Folia archeologica 18.
Kalmár János: Hunyadi Mátyás bécsi hadseregének pajzsai
DIE PAVESEN KÖNIG MATTHIAS' 191 und strenger Kriegszucht wirklich zur Geltung. Das gepanzerte, mit Pavesen ausgerüstete Fußvolk des Söldnerheeres bedeutete ein wahres Schutzelement. Bei erster Betrachtung der Pavesen fällt vor Allem auf, daß ihr unterer Teil, der seinerzeit mit einer zum Einstechen in die Erde bestimmten Spitze versehen war, durchwegs bei allen Exemplaren abgesägt ist. Nach Ansicht der Fachliteratur wurde diese Verstümmelung annahmweise im Laufe des XIX Jahrhunderts vorgenommen. Auch Denkstein setzt diesen Zeitpunkt in die Wende des XVIII—XIX. Jahrhunderts. Unserer Ansicht nach erfolgte die Verstümmelung kaum anläßlich der Vorbereitung für eine neuerliche Ausstellung. Es ist nicht anzunehmen, daß man eine 1740 noch bestandene trophäenartige Ausstellung in der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts nur mehr mit verstümmelten Ausstellungsgegenständen wiedererrichten konnte. Wir nehmen an, daß die Pavesen um die Wende des XV —XVI. Jahrhunderts abgesägt wurden. Mit dem Tode König Matthias' nahm die ungarische Besatzung Wiens ihr Ende, es mußte indessen weiter gerüstet und die Verteidigung entwickelt werden. Die in das Zeughaus eingelieferten Schutzwaffen des böhmisch-hussitischen Fußvolkes, die Pavesen, mußten in den Dienst des berittenen Kriegers gestellt werden und zu diesem Zwecke sägte man ihre verlängerte untere Spitze ab. Die so verkürzte Pavese erwies sich im Gebrauche des Berittenen als geeignet, sie verletzte den Pferdehals nicht und beschwerte, an den Sattel gelehnt, die zügelhaltende Hand in geringerem Maße. Auf dem frühesten Stück ist die Gestalt einer Heiligen abgebildet. Die tief herabfallenden Ärmel spiegeln die Mode der Jahre um 1420—30 wider. Ein anderes, ebenfalls um 1430 entstandenes Exemplar weist die Gestalt des hl. Georg des Drachentöters auf. Wohl von der Hand desselben Meisters stammt das nächste Stück, auf dem wir die Abbildung eines schlanken hl. Georg von hoher Statur sehen. Die Mitte einer anderen Pavese wird durch Rankenwerk ausgefüllt ; inmitten des oberen Drittels sehen wir das österreichische (Babenberger) Bindenwappen. Die Herzogskrone setzt des Alter der Pavese in die Zeit vor der ungarischen Eroberung. Im Folgenden behandeln wir Pavesen aus der Zeit der Eroberung Wiens durch König Matthias. Unser erstes Exemplar zeigt den hl. Georg, welcher den Drachen mit seinem Schwert erlegt. Zu seiner Rechten sehen wir das österreichische Bindenwappen, zu seiner Linken das auf dem Dreierhügel stehende Doppelkreuz, das Wappen Ungarns. In der rechten unteren Ecke das Wappen Boscowitz' Bischofs von Olmütz, in der linken Ecke das Wappen des Olmützer Bistums. Die Wappen zeugen davon, daß die Pavese zur Ausrüstung eines im Dienste des Olmützer Bischofs gestandenen Söldners gehörte. Das Olmützer Bistum hatte König Matthias im Bedarfsfalle Kriegsdienst zu leisten. In seinem gegen Friedrich III. geführten Krieg hatte Matthias bedeutende Erfolge zu verzeichnen. Nach der Eroberung von Wienerneustadt konnte sich Matthias auf Grund des Kriegsrechtes bereits als Herr von Niederösterreich betrachten. In den Dokumenten erscheint nach seinen übrigen Titeln auch die Formel „nec non Dux Austriae". Dieser Umstand erklärt das Erscheinen des österreichischen Bindenwappens neben Matthias' ungarischem Wappen.