Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1832

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1832 - Zweite Abtheilung - Mannigfaltigkeiten

nicht tu:fite, daß der Bauer den Arzt gemeint hatte: -Da kömmt der Doktor eben her.« — Gott grüß (juch, Herr Doktor « —redete ihn der Bauer an —• ich weiß nicht, was es ist, es juckt mir am ganzen Leibe.« — »Kratz er sich, mein Freund, sagte der Jurist, und ging seiner Wege. An W i l h e t m i n e. Ich rufe Dir — doch Du verharrst im Schweigen, Antwortest nicht mit Worten, noch mit Blicken; Ein leiser Gruß-—er würde mich entzücken. Ein Hauch, ein Kuß — ach mußt Du , mußt Du schweigen ? Und will Dein Herz sich nimmer zu mir neigen, Weils bess're Herzen jetzt an ihre drücken? Ach, auf der Regenbogen gold'nen Brücken Mvcht id) zu Dir, in Deine Himmel steigen! — Ist eine Erde schön, die Du verlassen? Gibts irgend einen Reitz, wo Du nicht weilest? Gibts eine Freude, wenn Du sie nicht theilest? Die Menschen wandeln wieder ans den Strassen, Als war der Todeseugel nie erschienen, Ich aber bin bei Dir,------nicht mehr bei ihnen! Die wörtliche Deutung. Ein Bürschlein war, das betteln ging. Ein Bettelvogt das Bürschlein sing. Hei da! Jn's Stockhaus, Du arger Wicht! »Jn's Stockhans, Herr Bettelvogt, mag ich nicht!« Wie? — mache nur hier nicht erst sonderlich Wesen! Hast Du nicht die Warnung am Thore gelesen? »Die Warnung , Herr Bettclvogt, mag mir nicht schaden, Drum führe nur flugs mich zu Seiner Gnaden Dem Herrn Bürgermeister allhier, Der wird sich ob meiner verwundern schier.« Und wie er nun kam vor die Stadtexcellenz, Begann er mit pfiffiger Reverenz: »An Eueni Thvren da steht mit rothen Buchstaben, das Betteln und Fechten verboten, Und daß, wer auf Betteln und Fechten betroffen Nichts anders als Stockhaus habe zu hoffen. Weil ich es nun aber beim Betteln beließ, Da mir zum Fechten fehlet der Spieß, So glaub' ich von aller Schuld ganz rein, Und frei vvn der Stvckhansstrafe zu scyn.« Der Bürgermeister mit arger Tücke, Der schüttelt die Wolken der Amtsperücke Und spricht: Du bist wahrlich ein Ereget, Doch unser eins auch das Ding versteht. Dieweil Du die ganze Schuld nicht verübet, Dich auch nicht die ganze Strafe betrübet. Und hast Du listig halbirt Dein Vergeh'«, So soll es auch nun mit der Strafe gescheh'n. Für's Fechten — das kann ein Kind wohl fassen! Bleibt Dir vom Stockhans das H a tt s jetzt erlassen, Doch für das Betteln der Stock Dir gebührt, Drum, -Bettclvogt, lustig den Prügel gerührt! Ter hauchte nun flugs dem Schneiderlein Zwölf Üiummcrn über das dicke Bein, Und fluchend verließ das Bürschlein die Stadt. Wo man sv wörtliche Dcntnng hat. Artigkeit. Was ist den eigentlich Philosophie? fragte jüngst die schöne Herzogin von ii*****? einen jungen Gelehrten. — »Philosophie ist,« antwortete er mit einer sehr artigen Verbeugung, »neben Euer Durchlaucht sitzen, nnd nicht aus der Fassung kommen/" Hieroglyphische Antwort. Abdulkari, ein sehr berühmter Mann bei den Türken, wollte eben in Babylon einziehen, wo er sich niederznlassen gedachte, als die Vornehmsten der Stadt^ die ihn nicht gern aufnehmen, aber auch nicht gegen das Gastrecht geradezu abweisen wollten, ihn mit einem ganz von Wasser an gefülltem Gefäß entgegcngingen. Dadurch suchten sie ihm anzudeu­ten, daß, wie dieses Becken bis an den Rand ungefüllt scy, und man nichts Hinzuthun könne, sv sey auch ihre Stadt mit Dichtern und Gelehrten sv augefüllt, daß für ihn kein Raum mehr übrig sey. — Abdulkari, den Sinn dieses Gleichnisses verstehend, bückte sich, statt aller Antwort, nahm ein Roscnblatt vom Boden auf, und legte es sachte ans die Wasserfläche im Gesäße, so daß das Blatt auf dem Wasser schwimmen konnte, und doch kein Tropfen über den Rand des Beckens floß. — Dieser Einfall schien den Babyloniern sv sinnreich, daß sie den Abdulkari wie einen wunderbaren Mann betrachteten, und ihn in Triumph in ihre Stadt führten. Der gute Dienst. Eine Frau suchte ihren Mann in,einem Weinhause ans, um ihn unter Schelten nach Hause zu holen. Die Freunde des Mannes sahen seine Frau an­kommen, und sagten ganz erschrocken zu ihm: Deine Frau kommt; der Mann hatte sic nicht erblickt, weil er sehr kurz­sichtig war, und antwortete daher: »Das ist der erste gute Dienst, den mir mein Gesicht erweist.« Der Bibliothekar. Der witzige Dr. L. besuchte die Bibliothek des regierenden Herzogs von G., und merkte bald, daß der Bibliothekar ein sehr beschränkter Kopf war. Kurz darauf wurde er dem Herzoge selbst vorgestel.'t, und sagte nun zu diesem: »Ew. Durchlaucht besitzen tir Ihrem Bibliothekar einen seltenen Mann und könnten ihn wohl zum Aufseher Ihrer Finanzen machen, denn da ev aus Ih­ren Büchern nichts nimmt, sv wird er auch gewiß von Ih­ren Einkünften nichts entwenden. Ludwig XVIII. und sein Minister. Ludwig XVIII., König von Frankreich arbeitete im Jahre 1822 in seinem Kabinet mit dem Minister Baron de L. Der Mi­nister nahm seine Tabacksdose aus der Tasche und setzte sie neben sich auf den Tisch; bald darauf holte er auch sein Taschentuch hervor, und legte cs auf die andre Seite. Der König sah dies und sagte lächelnd zu ihm. »Lieber Baron! Sie leeren ja Ihre Taschen.« Ganz bestürzt erwie! erte der Minister: »Ach, Sire! verzeihen Sie, allein es ist doch immer besser, als wenn ich sie füllte.«

Next

/
Oldalképek
Tartalom