Folia archeologica 13.

A. T. Németh: Das älteste Typarium der philosophischen Fakultät der Wiener Universität

138 A. T. Németh Unzutrefflichkeit der „Mat­hiaslegende" ist aber die Tatsache anzusehen, daß K. Sava und E. Gritzner, 32 die Monographen der Uni­versitätssiegel, unser Stück nur aus dem auf Urkunden erhaltenen Abdrücken ge­kannt haben und, wie sie ausführen, das erste auf diese Weise erhaltene Wachssiegel an einer aus 1388 datierten Urkunde vorkommt. Dieses Datum zeugt dafür, daß das Typariumin 1388 unbedingt schon in Gebrauch stand. Andererseits beweisen die erwähnten Stilmerkmale, daß es noch vor den 80er Jahren, gewiß aber erst nach 1365, angefertigt wor­den ist. Suchen wir nunmehr festzustellen, ob die Darstellung auf unserem Siegel bloß eine den Siegeln eigene Ikonographie ist, oder ob sie auch in anderen Kunstgattungen vorkommt. Diese Art von Kollegien Darstellungen findet sich erstens auf Siegeln und an italienischen Grabsteinen der Gelehrten; 3 2" doch gibt es Darstellungen ähnlicher Art, allerdings meist kirchlich-biblischer Szenen, auch in der Plastik oder der Malerei. Ein treffliches Beispiel haben wir dafür in der Siegelkunst am nächsten stehenden Goldschmiedekunst. Unter den Reliefs des im Lauf des XIV. Jahrhunderts entstandenen Silberaltars von Pistoia konnten wir mehrere Darstellungen entdecken, die ihrer Komposition nach bei Gegenüberstellung einer Einzelgestalt einer Figurengruppe als zum gleichen ikonographischen Schema gehörend betrachtet werden können, das auch für unser Siegel bestim­mend war. Es sind dies u. a. die Szene „Moses mit den Gesetzestafeln" oder zwei „Bergpredigt"-Szenen. An diesen drei, zu verschiedenen Zeitpunkten und von verschiedenen Meistern angefertigten Werken können wir die Ent­wicklung der Gruppendarstellung mitverfolgen. In der „Bergpredigt"-Szene 33 des Mittelteils drängt der Künstler die Köpfe seiner Figuren, in drei Reihen übereinander, noch eng zusammen; sie vermitteln eher den Eindruck von Perlenschnüren. Bei weitem fortgeschrittener erscheint die Darstellung der Menschengruppe auf dem Bild „Moses verkündet das Gesetz" des rechten Altarflügels. 3 4 (Abb. 38.) Durch die in gelockerte Aufstellung der nicht 3 2 Sava, К., op. cit. 21.; Gritzner, E., op. cit. 32 a Toesca, E. В., Storia dell'arte Italiana. Il Trecento. (Torino 1927) 299, 383. 3 3 Bunt, С., Pantheon 2(1933) 257—261.; Braun, J., Der christliche Altar. II. (München 9241) 102. "Bunt, C., op. cit. 257—261. Abb. 37.

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