Folia archeologica 26.

Die Ausgrabungen des ungarischen Nationalmuseums im Jahre - József Korek: Die Hauptergebnisse der Erschließungen

168 J. KOREK Gräbern zusammen kamen dort bisher insgesamt 114 Gräber zum Vorschein. Das Gräberfeld, wo sich zwei-drei Generationen bestatten ließen, gehört der durch gepreßte Blechschmuckgarnituren gekennzeichneten Gruppe der Spätawarenzeit an. Eine beachtenswerte Eigenartigkeit ist noch, daß obzwar die Bestattungen nach 670 erfolgt sind, gegossene Beschläge mit Greif-Rankenverzierung nicht zum Vorschein gekommen sind, wo doch die chronologische Parallelität bei meh­reren Gräbern bereits vorausgesetzt werden kann. Seit J. Hampel ist die erstrangige Erforschung der Landnahmezeit schon zu einer Tradition geworden. Der Archäologische Ausschuß der Ungarischen Aka­demie der Wissenschaften hat den Beschluß gefaßt, daß sich im Falle eines zufälli­gerweise zum Vorschein gekommenen landnahmezeitlichen Grabes die Fundret­tung möglichst auf die komplette Freilegung des Gräberfeldes erstrecken soll. Diese Gesichtspunkte waren im Falle der Fundorte von Tiszafüred-Nagykender­föld maßgebend, wo im Laufe des Abtragens des sich dort erhebenden Hügelrük­kens ein landnahmezeitliches Gräberfeld vernichtet wurde, aus dessen Beigaben L. Selmeczi, der Archäologe im Damjanich János-Museum zu Szolnok auffallend schöne und wichtige Funde eingesammelt hat. Ein Teil der Funde zeigt die cha­rakteristischste Nachlassenschaft der Landnehmer: die rhomboiden Rockbeschlä­ge, mit Rosetten verzierten Kleiderbeschläge, Armringe, durchbrochene Scheiben mit Pferdedarstellungen, die alle künstlerische Schöpfungen der Metallkunst die­ses Zeitalters sind. Zwischen den Funden ist auch ein byzantinisches Kreuz bzw. bronzener Corpus vertreten, die darauf hinweisen, daß die byzantinische Missions­tätigkeit noch intensiver war, als wie es bisher aus dem Fundmaterial erschien. Die Erschließung des Gräberfeldes hat I. Fodor durchgeführt. Auf einer Fläche von etwa 900 m 2 sind weitere 67 Gräber zum Vorschein gekommen, von welchen 54 mit der Landnahmezeit verknüpft werden können. Die Gräber haben Fundma­terial des gemeinen Volkes enthalten. Es ist wieder gelungen, die Erscheinung des Zusammenhanges der uralten Glaubenswelt mit der Zauberei zu beobachten. In dem einen Grab war der vom Rumpf getrennte Schädel tiefer begraben, ebenso wie im Gräberfeld von Orosháza, wo I. Dienes dies zum erstenmal beob­achtet hat. 1 4 Bei der Fundrettung auf dem Szeghalom-Czebe-Gehöft kamen 4 landnah­mezeitliche Gräber hervor, wo in einem Grab ein knöcherner Stockstiel war. Das Interessante an diesem nicht alltäglichen Fund ist, daß diesmal die ganze Form des für einen Schamanenstock gehaltenen Zauberzeugs beobachtet werden konnte. Am Ende des Stockes befand sich eine etwa 25 cm lange Knochenscheide, in die man den Stock befestigt hat. Nach den Exemplaren von Szabadbattyán und Haj­dudorog stellt dies das dritte solche Stück aus der Landnahmezeit dar. 1 5 Die Grä­ber wurden von I. Ecsedy freigelegt. Auch im Gräberfeld von Ártánd ist ein landnahmezeitliches, reiches Frauengrab zum Vorschein gekommen, das auch mit Rosetten verziertes Pferdegeschirr enthielt. Nach einer längeren Pause begann die archäologische Freilegung in Zalavár, im nördlichen Teil der Burginsel (Vársziget). Die Erschließung des sich auf die Geschichte des 9. Jahrhunderts beziehenden Fundortes war von Anfang an durch 1 1 Dienes, I., A honfoglaló magyarok, in Orosháza története és néprajza. I. (Orosháza 1965) 140. 1 5 Ders., Die Ungarn um die Zeit der Landnahme. Hereditas. (Bp. 1972) Abb. 71—72.

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