Folia archeologica 10.

J. Kalmár: Die Tschinke, oder Teschner Büchse

184 J. Kalmár Nach genauer Prüfung der erwähnten Mappe können wir folgende Feststellung machen: Kargers Beschreibung — vermutlich stand ihm nur ein stark abgenütztes, oder beschädigtes Exemplar zur Verfügung — steht mit den tatsächlichen Darstellungen der Titellegende nicht im Einklang. Das Bild veranschaulicht die Produkte des Fürstentums Teschen. Wir sehen Leder­ballen, einen Holzkrug, auf dessen Deckel der mit schäumendem Met ge­füllte Pokal steht, eine mit Honig gefüllte Kufe, um welche Bienen herum summen und zylindrische Scheiben, welche wahrscheinlich Käselaibe dar­stellen sollen, letztere Annahme wird durch die im Hintergrunde weidende Kuh­herde unterstützt. Schliesslich und endlich sehen wir einen hinter seinem Laden­tisch stehenden Waffenhändler, der gerade den Hahn einer Steinschloss­büchse spannt; vier weitere Büchsen sind an den Ladentisch gelehnt. Im Vor­dergrund sitzt ein Jäger, in der Linken hält er seine Jagdflinte gegen die Schul­ter gelehnt. Es sind durchwegs Steinschlossbüchsen. Das Bild stellt den Handel mit Büchsen dar, nicht aber deren Herstellung. Wir sehen darauf weder einen Amboss, noch Werkzeuge, oder aber Gewehr­bestandteile; lediglich das Eine können wir konstatieren, dass der Schaft einer einzigen Büchse an die Schaftform der schmucklosen Tschinken aus der Niedergangsperiode erinnert. Zedlers Universal-Lexikon von Jahre 1744 enthält in Band 42, Spalte 1181 folgende Notiz: „Soweit ist diese Stadt (Teschen) berühmt wegen der Büchsen, die allda verfertigt und Tesch-Röhren oder Teschinken genannt werden." In dieser Quelle kommen zwei Benennungen nebeneinander vor. Auch finden wir hier, wie auch schon öfter andernorts, unmittelbare Bezug­nahme auf das „Rohr". 1 7 Zedlers Angaben werden durch die Krünitz-Encyklopädie (1784) fast wortwörtlich wiederholt. 1 8 Hieraus können wir deutlich sehen, wie eine vielleicht auch irrtümliche Angabe ohne Kritik übernommen und weitergegeben wird, so dass ein even­tuell irriger Umstand als nunmehr bewiesen gilt. In Jacobsens Wörterbuch (1784, Band 4, S. 385) lesen wir folgende Notiz: „Teschinen, Teschinken, eine Art künstlicher und schöner Feuerröhren, welche in dem Fürstentum Teschen in Schlesien gemacht werden und daher den Namen führen." 1 9 Letztere Mitteilung knüpft die Benennung nicht mehr lediglich an die Stadt, sondern an das Fürstentum Teschen; es käme also ein grösseres Gebiet in Frage. Fournier schreibt in seinem „Handel und Verkehr in Ungarn und Polen um die Mitte des XVIII. Jahrhunderts" betitelten Werke (Wien, 1887) unter Benützung der Angaben in „Haugwitz-prokopischer Relation" (1750) fol­gendes: „Sonsten wäre annoch das Teschner Gewöhr oder die sogennanten „Deschinken" anzumerken, welche ehehier in grosser Menge verfertigt und verschliessen werden. Nachdem aber diese Art der Arbeit dermal den vo­rigen Beyfall nicht mehr findet, so ist auch der Verdienst hierbey sehr herab­1 7 Feldbaus, F. M., a. a. O. S. 84. 1 8 Feldbaus, F. M., a. a. O. S. 83. 1 9 Feldbaus, F. M., a. a. O. S. 83.

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