Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1832

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1832 - Zweite Abtheilung - Mannigfaltigkeiten

64 Sie saugen die Blumenkelche in weniger als einer Secunde ans, dieser Augenblick Ruhe scheint hinreichend für sie. Ihre kleinen Nester sind äußerst künstlich ans Baumwolle zusammengesetzt, ihre Zungen pflegen kaum von der Große einer Erbse zu seyn. Die beste Todes art. Es wurde einen Delinquen­ten freygestellt, sich seine Todesart zu wählen. «O meine Herren," sagte er, «so lassen Sie mich denn vor Alters sterben." Dieser Einsal rettete ihm das Leben. Der blutige Fächer. Eine reiche, aber geizige Frau traute ihren Mägden so wenig, daß sie immer selbst das Fleisch einkanfte. Sie hatte dann über ihrem Kleide eine grobe leinene Schürze, worin sie den Einkauf zu Hanse trug. Einst verlor sie eine Hammelkeule, als eben der Graf M. hinter ihr her ging. Er nahm sie ans, und sagte, indem er sie ihr überreichte: «Madam, Sie haben ihren Fächer verloren." 1 Sicilianischer Diener. Die Bedienten in Sici- lien halten es für eine Entehrung, irgend ein Packet über die Strasse zu tragen. Ein Engländer kaufte Häringe, und übergab selbe in ein Papier gewickelt, seinem Lohnlaqnay, um solche nach Hause zu tragen. Dieser nahm die Häringe aus dcm Papier, band sie zwei und zwei zusammen, hicng sie auf einen Stock, und stolzierte damit seinem Herrn nach. Namens-Streit. Wer haltet es nicht bei unserer Alles verbtnmend, verschonenden Weltgewvhnheiten mit den Meinungen jener Lebenslustigen, die den Nahmen eines Kindes für keine gleichgültige Sache ansehen: Man gebe also doch der Tochter einen schönen Namen: — Bey Damen ist dies eine wichtige Sache: denn selbst bei Jünglingen wird man lieber den Nahmen Carl, Wil­helm, als Adam, Kilian hören: und als Mädchen wäre ich untröstlich, wenn ich Ursula, Susann«, und nicht Ama­lie, Louise, Mina hieße. Einst sagte schon der geniale Vvlksdichter Blumaner: Gesetzt du hießest Kilian Dein Mädchen Urschet: wärst Du dann Nicht wahrlich zu beklagen? Denk nur Du Mißtest inadéin Schwung Der innigsten Begeisterung Ach liebste Urschet! — sagen. Hut» hört Sie es gefällig an, » Und seufzte: Ach mein Kilian! Sp rich, würdest du nicht lachen. Und würde nicht die Kleinigkeit Den allerschönsten Liebesstreit Zum Pvssenspiele machen? — Indischer Aberglaube. Einem alten indischen Gebrauche zu Folge, hat der Vorsteher eines Dorfes von Buddapah sich freywittig dem Scheiterhaufen überliefert, als Brand und Sühnopfer der bösen Götter, um die Uebcrschwemmungen aufhören zu machen, welche die Reis­felder zerstören. Edle Resignation. In einem Kreise des Twer- schen Gouvernements fuhr ein Bauer vor zwei Jahren mit seinem 12jährigen Enkel in die Mühle. Auf dem Rückwege überfiel ihn ein schreckliches Schneegestöber. Der Knabe zitterte vor Kälte, der Greis verlor den Weg und die Hoffnung. Endlich als er vor Müdigkeit nicht weiter konnte kreuzigte Er sich, zog Pelz und Kaftan ans, und umhüll­te damit seinen Enkel. Der Knabe fieng bitterlich an zu Weinen. »Was machst Du Grvßväterchen« sagte Er, «Kindchen" antwortete der Alte «was fragst Du, ich bin alt, und habe mein Leben genossen, Du aber mußt noch Leben, vielleicht rettet Dich Gott." Bey diesen Worten bethete der Greis, faltete die Hände, und setzte sich neben Schlitten. Am andern Tage fand man einige Schritte von dem Dorfe den geretteten Knaben im Schlitten, der alte Mann aber war erfroren. Der Erzähler dieses Vorfalles fügt hinzu. Im Anstande würde diese Ha-.dlung schon lange von allen Journalen gepriesen worden seyn, bei uns schweigt man, und wundert sich nicht ein Mal darüber, denn solche Handlungen sind bei uns nicht selten. Meldung e i n e s' V e r w a l t e r s. Ein Verwalter meldete vor Kurzem seiner Herrschaft das Ableben eines Binders in folgenden Ausdrücken schriftlich: „Aus dcm Gründe des menschlichen Lebens und ewi­gen Sterbens, starb der hiesige herrschaftliche Binder heute früh um 8 Uhr in puncto Wassersucht." V e rg l e i ch n i st. Man kann die Weiber füglich mit dem Porzellan in dcm Haushalte ver­gleichen. Beide gleichen sich an Schönheit, an Brauch« barkeit, wohl auch an Malerei, auf jeden Fall aber auch ach Kostbarkeit und — Zerbrechlichkeit. Der köstliche Traum. Ein Trinker von Profes­sion hatte im Traum einen Becher köstlichen Weins gefun­den , und war im Begriff, ihn wärmen zu lassen, um ihn mit desto grösserer Wonne zu genießen. Allein in dem Au­genblick, als er den kostbaren Trank an seine Lippen brach­te, erwachte er. »Ich Thor 5« schalt er sich, „warum be­gnügte ich mich nicht, ihn kalt zu trinken?« Kürze im Styl. Um sich der Kürze int Style zn befleißigen, ließ jemand folgende Aufforderung in ein öf. fentliches Blatt rücken: «Ich reise nach Schmiede-, Löwen- und Greifenberg, und suche einen Bedienten zn dieser Reise, der mich ra-, meine Frau fri- und meine Kinder a-müsirt." Der I u d auf der Donau. Ein Jude ließ sich auf einer Fähre über die Donau setzen. Da er sehr furcht­sam und für sein Leben außerordentlich besorgt war, so fragte er einen Schiffer: ob bei der Ueberfahrt wohl nie ein Mensch verloren gegangen sey? „Nein, niemals," entgegnen dieser; mein Bruder'ist freilich vor einigen Wochen hier ertrunken, doch'fanden wir ihn am andern Tage gleich wieder.

Next

/
Oldalképek
Tartalom