Schade, versetzte Einer: daß Sie die Hand nichtmit erstanden, die diesen Bogen sonst geführt hat.« Die Cur wider Willen. Der Gouverneur einer Stadt sah unfern seiner Wohnung einen sehr dicken Mann den ganzen Tag müßig vor seiner Hausthür sitzen nndTaback rauchen. Auf seine Erkundigung nach ihm, er­fuhr er: Dieser Müßiggänger fey ein reicher Mann, dem seine Wohlbeleibthcit jede Arbeit und Bewegung verleide. Sogleich befahl er, ihn aufzuheben, und in die Citadelle zu bringen, woselbst er ihm gutes Quartier, aber sehr mäßige Kost und etwas Arbeit geben, auch sich monatlich von seinem Befinden Bericht erstatten ließ. — Nicht lan­ge darauf hatte der dicke Herr sein überflüssiges Fett verloren und Geschmack an nützliche Beschäftigung gefunden; und nun gab ihm der Gouverneur die Freiheit mit den Worten: »Mein Freund ! mir lag bloß daran, euch gesund und thätig zu machen, ziehet hin in Frieden.« Der Pantoffel. »Schade, daß der schön ge­wachsene schlanke Mann dort so gebückt geht, sagte die Rä- thin ©*** zu ihrem Nachbar.« — „Ach! meine Gnädige! antwortete dieser, der. gute Mann kann nicht aufrecht stehn, denn er steht unter dem Pantoffel.« Seltene Einigkeit. Die beydcn Dichter, Pe­ter und Thomas Corneille hatten zwei Schwestern gcheira- thet, bewohnten ein Haus gemeinschaftlich und hatten nur einerlei Dienstbothen. So lebten sie fünfundzwanzig Jahre in der glücklichsten Lage und nie war es ihnen eingefallen, das Vermögen ihrer Frauen zu theilcn, denn sie behielten stets eine Kasse. Husaren lied. Husaren müssen reiten Ueberatl durch Stadt und Land, Husaren müssen streiten . Mit dem Pallasch in der Hand. Wie könnten wir verzagen Ohne Geld und ohne Brot? Husaren müssen jagen Frohen Muthcs. in den Tod. Trompeten und Posaunen Schmettern und so süß und fein, Haubitzen und Kartauncn Brummen lustig zwischen drein. Wie könnten wir verderben Treu bei unfern Feldgcschrei? Nur siegen oder 'sterben! Kamerad, es bleibt dabei! Stichelei. Ein Reisender, mit wohlbcspickter Börse, .wünschte das Jrrcnhospital zu Tvllhirn in Augen­schein zn nehmen. Der Aufseher führte ihn dahin. Er fand einen sehr engen, nur mit Schwierigkeit zu passirenden Eingang. Der Erstaunte fragte: »Aber lieber Mann! wie bringen Sie die verrückten Leute hier hinein?« Das gestaltet sich just wie wir jetzt Eingang finden: — ich gehe voran — Sie folgen.-Das wandernde Hans. Ein benebelter, zehn- zölliger Spießbürger blieb, in der Geisterstunde, mitten auf dem Marktplatz zu R. — der seine Wohnung begrenzte stehen und hielt, ohne den mindesten Laut hören zu lassen, einen großen Schlüssel in die Höhe. — Der Nachtwächter, durch diese Wegweiser ähnliche Gestatt herbeigelvckt. fragte: »was suchen und beabsichtigen Sie, mein sonderbarer Herr? « — »Stille, stille, lieber Guter! « lallte der ziem­lich Bewußtlose, kaum noch Aufrcchtstchende, »ich warte nur, bis mein Haus hcrankommt, um gleich aufzuschließen.« Sonderbare Ceremonie. Wenn in Algier eine Familie Jemanden an Kindesstatt annimmt, so muß der Angenommene bei der dabei gebräuchlichen Ceromonic durch ein Hemde der Frau vom Hanse kriechen. Die Maurerarbeit. Der Geschichtschreiber F. be­kam seine Besoldung aus dem Königlichen Schatze. Eines Tages fragte ihn der Zahlmeister: für welche Arbeit er denn bezahlt würde? »Es ist Maurerarbeit, antwortete F., „denn ich bin ein Baumeister.«

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