Folia archeologica 15.

Edith B. Thomas: Lar angusti clavi

LAR ANGUSTI CLAVI 23 Gleichfalls fehlen die Attribute und die bronzene Basis, auf der die Statue einst gestanden hat. Die Statuette stellt eine mit Lorbeerkranz geschmückte Männerfigur dar, der in seiner emporgehobenen Rechten einst einen Rhyton gehalten hat, in die waage­recht nach vorn gestreckte linke Hand war die Patera gelegt. In beiden Händen sind die Spuren, wo die Attribute befestigt waren noch deutlich herauszunehmen. Die Bekleidung ist eine fast bis zu den Knien reichende Tunika, deren aus weiten Falten bestehender Oberteil als Ärmel auf den Oberarm fällt. Die Hüften umgürtet eine Chlamys, die an beiden Seiten in Knoten gebunden ist und die beiden mit Fransen geschmückten Enden schweben neben der Tunika sich weit ausbreitend nach rückwärts um die Leichtigkeit der schwebenden Bekleidung noch mehr zu steigern. Auf der Tunika läuft von den beiden Schultern bis zum unteren Saum je eine regelmäßige Vertiefung der clavi, die sich auch auf dem Rücken der Figur regelmäßig fortsetzt (Abb. 12, 14). Auf den erhalten gebliebenen linken Fuss trägt der Lar einen weichen Leder­schuh, dessen Befestigungsbänder vorn zur Masche gebunden einen Teil des Fußes bedecken. Das Antlitz der Statue (Abb. 15), die geradlinige Nase, die Spitze ein wenig abgewetzt, sowie der etwas gewellt gebogene Mund verraten klassische Züge. Das stark gelockte, in der Mitte gescheitelte Haar, das das Haupt umrahmt, umgibt auch hier ein mit auf die Schultern fallendem, langem Band verzierter Lorbeerkranz. Die eingebohrten Pupillen verleihen den Augen einen in die Ferne schweifenden Blick. Die Statue ist ziemlich flach geformt (Abb. 13), läßt sich dennoch nicht als eine lediglich für einen Aspekt komponierte Schöpfung ansehen, denn auch der Rücken ist ausgearbeitet (Abb. 14), wenn auch mit geringerer Detaillierung als in der Vorderansicht. Die hier beschriebenen beiden Lar-Statuen gehören ihrem Typ nach zwei verschiedenen Gruppen an. Die Bewegung, Tracht, künstlerische Qualität sind verschieden, in einem und zwar darin stimmen sie jedoch überein, daß die clavi an der Kleidung beider Statuen unmißverständlich, deutlich herausnehmbar angegeben sind bzw. heute nur mehr ihre Vertiefungen ihr einstiges Vorhandensein bezeugen. Das seltene Vorkommen dieses Typs im Fachschrifttum und daß dieser im archäologischen Material nur in ganz geringer Zahl anzutreffen ist, veranlaßt uns, uns mit ihm zu befaßen und das umsomehr, weil man die Bedeutung des Lar angusti clavi bisher noch nicht ins Auge gefaßt hat. Die Laren waren unausbleibliche Gestalten der Hausheiligtümer, unter ihren Schutz sind in gleicher Weise der Kaiser, das kaiserliche Haus wie auch bestimmte Bezirke gestellt worden. Ihre Erscheinungsformen haben sich mit denen der geniert und camilli vermengt, so auch ihre Attribute. Mit der Klarstellung der Lar-Typen und der Absonderung ihrer einzelnen Gruppen wurden im Fachschrifttum bereits öfters versucht. Sacken bestimmte sie als „camilli" Friedrichs empfahl die Benennung Lar, 1 wobei er zwei Typen 0 Sacken, E., Antike Bronzen in Wien. (Wien 1871) 109. 7 Friedrichs, C., Berlins antike Bildwerke П. (Berlin 1871) 438 ff.

Next

/
Oldalképek
Tartalom