Folia archeologica 15.

Edith B. Thomas: Lar angusti clavi

22 E. В. THOMA S eine Patera hielt, deren Haftfläche noch deutlich zu sehen ist. Ihre Bekleidung ist eine fast bis zu den Knien reichende Tunika, deren weite Ärmel bis zum Ellen­bogen reichen. Über die linke Schulter ist ein Pallium leicht überworfen, ein Zipfel dessen steht vorn unter dem Gürtel durchgezogen hervor. Fuß und Knöchel sind von garer Tierhaut bedeckt, die die Zehen freiläßt. Über die Knöchel enden die Riemen in kleinen Tierköpfen. Die Figur ist auf den linken Fuß gestüzt und der rechte berührt kaum den Boden. In der Mitte ihrer schwebenden Tunika fehlt ein fast rechteckiges Stück aus dem Bronzeguß der Faltung, hier war ein Bronzeteilstück angelötet, das die Zipfel des über die Schultern geworfenen Palliums bildete und vorn über die Länge der Tunika bis zur Kniehöhe hinunterreichte (Abb. 8). Neben den geson­dert angelöteten Falten läuft auf der Tunika an beiden Seiten der Oberschenkel je eine schmale Rinne in entschieden senkrechter Richtung entlang (Abb. 7—8), diese setzen sich auch am oberen Teil der Tunika fort und enden auf den Schul­tern. Die in die Vertiefungen einst eingelegten Intarsien aus fremdem Material (Email, Silber oder Kupfer) fiel im Laufe der Zeiten aus, das in die Bronze ein­geschnittene Bett der Streifen bezeugt, daß die Intarsien einst vorhanden waren. Auf der in leichten, reichen Falten herunterfallenden Bekleidung sind die clavi am Rücken (Abb. 10) nur ganz schwach, fast nur als Ritze auf der bronzenen Oberfläche angedeutet. Es ist nicht anzunehmen, daß die kaum eingetieften Streifen der Rückenseite imstande gewesen waren irgendwelche Intarsien zu be­halten. Wurden die clavi auch hier angedeutet, so war dies nur in Form von ange­löteten wenig vertieften Streifen möglich. An der Bekleidung der Lar-Statue von Nagydém waren daher die schmalen Streifen — angusti clavi — angelötet. Über die sorgfältige Ausbildung und feine Bearbeitung des Lar-Kopfes (Abb. 11) muß noch eigen gesprochen werden. Die gewellten Bänder des mit Lorbeerkranz geschmückten Hauptes fallen in ihrer ganzen Länge auf die Schul­tern. Das Haar ist auch am Kopfscheitel fein ziselliert, vorn schmiegt es sich in der Mitte gescheitelt in sorgfaltig geformten Schnecken der Krone an. Dem in klassischer Schönheit geformten Antlitz verleihen die eingebohrten Pupillen einen etwas starren Blick, — auch ist es möglich, daß die Pupillen ursprünglich mit Silber eingelegt waren. Die Statue ist eine ringsum schön ausgearbeitete, die nicht nur für einen Aspekt entworfen (Abb. 9) war. Hinsichtlich der Herstellungstechnik ist es ein Schalen­guß von fast vollkommener Ausarbeitung. Die den Gegenstand unserer Vorführung bildende andere Lar-Statue wurde im Jahre 1913 aus dem Kunsthandel vom Ungarischen Nationalmuseum erwor­ben. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde sie vom Verkäufer L. Mauthner, der pannonische Gegenstände regelmäßig der Archäologischen Abteilung lieferte, hier in Pannonién gekauft. Leider ist das alles was wir über die bronzene Lar-Sta­tuette des Nationalmuseums wissen. Die clavi sind auf diesen gleichfalls sicht­bar. 5 Die Lar-Statuette des Nationalmuseums ist aus Bronze. Nach Bereinigung der Stellen, wo die giftgrüne Patina ausgeschlagen hat, zeigt sich eine braun­schwarze Farbe. Höhe des Lars ist 17 cm (Abb. 12), sein rechter Fuß fehlt. 6 Supka G., Bericht vom Jahre 1913 über die Erwerbungen des Ungarischen National Museums (Archäologische Abteilung). JDAI 30 (1915) Beiblatt 32 f.

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