Folia archeologica 27.

József Korek: Die Ausgrabungstätigkeit des Ungarischen Nationalmuseums im Jahre 1974

184 J. KOREK Grunde geben wir hier über diese Themen kurze Vorberichte. Außer der Freilegung der zur Badener Kultur gehörenden Siedlung von Szigetcsép, der spätbronzezeitlichen Siedlung von Poroszló-Aponhát und der Erschließung des eisenzeitlichen Hügelgrabes von Szalacska-Nagy­berki sind die kleineren Fundrettungen in der im Bereich der Ziegelfabrik von Madaras liegen­den, zum östlichen Gravette-Kulturhorizont gehörenden bekannten Siedlung und die auf den in das Mesolithikum gehörenden neueren Fundorten durchgeführten Forschungen am bedeu­tendsten. Von diesen publiziert V. T. Dobosi im vorliegenden Band die auf dem Fundort Dem­jén-Hegyeskőbérc zum Vorschein gekommene Siedlung, deren Bedeutung gerade darin be­steht, daß sie zur weiteren Forschung der Übergangszeit zwischen Mesolithikum und Neolithi­kum weitere Aussichten verspricht. Die in Sajóbábony-Méhészdűlő durchgeführte Freilegung brachte das typologisch bekannte, aus Quarzitporphyr gefertigte Werkzeugmaterial ans Tages­licht, jedoch ist der Fundort dazu nicht geeignet, um hier mit einer größeren Freilegung zu beginnen. Zur Erforschung des Neolithikums Nordostungarns brachte die vom Verfasser durchge­führte Fundrettung in Sonkád (Kom. Szabolcs-Szatmár) ein bedeutendes Denkmalmaterial, das bezüglich der Verbreitung, Formverzierung und Chronologie eine Möglichkeit zum vollkom­meren Umreißen der Szatmár-Gruppe bietet. Das frühneolithische Material bildet jenen Über­gang, als sich aus den örtlichen mesolithischen Wurzeln unter Beibehaltung der Elemente der in das Gebiet eindringenden Körös-Gruppe die Linearkeramik ausbildet. Bezüglich der Römerzeit hat sich im Laufe unserer Ausgrabungstätigkeit kein neues Thema gestellt; die kontinuierlich durchgeführten Arbeiten haben sich auf die Fundorte Pécs, Ságvár und Visegrád konzentriert. In Pécs (Ausgrabungsleiter: F. Fülep) wurden die Erschlicßungsarbeiten auf dem Gelände zwischen der Eötvös- und Rákóczi-StraBe durchgeführt und ergaben auf dem zur Vergrößerung des Postverwaltungsgebäudes vorgesehenen Gelände die Bestimmung eines großen römerzeit­lichen Gebäudes, dessen Vorhandensein schon 1903 festgestellt wurde. Die regelrechte Erfor­schung des römischen Stadtzentrums begann 1961 mit den Freilegungen in der Umgebung der Post und ergaben nebst Ausnutzung aller Möglichkeiten eine neuere wichtige Ergänzung. Ähnlich ging es auch im Jahre 1974 vor sich, als es durch die Freilegung der Räumlichkeiten einer Reihe von größeren, unter der mittelalterlichen Stadtmauer liegenden öffentlichen Gebäu­den gelungen ist, die südliche Ausdehnung der schon bekannten Gebäude festzulegen. In Ságvár (Ausgrabungsleiter: E. Tóth) kam die Reihe an die Freilegung des westlichen Turmes am südlichen Torbau der spätrömischen befestigten Siedlung. Ein wichtiges Ergebnis war, daß der eckige Turm der ersten Periode in entschiedener Weise von dem Turm mit rundem Grundriß der zweiten Bauperiode, in dem die Stockwerke von einer Holzkonstruktion getra­gen wurden, abgesondert werden konnte. Im „Palastbau" kamen Terrazzofußbelcge von guter Qualität, Gehniveaus und Wandgemäldefragmente zum Vorschein. In Visegrád-Sibrikdomb (Ausgrabungsleiter: S. Soproni) erzielte die Grabung die Freile­gung des südlichen Festungstores. Die Arbeiten gingen im Gebiete der S-SO-Hauptmauer des Lagers vor sich. Mit dem 83 m langen Abschnitt der südlichen Hauptmauer wurden auch der südöstliche, fächerförmige Eckturm und drei hufeisenförmige Türme freigelegt. Innerhalb der Hauptmauer kamen zwischen dem Eckturm und dem am nächsten stehenden hufeisenför­migen Turm die Überreste eines Gebäudes mit Steinmauern zum Vorschein. Das andere rö­mische Gebäude zwischen dem vorher erwähnten hufeisenförmigen und dem westlich davon liegenden Turm wurde gleichfalls an die Steinmauer angebaut. Dies war ein Gebäude ohne innere Teilung. Von der südlichen Ecjce an, kam vom Eingang angefangen neben der Innenseite der östlichen Hauptmauer ein Bau mit beschmiertem Fußboden und Pfahlkonstruktion ans Tageslicht. Im Laufe der Forschung wurde der innere Graben des das Lager schützenden dop­pelten Wallsystems durchgeschnitten. Aus der Völkerwanderungszeit hat das Programm die Siedlungsforschung in den Vorder­grund gestellt. Im Zeichen dieses Planes wurde die in Ungarn bisher größte Siedlungsfreilcgung in Kölked-Feketekapu fortgesetzt (Ausgrabungsleiter: Ä. Kiss), wo 1974 auf einer 120x40 m großen Fläche (4800 m 2), 22 in die Erde getiefte Häuser erschlossen wurden und so stieg die Zahl der Häuser auf 46. Zur Auswertung der Siedlungskonstruktion lieferten 26 im Freien stehende Backöfen, 34 Gruben verschiedener Form, 2 Brunnen, mehrere Gräben mit Pfahl­löchern wertvolle Angaben. Als Ergebnis der 1971-72 begonnenen Arbeit kam bisher 40% der Siedlung zur Freilegung. Möglichkeit dazu, um die Freilegungen auf einem so ausgedehnten Gelände vollziehen zu können, wurde durch die Mechanisierung der Vorarbeiten ermöglicht. Außer der awarenzeitlichen Siedlung wurden zwei völkerwanderungszeitliche Gräber, ein Skelettgrab aus der Urzeit und 26 früheisenzeitliche Brandgräber freigelegt.

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