Folia archeologica 13.

A. T. Németh: Das älteste Typarium der philosophischen Fakultät der Wiener Universität

Das älteste Typarium der philosophischen Fakultät der Wiener Universität 137 Abb. 36. den Lösungen auf dem ersten großen Siegel der Universität. Grundverschieden indessen ist es, sowohl was die Form als auch was die künstlerische Auffassung betrifft, von dem zweiten, nach 1384 angefertigtem Typarium. Identischen Lösungen, kraftvollen, wenig gelockerten Formen, begegnen wir auch auf anderen, den 1360er Jahren angehörenden österreichischen Siegeln. Wir den­ken dabei vor allem an die Siegel des Erzbischofs von Salzburg Pilgrim (Abb. 35.) oder der aus Tirol stammenden Margarethe Maultasch. 2 9 (Abb. 36.) Als weiteres zeitbestimmendes Merkmal sei auf die Buchstabenform der Inschrift verwiesen. Wie bereits erwähnt, besteht die Inschrift aus gotischen Majuskeln. Auch der Inschriftentext des ersten Großsiegels der Universität ist im gleichen Typus gehalten, nur einzelne Buchstaben haben sich allmählich zu Formen entwickelt, die in die Richtung der gotischen Minuskeln weisen, so die weit nach unten bzw. nach oben gezogenen Striche der T- oder L­Buchstaben. Die gleichen Typen finden sich auf dem Siegel der Margarethe Maultasch, auf jenen des Erzbischofs Pilgrim, des Abtes Konrad von San Paul und des Wiener Karmelitenklosters, die sämtlich aus der gleichen Zeit stam­men. 3 0 In den 80er Jahren des XIV. Jahrhunderts vollzieht sich der Übergang von den Majuskeln zu den Minuskeln. Die veränderte, nur mehr aus Minus­keln bestehende Inschrift tritt uns auf dem zweiten, zwischen 1384—95 ent­standenen Siegel der Universität entgegen, und auf dem, ebenfalls der gleichen Zeit angehörenden Siegel der theologischen Fakultät. 3 1 Wäre unser Typarium um die gleiche Zeit oder später entstanden, hätte der Graveur auch bei ihm unbedingt diese Buchstabentype verwendet. Als entscheidender Beweis für die 2 9 Klet 1er, P., op. cit. 32, 37, 43—44. 3 0 Ebenda 13, 25, 35, 54. Abbildungen: Taf. XIV. 30—31. 3 1 Abbildung s. Sava, К., op. cit. 18. Abb. 36.

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