Folia archeologica 15.

Edith B. Thomas: Lar angusti clavi

LAR ANGUSTI CLAVI 35 haben, so konnte offenkundig auch das Attribut des Herrn, des Hauptes der Familie nicht vergessen werden. Unsere Meinung über das Vorkommen der angusti clavi auf unseren Klein­bronzen läßt sich darin zusammenfassen, daß diese auf solchen Lar familiaris­bzw. Lares fo/tf/wte/w-Darstellungen Anwendung fanden, die in Hausheiligtümern von Familien aufgestellt wurden, welche dem Ritterstand angehörten. Die clavi auf den Lar-Statuen bezeichnen also, daß die dargestellte Person dem Ritterstand angehört bzw. zeigen an, daß die in engerem und weiterem Sinne genommene Familie, das Gesinde und die Bevölkerung des Großgrundbesitzes einem Herrn unterstanden sind, der dem Ritterstand angehört hat. Der Ursprung der Formgebung bzw. der Konzeption der Lar-Tjpen ist ziem­lich ungeklärt. Wissowa' 5 und später nach ihm G. Richter 7 6 setzen das erste Erscheinen der Darstellung des Lar compitalis- Typs (Tänzertyp) auf die Zeit des zweiten punischen Krieges. — Die eingehende Erörterung dieser Frage würde zu weit führen und kann auch nicht Zweck dieser Abhandlung sein. Wir stellen uns lediglich die Zeitbestimmung jener Lar-Statuen zur Aufgabe, welche den Gegenstand unserer Untersuchung bilden und trachten die Zeit und den Ort ihrer Erzeugung zumindest annähernd festzusetzen. Im Falle des Lar familiaris von Nagydêm wird sofort offenbar, daß seine Ana­logien unter den augustischen Kunstschöpfungen zu suchen sind. Zur genaueren Abgrenzung des Künstlerkreises und der Erzeugungszeit sind uns über die Figur, selbst die sorgfaltige künstlerische Bearbeitung, die charakteristische Haartracht usw. hinaus auch seine mit der Statue gleichaltrige originelle Basis zur Hilfe. Im Sammelwerk von Reinach finden wir sehr viele Analogien unserer Nach­démer Statue." Eine ganz ähnliche Lar-Statue führt auch Blanchet-Babelon vor, 7 8 die aus der gleichen Zeit stammt, wie die Nagydémer Statue. G. Calza 79 gibt aus Ostia eine ähnliche Lar-Statue bekannt, die er jedoch nicht datiert. In künstlerischer Auffassung, Ausführung, Bearbeitung, im ganzen Geist und in der Darstellung steht immerhin die im Gebiete des einstigen Aventicum (Avenches) an den Tag gekommene Minerva-Statue des Larariumfundes der Nagydémer Statue am nächsten. Die 27,2 cm hohe, auf einer 6,7 cm hohen Basis stehende Statue hat einen auf alle Seiten hin fehlerlosen Aspekt mit vollkommener Ausarbeitung. Die Art der Behandlung des Gesichtes, der Falten, die gleiche Ausbildung der Augen, der Nase und des Mundes, die sorgfältige Ausarbeitung der Attribute, die verhältnismäßig gute Ausbildung der Hände erwecken fast den Anschein, daß die Statuen von Avenches und von Nagvdém aus der Hand ein 7 5 Wissowa, G., а. а. O. 1874. „. . . die an den compita verehrten Laren im Bilde darzustellen, wähl­te man aus dem reichen Vorrate griechischer Typen für sie eine Darstellungsform, die der Festfreude der compitalia entsprach, und stellte sie tanzend mit Trinkhorn und Schale ausgerüstet dar." 7 6 Richter, G. M. A., The Metropolitan Museum of Art. Greek, Etruscan and'Roman Bronzes. (New York 1915) 135. 7 7 Der Fundort der in Privatsammlungen aufbewahrten, meist im Wege des Kunsthandels erworbe­nen Statuen ist uns leider nur in wenigen Fällen bekannt. — Reinach, S., Repertoire . . . II.i. (Paris 1908) 498,2. Fundort Pompeji; 498,7; 499,4; 499,7. Fundort Lillebonne; 500,6. Fundort Herculaneum; — Reinach, S., Repertoire . . . V. 1 (Paris 1924) 235,4. 7 8 Blanchet, J. A. —Bahelon, E., а. а. O. 327^, 746, die 12,6 cm Höhe entspricht etwa der Hälfte der Höhe des Lar von Nagydém. Der noch kleinere Lar familiaris Nr. 747 auf Seite 328 weist gleichfalls verwandte Züge auf. 7 9 Cal^a, G., Expressions of Art in a Roman Commercial City: Ostia. Journal of Roman Studies, 5 (i9i5)i7«ff-Rg-44­3*

Next

/
Oldalképek
Tartalom