Vörös A. szerk.: Fragmenta Mineralogica Et Palaentologica 10. 1981. (Budapest, 1981)
FRAGMENTA MINERALOGICA ET PALAEONTOLOGICA Ein fossile Vogelgetiirn aus dem Oberpliozän Ungarns \ on J. MLÍKOVSKY (Eingegangen am 4. Dezember, 1980) Abstract: A neurocranial part of an avian cranium from the locality Villány 3 (Hungary, Villányian: Uppermost Pliocene?) was described. The fragment is most probably referable to the Recent Shelduck Tadorna tadorna (Aves: Anatidae). Die paläoornithologische Forschung konzentriert sich nach wie vor auf die Osteologie. Paläoneurologische Untersuchungen der kranialen Reste bzw. der fossilen Gehirnabgüsse sind äusserst selten, was allerdings vollkommen der Seltenheit entsprechender Fund adéquat ist. Nach der Übersicht der ornithologischen Paläoneurologie (MLÍKOVSKY 1980 a) sind aus dem Neogen der Welt die fossilen Gehirnreste von bisher nur 8 Vogelarten beschrieben worden: EDINGER (1928) beschrieb einen fossilen Gehirnabguss von Anomalopterys didiformis (Dinornithidae) und später EDINGER (1942) von Aepyornls hildebrandti, A. médius , A. maximus und Mullerornis agilis (Aepyornithidae). STARCK (1955) berichtete umfassend Uber die fossilen Gehirne von Anomalopteryx geranoides und Dinornis novaezealandtae (Dinornithidae) und MLÍKOVSKY (1980) beschrieb zwei näher nicht bestimmte Gehirne der Accipitridae. Dank der Freundlichkeit von Herrn Prof. Dr. Dénes JÁNOSSY (Budapest) bekam ich nun zur Bearbeitung ein neurokraniales Schädel fragment eines Vogels aus Ungarn. Das Fragment stammt aus der ungarischen Lokalitat Villány 3 (Villányium) (näheres siehe JÁNOSSY 1979), die einige Autoren neuerdings zum obersten Pliozän zählen (HORÁCEK 1979). Es ist mit "VK" bezeichnet und in der Ungarischen Geologischen Anstalt in Budapest aufbewahrt. Bei der Beschreibung stützte ich mich sofern möglich auf die Nomina Anatomica Avium (BAUMEL 1979), andere Termine sind grösstenteils von FEIGE (1961) übernommen (vgl. MLÍKOVSKY 1980). Beschreibung. Der mit "VK" bezeichnete Fund besteht aus einem neurokranialen Fragment des Schädels. Erhalten geblieben sind vor allem die Knochen seiner rechten Hälfte: Frontale, teilweise Parietale, Interparietale, teilweise Squamosum und Occipitale. Von der linken Hälfte sind nur ein kleiner posteromedianer Teil des Frontale und des Parietale, ein Teil des Squamosum, Interparletale und vor allem das Occipitale. Teile von der Schadelbasis sind offenbar auch erhalten, sind jedoch fast vollkommen noch im Lagermaterial eingebettet. Das Endokranium ist von links ganz offen und grösstenteils mit (?) Kalzitkristallen (Vermutung von O. FEJFAR) ausgefüllt. Die rechte Hälfte füllen jedoch feine Bodensedimente aus, die genau die Form des Gehirns nachahmen. Weil die Knochen der rechten Schädelhälfte teilweise abgebrochen sind (Frontale, Parietale, Squamosum), kamen Teile dieses natürlichen Gehirnabgusses zu Gesicht (vgl. Abb. 1). Sie sind ohne Schwierigkeiten zu identifizieren: Es handelt sich um (1) die rechte Pars lateralis der Hemisphaera telencephali und (2) den rechten Lobus opticus, die voneinander durch eine tiefe Incissura cerebro-mesencephalica getrennt sind. Der Lobus opticus ist relativ klein und liegt tief unter dem Telencephalon. Auch lateral reicht die rechte Hemisphaera telencephali weiter als der Lobus opticus, so dass er in der Norma occipitalis gar nicht zu sehen ist (Abb. 2). Wichtige Hinweise Uber die Struktur des Gehirnes bringt auch die Form der