Folia archeologica 10.

J. Kalmár: Die Tschinke, oder Teschner Büchse

182 aufgenagelten, ledernen Kugelbeutel versehen ist. Die Öffnung des Beutels wird durch eine Schnur zugezogen. Oben auf dem prismatischen, zylindrischen Körper, der das Pulver enthält, befinden sich auf ebener, etwas erhöhter Fläche das Ausgussrohr und daneben der drehbare, das Ausrinnen des Pulvers regulierende Hahn, sowie der Trag­ring. Das früheste, datierte Tschinkenexemplar bewahrt die Rüstkammer zu Emden; wir finden ihr die eingeschlagene Jahreszahl 1558.' Boeheim versetzt die Herkunft der Tschinken einfach in ein slawisches Land im Nordosten Europas und bringt den Namen mit dem tschechischen Wort „teska" richtiger wohl „taska" in Verbindung. Diese Behauptung ist sprachkundlich unhaltbar, nachdem das Wort „teska" Schiesspulversäckchen bedeutet. 8 Ebensowenig überzeugend wirkt die Angabe eines anonymen Autors in der Zeitschrift „Schuss und Waffe", III. Band. Obiger Autor teilt unter dem Titel „Die Urform des Teschings" mit, dass die Teschinke nicht aus Teschen stamme, dass ihr Ursprung wohl aber bei kaukasischen Bergbewohnern, den Teschetschengern, zu suchen sei, nachdem ihr Gewehr in Russland Tschet­schenke genannt werde. Nach dem Autor des Artikels hat es in Teschen ein blühendes Waffengewerbe nie gegeben. 9 Den frühesten Hinweis auf ein altes Teschner Büchsenmachergewerbe finden wir nach Karger bei Welzl in „Geschichte der Stadt Neustadt" wie folgt: „Über die Büchsenmacher von Neustadt in Oberschlesien wird berichtet, dass um 1580 dort kleine Vogelröhren,, auf Teschen'sche Art" gearbeitet worden. Karger ist der Ansicht, dass auf Grund dieser Angabe das Bestehen eines älteren, originären Teschner Büchsenmachergewerbes als allgemein bekannt vorausgesetzt werden kann. 1 0 Eine Quelle aus dem Jahre 1625 teilt uns über Teschen folgendes mit: „Und ist diese Stadt sonderlich berühmet von feinen Jahrmärkten, dann auch von schönen daselbst geschmiedeten Büchsen-Röhren, welche allen Inwoh­nern des Landes Schlesien und den benachbarten wohlbekannt, so bald man nur ein teschnisch Röhrlein zu nennen pfleget." 1 1 Im Inventar der Neisser Rüstkammer Erzherzog Karls aus dem Jahre 1626 figuriert unter XXVI. Post 357 „ein teschnisch vogelrohr, mit durch­brochnen vergolten Beschlägen per 36 rtl." 1 2 Letztere Angabe weist durch die ursprüngliche Benennung unmissver­ständlich auf Teschen als Herstellungsort hin. Der Name Tschinke, Teschinke kommt erst später auf. In „Schlesiens kuriosen Denkwürdigkeiten" Frankfurt 1609, finden wir im Abschnitt Teschen folgenden Text: „Sonderlich vermehren dem Fürstenthum den Ruhm 7 Potier, О., Die Rüstkammer der Stadt Emden. Zeitschrift f. hist. Waffenkunde 3(1902—5) S. 107. 8 Boeheim, W., a. a. O. S. 459—460. 9 Karger, V., Zur Herkunftfrage der Teschinken. (Troppau) Sonderdruck, ohne Angaben. S. 2. Fussnote. 1 9 Karger, V., a. a. O. S. 3. 1 1 Schickfuss, ]., New vermehrter schlesischer Chronik, vergl. Karger, a. a. O. S. 3. 1 2 Bodenstein, G., Urkunden und Regesten aus dem к. u. k. Reichsfinanzarchiv, in Wien, fahrbuch der Kunsthist. Sammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses. 32/1915. S. 33.

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