Folia archeologica 12.
L. Vértes: Die Wandgravierungen in der Hillebrand-Jenö-Höhle
L. Vérles D. Jánossj sammelte durch Schlämmen die Knochen der Mikrofauna im Kamin und unterhalb der Wandgravierungen; von der Oberfläche sammelte er einzeln die Knochen. Über das so gewonnene Material erstattet er, unter Mitwirkung von Gj. Topái, der die Fledermausknochen bestimmt hat, den im Anhang beigefügten Bericht. Auch zwecks palynologischer Untersuchungen haben wir Proben gesammelt, die sich aber leider fast ganz als steril erwiesen. Nur im Schlamm auf der Oberfläche fand Frau M. Komlódi 1 St. Betula, 1 St. Farnkraut und 2 St. NAP. In Zusammenfassung des bisher Gesagten stellen wir fest, daß das Höhlenbärenknochen führende Schuttmaterial des Kamins höchst wahrscheinlich aus derselben Zeit stammt, wie die Aurignacien- und Szeletienschichten der Bükker Fundorte. Der Schlamm, der den Saal versperrt und der die Oberfläche des tiefer liegenden Teiles des Saales bedeckt, ist holozän. Das Höhlenbärenknochen führende, kalkschutthältige Material unterhalb der Gravierungen ist wahrscheinlich mit diesem Schlamm vermischt. Hinsichtlich des Alters des Schlammes haben wir einen einzigen, aber umso verläßlicheren Stützpunkt: der enge Gang, der in den „Gravierten Saal" führt, und der Boden des vor diesem befindlichen großen Saales, in dem neolithische (Bükker Kultur) Pfostenlöcher erschlossen wurden, sind makroskopisch mit genau solchem, eine ebene Fläche bildendem Schlamm ausgefüllt. Diese Oberfläche sinkt vom Eingang des „Neolithischen Saales" bis zur Mitte des „Gravierten Saales" ebenmäßig insgesamt nur um 0,5 m, bildet also ein Produkt derselben Sedimentationsperiode und hat den „Gravierten Saal" bereits zur Zeit der Sedimentation, d. h. beim Anschwemmen durch Wasser, versperrt. Das „ante quem" Datum für die Schlammausfüllung geben die eingebohrten neolithischen Pfostenlöcher an. Die Gravierungen in der Hillebrand-Jeno-Höhle entstanden daher nachdem sich der Kamin verstopft und die Ausfüllung unter den Gravierungen sich abgelagert haben. Das beweist u. a . die 1—1,8 m Höhe der Gravierungen oberhalb der heutigen Oberfläche. Andererseits haben wir gesehen, daß der Raum vor dem Neolithikum vom Schlamm versperrt wurde. Die Versperrung erfolgte offenbar bei feuchtem Klima. Da das Neolithikum in das Atlantikum fällt, 7 während des kontinentalen Klimas des Boreais aber keine Wassermengen vorhanden waren, die den Schlamm befördern hätten können, hat sich dieser Prozeß vermutlich zu Beginn des Atlantikums abgespielt. Die für statistische Wertung wohl nicht geeignete, doch durch ihr alleiniges Vorhandensein auffallende Betula und die zwei NAP schließen diese Möglichkeit auch nicht aus; die Daten der vertebratenpaläontologischen Untersuchungen bekräftigen sogar diese Bestimmung. Zusammenfassend: die Gravierungen entstanden in der zweiten Hälfte der Würm-Vereisung („Mittel- und Spätwürm"), in einer dem Neolithikum vorangehenden Zeit. 7 Vries, H. de, —Barendsen, G. W. — Waterbolk, H. T., Groningen Radiocarbon Dates II. Science 127 (1958) 129-137.; Vries, H. de, - Waterbolk, H. T., Groningen Radiocarbon Dates III. 128 (1958) 1550 — 1556.; Pittioni, R., Der Beitrag der Radiocarbon-Methode zur absoluten Datierung urzeitlicher Quellen. FuF 31 (1957) 357 — 364.