Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1832
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1832 - Zweite Abtheilung - Mannigfaltigkeiten
Kalter Br ci nd. In einer Stadt, wo häufig Feuersbrünste verwüsteten, stürzte zur Nachtzeit ein Gebäude ein. Die Ruine glich einem Halbabgebrannten, halbniedergerissenen Hanse. — Ein vorübergehender Witzbold äußerte: »Hier hat, zur Abwechselung, der kalte Brand gehäuft.« F r a n e n b e ft i m m u n g. Al s Gottes unumschränkte Hand Den Wunderkranz der Schöpfung wand, Wie aus der Schrift zu wissen; Da wollte die erhab'ne Macht Der Blumenkette volle Pracht Mit einer Rose schließen. Das Weib, des Schöpfers Meisterbild, Voll süßer Anmuth, hehr und mild, Wa r jene' Wunderblüthe. Nicht tobte Stanbesmasse, nein! Das Beste soll ihr Bildstvff seyn. Der Mann, der Gottdurchglühte! Seht, unter schatt'gen Palmen ruht, Gequält von stummer Sehnsucht Gluth, Der stolze Sohn der Erde; Da naht der Meister, löst ein Bein, Hub schafft die Männin, zart und fein, Mit lächelnder Geberde. Das Bein stammt nicht vom hohen Haupt, „ Dem stolzen Sitze, wie man glaubt. De r Herrschaft und der Musen: Nicht soll die Gattin Furcht gebeu'n, Nicht soll gelehrtem Ehrgeiz weih'n Die Mutter ihren Busen! Auch nicht vom Fuße nahm die Hand Des Bildners jenes theure Pfand, Die Würde anzuzcigen: Fe rn sei vom Weib die Sclavenpssicht Vor ihres Mannes Angesicht Das zarte Knie zu beugen. Die Rippe wählte C.ottes Hand, Dem warmen Herzen nah' verwandt. Wo Lieb' und Freundschaft weilen: Darum soll auch des Mannes Brust Der Liebe und der Freundschaft Lust Mit der des Weibes theilen! Trane, schaue, w e m'? Eine junge gebildete, reiche, sehr achtungswerthe Dame hatte das Unglück, sich in einen schönen, aber unmoralischen, marmorkalten Windbeutel zu verlieben. Er heuchelte Gegenliebe, spöttelte aber des schwachen Geschöpfs, wenn glatte, zärtliche Worte und feurige Schmeicheleien der Zunge des verächtlichen Gleisners entwischten. Dringende, keinen Aufschub leidende Geschäfte riefen den Undankbaren plötzlich vom Wohnorte der liebeathmenden Beklagenswerthen. Sie ließ einen Brillantring vvn hohem Werthe folgen, mit der ^ zu vergessen! — Der freche Heuchler lachte, ging zr! verkaufte das Geschenk, ließ einen, dem en täuschend ähnlichen, aber unechten fertigen, ihn der Betrogenen mit einer schnöden Abferngung. Dieselbe erbleichte und verzweifelte an Pflichtgefühl nnd Rechtlichkeit, als sie den ehr'abschneidenden Betrug entdeckte. . Nachdem sie sich, so gut wie möglich, gefaßt hatte, zerstückelte sie den werth-losen Ring, packte ihn mit einigen Dutzenden Kupferdreiern in eine Rolle, nnd schrieb darauf: »50 Dukaten.« Dies geschah, um der Annahme mehr Gewicht zn geben« Der beigefügte Brief enthielt folgende Zeilen. Mein Herr! Sie verdienen weder ge-, noch verachtet zn werden! Sie spielten die Rolle eines verkappten, nichtswürdigeu Betrügers meisterhaft. Möge Ihnen der Erlös ans dem Ringe, den ein schwaches, aber redliches Herz Ihnen verehrte, nützlich seyn, wenn ihn kein Fluch beschweren sollte; mögen Sie versuchen, sich über die Niederträchtigkeit: mir eine werthlvse Nachahmung, statt des Originals, übersandt zu haben, trösten, wenn es möglich ist. Ich vergesse Sie gern, werde mich aber darüber nie beruhigen: daß ich leicht- ! sinnig genug war, einen unredlichen Mann mit einem solchen Kleinod zn beschenken, und ewig trauern, daß Sie zu denjenigen männlichen Jammergestalten gehören, deren Namen Abscheu nnd Ekel erregen! — Könnte doch der anbei zn- rückerfolgende zerstückelte Ring das verstockte Gewissen erschüttern, so wie die beigefügten Kupferdreier für das Pvst- geld schadlos halten mögen. v A - z----------------1812. Miranda. Der Menscheufei n d. Der Marschall d' Huxelles, bekannt wegen seiner menschenfeindlichen Stimmung, ward einst mit seiner Ehelosigkeit aufgezogen. »Ich habe nie«, antwortete er, »eine Frau gesehen, deren Mann ich hätte seyn mögen, und nie einen Mann, dessen Vater ich hätte seyn wollen.« Die Schauspielerin. Eine englische Schau- spieterln hatte mit vielem Beifall eine Mannsrvlle gespielt, und that sich was darauf zu Gute, sprechend: »wahrhaftig das halbe Parterre hat mich wirklich für eine Mannsperson gehalten." »Das hat nichts zu bedeuten,« ant- . wortete ein Spaßvogel, »die andere Hälfte ist vom Gegen- theil überzeugt! « — Quin und Rich. Ein berühmter englischer Schauspieler Quin, zankte sich mit seinem Directvr Rich, trennte sich vvn ihm und ging nach Bath. Einige Zeit nachher hätte er sich gern wieder mit ihm ausgesöhnt, nnd weil er — von der gewöhnlichen Künstler-Eitelkeit besessen — meinte, es bedürfe dazu keiner Entschuldigung des Vergangenen, sondern nur eines ersten Schrittes, so schrieb er an Rich nichts weiter, als folgende Worte. »Ich bin zn Vath. Quin!« —Allein Rich antwortete eben so lakonisch: »Bleib Du dort. Rich.« —