Folia archeologica 15.

Edith B. Thomas: Lar angusti clavi

LAR ANGUSTI CLAVI Unter den pannonischen Kleinbronzen befinden sich zwei Lar-Statuetten, die sich von unseren anderen Lar-Statuen dadurch unterscheiden, daß an ihrer Bekleidung senkrecht abwärts von den beiden Schultern je eine schmale regel­rechte Rinne bis zum unteren Saum ihrer Tunika verläuft. Die Rinnen waren einst in schmalem Streifen mit Intarsien aus fremdem Material (Email, Kupfer, Silber) ausgefüllt, das von der ursprünglichen Farbe der Bronze unterschiedlich war. Nach ihrer mit schmalen Streifen verzierten Tracht besprechen wir diese Laren unter dem Namen „Lar angusti clavi ". Die den Gegenstand unserer Aufarbeitung bildenden Lar-Statuen wollen wir hier nicht ausschließlich als Kunstschöpfungen, als Meisterstücke der römer­zeitlichen Kleinplastik vorführen und ihren Platz unter den Kunstdenkmälern Pannoniens feststellen, sondern möchten in Verbindung mit ihrer Erörterung auch in den Besitz neuerer Angaben über die frühkaiserzeitlichen Ansiedler in Pannonién gelangen. Die größte und den künstlerischen Qualitäten nach auch bedeutsamere Lar-Statue, ein Stück des aus der Ortschaft Nagydém an die Erdoberfläche geförderten, Hausheiligtumfundes ist als einer der schönsten Gegenstände der Schausammlung 1 im Bakonyer Museum zu Veszprém aufbewahrt. 2 Die in pannonischer Hinsicht besonderen Wert darstellenden Stücke des Nagydémer Larariums brachte im Frühjahr 1907 nordöstlich von der Ortschaft Nagydém der Pflug aus einer kaum 30 cm Tiefe zum Vorschein. 3 Die zum Fund gehörenden Stücke: eine Bronzeschüssel, eine Bronzedeckel, drei Bronzelampen, eine Kanne mit verziertem Henkel, eine Lar- und eine Apollo-Statue. Kein einziges Stück des Fundkomplexes stammt aus einer späteren Zeit als das 2. Jahr­hundert. 4 Die bronzene Lar-Statue von Nagydém ist in einheitlicher Schicht von glatter braunschwarzer Patina bedeckt. Der Lar (Abb. 7) ist 24 cm hoch und steht auf einem 8 cm hohen Sockel. Die Höhe der Statue beträgt mit dem Sockel zusammen 32 cm, die Basis des Sockels bildet ein 10 Xio cm großes Viereck, auf den ein, mit 6,2 cm hohen Kymas verzierter Zylinder von 7 cm Durchmesser steht, der die eigentliche Basis der Statue ist. Die Statue stellt eine mit Lorbeerkranz geschmückte Männerfigur dar, die in der Linken das Füllhorn, in der nach vorn gestreckten Rechten ursprünglich 1 Inv. Nr. 55.187.6. 2 B. Thomas E. —S^entUleky T., Führer durch die Archäologischen Sammlungen des Bakonyer Museums in Veszprém. (Bp. 1959) }6. Taf. XXIV. 3 Rbé Gy., Múzeumi és Könyvtári Értesítő 2 (1908) 11. 4 Die Zeitbestimmung und Aufarbeitung des vollen Larariumfundes von Nagydém s. В. Thomas E., Römische Villen in Pannonién (im Druck) ; Erwähnung des Fundes noch bei B. Thomas E., Római kori villák a Balatonvidéken. (Römerzeitliche Villen in der Balatongegend.) (Bp. 1961); und von Dies., Archäologische Funde in Ungarn. (Bp. 1956.)

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