Folia archeologica 15.

Edith B. Thomas: Lar angusti clavi

36 E. В. THOMA S und desselben Meisters hervorgegangen sind. Auch die Basis der Minerva von Avenches und die des Lar familiaris von Nagydém ist die gleiche. Was das Zylin­derglied anbelangt, so besteht bloß darin eine geringfügige Abweichung, dass das unterste auf vier Beinen ruhende Postament bei der Minerva-Statue nicht wellenartig ist. 8 0 Der erste Beschreiber des Fundes von Avenches schreibt in Bezug auf die Zeitbestimmung der Minerva, daß die Statue kein provinziales Erzeugnis ist, in der Bearbeitung der Figur machen sich griechische Traditionen geltend, das Vor­bild der Statue war nach W. Cart eine Darstellung aus dem 6—5. Jahrhundert. 81 Diese Feststellung bekräftigt nach der ersten Publikation W. Deonna und fügt hinzu, daß die Minerva-Statue die Schöpfung eines augustischen Künstlers aus dem ersten Jahrhundert 8 2 ist, der die Traditionen der attischen Schule wieder­belebt. 8 3 Ch. Simonett schreibt, indem er über die Minerva von Avenches spricht, daß die Statue „mehr klassisch als hellenistisch, ausgeprägt römisch klassizistisch" ist. 8 4 Dieser klassizistische römische Zug ist es, der den Charakter der Minerva und des Lar familiaris dominant bestimmt 8 5 und ihre Entstehungszeit auf das Zeitalter des Augustus festsetzt. Für den augustischen Ursprung der Nagydémer Statue sprechen auch die SSS-förmigen Falten des schwebenden Kleides, wenn wir die Statue in Seiten­ansicht betrachten (Abb. 9), — die derartige Darstellung der leicht beweglichen Bekleidung ist für den Geschmack im letzten Viertel des 1. Jahrhunderts v. u. Z. bezeichnend. 8 6 Wie bereits erwähnt, steht die Lar-Statue von Nagydém auf einer gleichalt­rigen Basis. Die Basis bilden zwei in Spitz zusammenlaufende Kymareihen, unter welchen sich ein kurzer, glatter, ungegliederter Zylinderkörper, darunter aufs neue eine nach unten gekehrte, gegliedertere Kymareihe befindet. Schließlich bildet unter dem letzteren ein quadratförmiges, auf kleinen Füßen ruhendes Postament die Basis. Ziehen wir die Analogien der Basis unseres Lar familiaris in Betracht, — indem wir ausschließlich die sehr verwandten Stücke untersuchen 8 7 — so ist erwähnenswert, daß in dem einschlägigen Schrifttum von den durch uns registrier­ten Stücken aus Pompeji 4, aus Boscoreale x, aus Herculaneum 1, aus Ostia 3, 8 0 Ein dem Nagydémer ähnliches, unten im Bogen ausläufendes, quadratförmiges Postament fanden wir nur in einem Falle bei Reinach, S., а. а. О. IV. (Paris 1910) 143. 8 1 Cart, W., а. а. O. 88. 8 2 Deonna, W., Anzeiger für Schweizerische Altertumskunde 20 (1918) 5. * 3Ders., über diese Statue in der Zeitschrift Revue Archéologique 29 (1929) 282ff. Fig. 3. Taf.II. 8 4 Simonett, Ch., Die römischen Bronzestatuetten der Schweiz. Archäologischer Anzeiger 1939. 494. 8 5 Stähelin, F., Die Schweiz in römischer Zeit (Basel 1948) 407, 408. Abb. 92 und 93. Von der Zeitbestimmung seiner Publikation: „Vielleicht Ende des 5. Jahrhunderts, möglicherweise erst 4. oder 3. Jahrhundert v. Ch." können wir keinen Gebrauch machen, da er die Werke von W. Cart, W. Deonna und Ch. Simonett nicht berücksichtigt. Auf dem von Stähelin veröffentlichten Bild wurde das untere quadratförmige Postament der Basis der Minerva wegretuschiert, wodurch die Basis einen anderen, falschen Charakter erhielt. 8 6 Neugebauer, K. A., a. a. O. çjf. 8 7 Selbstverständlich unter Berücksichtigung und unterstrichen, daß die in den einzelnen Samm­lungen aufbewahrten Stücke, die aus einem von uns unbekannten Fundorte stammen, unsere Zusam­menstellung beeinflussen können. Reinach, S., Répertoire ... III. (Paris 1904) 13,7. Fundort Mayence; Ders., Répertoire ... IV. (Paris 1911) 143, 1 ; 166, 4, 8; 201, 1; 205, 8; 210, 8; 302, 8. Fundort Pompeji; 303, 2; 303, 3. Fundort Pompeji; 303, 5; 485, 5. Fundort Boscoreale; Ders., Répertoire ... V 1 (Paris 1924) 84,6. Fundort Zagreb.

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