Folia archeologica 18.

Gizella Cenner-Wilhelmb: Der Augsburger Kupferstecher Dominicus Custos und Ungarn

228 G. CENNER - WILHELMB Jahre 1583 gestorben war. 5 Nach neueren Angaben müßten wir das Datum aber früher ansetzen. Philipp Edward Fugger erwähnt nähmlich in einem Briefe vom Jahre 1579 an Erzherzog Ferdinand von Tirol, der Custos in seinem Dienst zu nehmen beabsichtigt hatte, daß der Künstler bald seine Reise nach Inns­bruck antreten werde." Custos mußte damals schon seit einiger Zeit in den Diensten der Fugger stehen. Nur so war es möglich, daß auf die Anfrage des Begründers der berühmten, bis auf unsere Zeit erhaltenen Ambraser Samm­lung, eben seine Person von der Augsburger Familie für das Hofkupferstecher­amt empfohlen wurde. Custos hatte die genannte Stelle zur größten Zufrieden­heit seines Auftraggebers ungefähr 20 Jahre lang bekleidet. Im Jahre 1586 wurde ihm und seinen fünf Brüdern von Erzherzog Ferdinand die Gunst einer Wappenbesserung erteilt. 7 Der Hofdienst hatte seine stete Gegenwart in Inns­bruck nicht beansprucht, er kehrte auf kürzere oder längere Zeit nach Augsburg zurück und bei einer solchen Gelegenheit hatte er geheiratet. Die meist nach Gemälden des Hans von Aachen verfertigte Porträtfolge der Familie Fugger, erschienen im Jahre 1593, zeugt für ein längeres Verweilen des Künstlers in Deutschland. 8 Die Anstellung am Tiroler Hofe hatte seine Tätigkeit in gewisser Hinsicht doch beeinträchtigt, da die sich an seinen Namen knüpfenden Bild­nisfolgen erst nach dem Tode von Erzherzog Ferdinand entstanden sind. 9 Die Richtung des künstlerischen Schaffens von Dominicus Custos wurde von seinen beiden Mäzenen, von der großbürgerlichen Familie der Fugger und von Erzherzog Ferdinand aus dem Hause Habsburg bestimmt. Bei der Themen­wahl seiner Kupferstichfolgen überwiegt der Einfluß des Letzteren. Unter sei­nen Werken hängt die Prachtausgabe der Ambraser Rüstung- und Porträt­sammlung, sowie die nach den Wandgemälden des Spanischen Saales in der erzherzoglichen Residenz gestochene Bildnisfolge von Tiroler Landesfürsten eng mit seinem erlauchten Auftraggeber zusammen. Das aus Porträten von Herrschern, Feldherrn und führenden politischen Persönlichkeiten zusammen­gestellte „Atrium Heroicum" und die verschiedene königliche Familien dar­stellenden Kupferstichserien (Saxoniae Ducum Imagines ; Regum Neapolita­norum Vitae et Effigies, etc.) sind aus der humanistischen, den hervorrangenden Männern Ruhm- und Lob-spendenden Grundidee von Ferdinands Mäzena­tentum entstanden. Gleich seinem Urgroßvater, Kaiser Maximilian I. wendete er sein Interesse der eigenen Familie und seinen gekrönten Vorfahren zu. Als Statthalter in Böhmen wollte er die zufolge einer Feuersbrunst zerstörten Kö­nigsbildnisse im Prager Hradschin durch neue Wandgemälde ersetzen."' Der • r' Thieme, U. —Becker, F., Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler. VIII. (Leipzig 1913) 219. ; Lanckoronska, M., op. cit. 6 Hochenegg, H., Die Tiroler Kupferstecher. Graphische Kunst in Tirol vom 16. bis Mitte des 19. Jahrhunderts. (Innsbruck 1963) 17. 7 Goldegg, H., Die Tiroler Wappenbücher im Adelsarchive des k.k. Ministeriums des Innern in Wien. I. Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Voralberg 19 (1875) 118. 8 Peltzer, R. A., Der Hofmaler Hans von Aachen, seine Schule und seine Zeit. Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses 30 (1911—12) 165. ; Thieme, U. — Becker, F., а. а. O. 9 Ebenda. 1 0 Jahrb. d. Kunsthist. Samml. 5 (1887) L. Regeste Nr. 4145. ; Löcher, K., Jakob Seisenegger, Hofmaler Kaiser Ferdinands. (München 1962) 13.

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