Folia archeologica 18.

Gizella Cenner-Wilhelmb: Der Augsburger Kupferstecher Dominicus Custos und Ungarn

DER AUGSBURGER KUPFERSTECHER DOMINICUS CUSTOS UND UNGARN In der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts legten sich bereits die Wogen der von schmalkaldischen Kriege verursachten gesellschaftlichen Veränderungen in Augsburg. Die katholischen Patrizierfamilien übernahmen wieder die Führung der Stadtverwaltung von den protestantischen Plebejern.' Diese in vielen Fällen schon unter die feudalen Gutsbesitzer zählenden Familien beschäftigen sich mit Bergwerk-, Bank-, und Handelsangelegenheiten, jedoch nicht mit der glei­chen Tatkräftigkeit, wie ihre Vorfahren. Auf die Entdeckung bisher unbekann­ter Weltteile erfolgte die Verlegung der wichtigsten Handelsstrassen, diese Ge­neration suchte aber mit weniger Erfindungsgabe und Talent als die Begründer von einst nach neuen Möglichkeiten. Mehrere aus der Nachkommenschaft der großen Handelsfamilien schieden aus der Führung des Hauses aus und be­warben sich um eine Hofstelle. Das Nachlassen der Wirtschaftstätigkeit ging mit einem regen kulturellen Interesse und Erwachen der Mäzenaten- und Sammlertätigkeit Hand in Hand. 2 Die zweite Generation der deutschen Handels­herren verbrachte ihre Studienjahren in Italien und wurde von dem Geist der Renaissance durchdrungen. Dem Beispiel des Herrscherhauses und der Feudal­herren folgend fanden sie in der Verewigung ihrer eigenen Person und ihrer Ah­nen Freude. Die handgeschriebenen, nur für eigenen Gebrauch angefertigten und mit Miniaturbildnissen ausgestalteten Geschlechtsbücher werden später teilweise gedruckt vervielfältigt. In solchen Fällen spielte der Kupferstecher, der den Text zu illustrieren hatte, eine wichtige Rolle. 3 Dominicus Custos war der erste grafische Künstler, dessen Tätigkeit haupt­sächlich in der Herstellung von Porträt-Serien führender Persönlichkeiten des Bürgertums, des Reiches und sogar von ganz Europa bestand. 4 Er stammte aus einer Antwerpener Kupferstecherfamilie, sein Familien­name hieß früher Baltens. Als Zeitpunkt der Augsburger Übersiedlung des um die Mitte des XVI. Jahrhunderts geborenen Künstlers galt bisher der Anfang der 1580-er Jahre. Diese Vermutung wurde durch seine Heirat mit der Witwe des Kupferstechers Bartholomäus Kilian unterstützt, deren erster Gemahl im 1 Dirr, P., Clemens Jäger. Zeitschrift des Historischen Vereins von Schwaben und Neuburg. 37 (1910) 1—32. 2 Hartig, O., Die Gründung der Münchener Hofbibliothek durch Albrecht V. und Johann Jakob Fugger. (München 1917); Lieb, N., Octavianus Secundus Fugger (1549—1600). Festschrift Werner Fleischhauer. (Konstanz und Stuttgart 1964). — Für die Zusendung des Separatums spreche ich Herrn Professor Dr. Norbert Lieb aufrichtigen Dank. 3 Pölnitz, G., Augsburger Kaufleute und Bankherren der Renaissance. Augusta 955—1955. Forschungen und Studien zur Kultur- und Wirtschaftsgeschichte Augsburgs. (Augsburg 1955) 212. — Herrn Professor Dr. Götz von Pölnitz spreche ich für seine Auskünfte aufrichtigen Dank. 4 Lanckoronska, M., Die Augsburger Druckgraphik des 17. und 18. Jahrhunderts. Augusta ....347.

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