Folia archeologica 10.
L. Vértes: Beiträge zur Abstammung des ungarischen Szeletien
10 L. Vértes und „bearbeitete" (den Werkzeugen der „Protolithischen Knochenkultur" ähnliche) Knochensplitter. Aus Niveau I. stammt die Schlanke Polyeder klinge, ein typisch jungpaläolithisches Werkzeug. Sie paßt zwar nicht zu den mikrolithischen Funden des ungarischen Höhlengravettien, das hier anstelle des Magdaléniens erscheint, doch ist sie zweifellos Produkt einer späteren, hochentwickelten Paläolithkultur. Auf der Oberfläche befinden sich drei Grate, die im großen Ganzen parallel zueinander verlaufen. Der rechte Rand ist unretuschiert, auf der linken Arbeitskante finden wir eine von der Rückseite her angebrachte, ebenmäßige, sehr feine Retusche. 52x12 mm; Kalzedonopal mit weißer Patina. Inv. No. Pb/1730 (Taf. I. Abb. 3.). Ein ebenfalls typisch jungpaläolithisches Werkzeug stammt bereits aus Niveau II: eine flache , schlanke Klinge. Der Querschnitt ist trapezförmig, die rechte Kante ist mit feiner Perlretusche versehen, die linke zeigt Gebrauchsretuschen. Das obere Ende ist abgebrochen, am unteren Teil der linken Kante ist eine zufällig entstandene Scharte. Dieses Werkzeug kann aus jeder jungpal äolithischen Kultur, die jünger als das Aurignacien ist, stammen. 37,5x13,5x2,5 mm; Obsidian. Inv. No. Pb/1731 (Taf. I. Abb. 5.). Ein Klingenfragment kann eventuell hierher, zu den jungpaläolithischen Werkzeugen gerechnet werden, doch verleihen ihm die gröbere Form und die beträchtlich breite Schlagbasis (cca. 90°) einen primitiven Charakter. An der linken Kante zeigen sich Abnützungsspuren, an der Basis, parallel zu der Längsachse, sind einige Schläge der Oberflächenretusche wahrzunehmen. 50x18 mm; Obsidian. Inv. No. Pb/1725. Die übrigen Werkzeuge weichen im Charakter von den bisher beschriebenen ab. Sie tragen z. T. die Kennzeichen des Moustérien, z. T. des Szeletien: Klingen krat^er. Aus einer Klinge mit trapezförmigem Querschnitt hergestellt; das obere Ende wurde kratzerartïg zugeschlagen. Die rechte Arbeitskante wurde mit flacher Solutréenretusche versehen, an der Basis wurde sie auch von der Rückseite her bearbeitet; auch am linken Rand gibt es von der Rückseite her angebrachte Retuschierung. Lage und Charakter der Retuschierung erinnern an das Szeletien. 24x23,5x7 mm; Obsidian. Inv. No. Pb/1724 (Taf. I. Abb. 1.). Kleiner Schaber (Kratzer?) . Aus einem Abschlag mit Schlagbuckel hergestellt. Die Oberfläche ist, wie bei den Obsidianwerkzeugen dieser Fundstätte allgemein, korrodiert, d. h. unter Mikroskop betrachtet erweist sie sich als völlig zerkratzt. Die Schrammen sind teils gerade, teils kreisförmig. An einzelnen Werkzeugen ist die Retusche, oder ein Teil davon frischer, als die übrige Oberfläche des Werkzeuges, so daß wir an eine sekundäre Bearbeitung denken können. Die linke Arbeitskante ist uneben, im Profil erscheint eine im Zickzack verlaufende Retusche als Folge einiger von der Rückseite her angebrachter Hiebe. An dieser Arbeitskante ist die Retuschierung nicht frischer, als die übrigen Teile der Oberfläche. Die rechte Kante wurde mit steiler, an die Retuschierung der Kratzer erinnernde Bearbeitungsweise konvex fast halbkreisförmig gestaltet. Die Schlagbasis ist glatt, der Abschlagwinkel fast 100°, der Bulbus mittelgroß. 23,5x18,5x7,5; Obsidian. Inv. No. Pb/1723 (Taf. II. Abb. 4.). Grober Abschlag, vielleicht fragmentierte, moustérienartige Spitze. Der