Folia archeologica 11.

S. Bökönyi: Mittelalterlicher Büffelfund im Burgpalast von Buda

154 .У. Bokányi Wisent- oder Urhörnern verfertigt und nicht aus den Hörnern des als Haustier geltenden, mithin wenig geschätzen Büffels, dessen Horn zudem nicht besonders schön ist und sich wegen seiner Form zum angegebenen Zweck auch nur wenig geeignet 2 2. Dasselbe trifft auch für die in einem Brief von König Andreas II. erwähnte „Insula bubalorum" zu 2 3 (übrigens gibt in diesem Fall auch der Verfasser zu, es könne hier unter „bubalus" auch ein Ur oder ein Hirsch gemeint sein). Die dem serbischen König geschenkten Tiere waren jedoch in der Tat Büffel, was neben ihrem Attribut „sarazenisch" auch der Umstand beweist, dass in der Aufählung zugleich auch Wisente erwähnt werden, was die Möglichkeit einer Verwechslung ausschliesst. Im zweiten Fall handelt es sich gleichfalls ganz gewiss um Büffel, da Käse selbstverständlich nur von der Milch von Haustieren bereitet wird. Im Rahmen dieser Arbeit wollen wir den ersten ungarischen Hausbüffelfund vom Ende des Mittelalters beschreiben, der zu­gleich den ersten beglaubigten europäischen Fund des Mittelalters darstellt. Er kam bei den Ausgrabungen im Burgpalast von Buda im Jahre 1951 zum Vorschein. Die genaue Fundstelle liegt 30 cm oberhalb der südöst­lichen Torschwelle vor dem Pulverturm; ' 3 ' 515—1008 — 517—1009. Zeit: 16.—17. Jahr­hundert. Es handelt sich um einen rechten Hornzapfen. (Abb. 30) Bei der Basis ist er geschnitzt und die Spitze ist ab­gebrochen. Am distalen Drittel ist eine halbnussgrosse Stelle eingedrückt, was vermutlich durch einen in der Schicht daneben liegenden Kieselstein verursacht wurde. Sonst ist sein Erhaltungszustand gut, seine Farbe bräunlichgelb. Der Hornzapfen ist stark und ziemlich kurz. Erist etwas gestielt und in Längsrichtung weist er kräftige Rinnen auf. Bei der Basis ist ein feiner Knochenperlenkranz sichtbar. Er ist weiter sehr flach und im Querschnitt ungefähr von der Form eines gleichschenkeligen Dreieckes, dessen zwei gleichen längeren Seiten dorsal und caudal verlaufen, während die dritte viel kürzere oral liegt. Von den drei Seiten sind die dorsale und orale konkav, die caudale aber fast ganz flach, nur stellenweise etwas konkav. (Abb. 31) Der Hornzapfen verläuft seiner ganzen Länge nach in einer Ebene, von der nur die Spitze in dorsaler Richtung abbiegt. Die starke Abflachung, der dreieckige Querschnitt und die spezielle Form verraten auf den ersten Blick, dass der Hornzapfen nur von einem Büffel stammen kann. Auf Grund obiger morphologischer Merkmale gehört das Tier zu der asiatischen Büffelgruppe; 2 4 da der Hornzapfen überdies viel schwä­cher ist als alle bisher bekannten Wildbüffelfunde, kann er nur von einem Hausbüffel stammen. 2 5 Der bei der Basis befindliche Knochenperlenkranz, 2 2 Bökönyi S., Trinkbecher aus Urhörnern in Ungarn. Säugetierkundl. Mitt. 4 (1956) S. 145—150. 2 3 Melier P., a. a. О. S. 15. 2 4 R iitimeyer, L., Beiträge zu einer paläontologischen Geschichte der Wiederkäuer. Verh. d. Naturf. Ges. in Basel, 1865. S. 334. •* Antonius, O., Grundzüge einer Stammesgeschichte der Haustiere. (Jena 1922) S. 147.

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