Folia archeologica 35.
Fodor István: Emberalakos gótikus bronz gyertyatartó Jászágóról
GOTISCHER BRONZELEUCHTER IN MENSCHENGESTALT AUS JÁSZÁGÓ In der Gemarkung der heutigen Gemeinde Jászágó ist als Streufund der Teil eines gotischen Bronzeleuchters in Menschengestalt zum Vorschein gekommen, von dem der Halter der Kerze und der Sockel fehlt. Vom Fundort (Abb. 1) gelangten in das örtliche Schulmuseum auch sonstige Funde aus dem 15—16. Jh. und an der Oberfläche sind auch die Grundmauern der mittelalterlichen Kirche zu sehen. Dieses mittelalterliche Dorf, namens Agó kommt in den Urkunden zwischen 1478 und 1587 vor und wird um 1600 von den Türken endgültig vernichtet. 4 1" 4^ Die Leuchterfigur trägt ein für die Gotik charakteristisches, stilisiertes Gewand, auf dem Kopf hat sie eine Kutte mit Kamm und Eselsohren, das Gesicht ist von einer Maske bedeckt. Sie soll offenbar einen Clown, einen „Narren", die beliebte Figur der mittelalterlichen Belustigungen darstellen. (Höhe: 14,01 cm, Breite: 9,15 cm). An der rechten Hand kann in einem kleinen Stück der Bogen jenes winzigen, runden Loches beobachtet werden, wo der Dorn der Kerzenfassung angebracht war. Die an der Sohle flachgehämmerten Niete dienten zur Befestigung des Sockels (Abb. 2 — 4). Auf Grund der ähnlichen Kerzenständer kann auch die Rekonstruktion des Fundes versucht werden (Abb. 5). Nach der Feststellung der auf dem Gegenstand durch Bestrahlung unternommenen Metalluntersuchung sind die wichtigsten drei Bestandselemente der Materials: Kupfer, Zink und Zinn, mit einer Teilproportion 7:1:1. In geringerer Menge kann im Guß auch noch Blei, Nickel, Eisen, Silber und ein wenig Antimon nachgewiesen werden. Der Bronzeguß von |ászágó enthält also etwa 14—15 % Zink und etwa in derselben Menge Zinn. Die Gegenstände wurden mit einer Wachsverlortechnik gegossen. Ähnliche Kerzenträger in Menschengestalt sind auch anderswo aus dem historischen Ungarn und dem benachbarten Serbien bekannt (Abb. 6), zwar stammen sie nicht aus authentischer Ausgrabung, sondern sind — mit Ausnahme der Exemplare von Belgrad und Buda — alle Streufunde. Diese Fundorte sind: die Umgebung von Miskolc, 8 Szendrő-Smederovo, "~ 1 0 Nándorfehérvár— Belgrad, 1 2 Kossowo, 1: i und der Sockel eines ähnlichen Kerzenständers ist bei den Ausgrabungen in der Burg von Buda zum Vorschein gekommen. 1 1 Die Parallelen dieser Gegenstände finden wir westlich von Ungarn in Böhmen, 1 4 in Süd-Deutschland, 1 3 in der einstigen Wiener Figdor-Sammlung vor. 1 1' Die allernächste Parallele des Stückes von Jászágó können wir in der einen bronzenen Narrenstatuette der Figdor-Sammlung entdecken, die zu Beginn des 15. Jhs in Süd-Deutschland entstanden sein dürfte. 1 7 Diese Kerzenständer wurden - mit sonstigen Bronzegeräten zusammen hauptsächlich in Süd-Deutschland industrieartig in großer Menge hergestellt. 2 1