Folia archeologica 1-2.

Csallány Dezső: Kora-avarkori sírleletek

CSALLÁNY D.: GRABFUNDE DER FRÜHAWARENZEIT 163 die zeitliche Folge: die Grabfunde mit Zier­stücken aus Gold-Silber-und Bronzeblech der Frühawarenzeit sind immer älter, als die späta­warischen Grabfunde mit den greif-und ranken­verzierten Güssen. Das gemischte Vorkommen beider Gruppen in einem und demselben Grabe ist nur vom Ende des VII. Jahrh. an möglich. Zu dieser Zeit verschwindet aber bereits der Brauch der Stollenbestattung. Auf Grund der oben angeführten Analogien aus Asien (Mon­golen und Kirgisen) halte ich diesen Bestattungs­ritus für einen Brauch der mongolisches Geblüt aufweisenden und aus Zentralasien stammenden Awaren. Die Stollengräber eines jeden Fried­hofes gehörten je einer vornehmen Volksschicht dieser Reiternomaden an. Das Vorkommen zahl­reicher Gold-, Silber-und Gürtelschmuckstücke byzantinischen Ursprungs spricht für die Ar> Wesenheit und den Wohlstand ihrer vornehmen Klasse in der Frühawarenzeit. Das Aufhören des Gold-und Silberzuflusses aus dem Auslande, das stete Eingehen der führenden Volksschicht und der stets wachsende Einfluss des unteren Volkes veranlassen vom Ende des VII. Jahrhundes an das Aufkommen einer neuen Stilrichtung in der Metallkunst. Mit der Klarstellung des archäo­logischen Nachlasses des Spätawarentums wird zugleich zur Ausscheidung der archäologischen Denkmäler der Pannonier und anderer slawischen Stämme in Ungarn aus der Gruppe der Greif-und Rankenornamente der erste Schritt getan. Auf die Frage des Fundmaterials der awa­rischen und hunnischen Völkerreste (Kuturguren, Uturguren) werde ich noch zurückkommen. VI. Beiträge zur Kenntnis und zum Ursprung der zweischneidigen Schwerter der Frühawarenzeit Grab 2 von Kiszombor O, Grab 8 von Deszk G und der Grabfund von Szeged—Csengele aus dem J. 1938 liefern wichtige Angaben zur Kennt­nis der frühawarischen Schwerter. Die silber­beschlagenen Schwerter dieser Fundstellen ge­hören zu den schönsten Stücken der Metallkunst der Frühawarenzeit. Alle drei (Taf. I, 1 —3) sind zweischneidige, lange, gerade Schwerter; die beiden ersteren ohne Parierstange, das von Csen­gele mit einer kurzen Parierstange und einem ovalen Ring auf der Griffkrone. In Hinsicht der Form und des Fundbereiches trennen sich die ersteren (Taf. I, 1—2) von dem letzten (Taf. I, 3), müssen demnach gesondert behandelt werden. Das 103 cm lange Stück von Kiszombor weist nur belanglose Abweichungen von seinem 100 cm langen Deszker Gegenstück auf. Der Unter­schied ist nur beim Griffe (2-5 cm) und in der Klingenlänge (0-5 cm) bemerkenswert. Das Ma­terial, die Erzeugungsart, der Silberbelag des Griffes und der Scheide, die Zierbänder und die Tragösen sind identisch. Die Randverzierungen, die Masse der Tragösen, die Zahl der Glasper­lenfassungen, Farben der Glasperlen und die Anwendung von Schleifen in den Tragösen für die Tragriemen (Abb. 2, 1—1a) weisen kleine Abweichungen auf. Kennzeichnend für beide ist die ovale Stabform des Griffes, die sich gleich­mässig schmälernde, gerade, zweischneidige Klinge und das Fehlen einer Parierstange. Die Länge deutet auf eine Reiterwaffe. Die gleiche Herstellungstechnik beweist, dass beide Schwer­ter Erzeugnisse derselben Werkstatt sind. Dies wird noch durch die silbernen Deckplatten der grossen Riemenzungen (Taf. III, 4 und Tafv IV, 4), deren obere Randverzierung mit dem Ziermotiv der Mundsaumbleche übereinstimmt, ferner durch die silbernen Gürtelgarnituren mit Gesichtsdarstellungen (Taf. IV, 18—21, 25 und 5—7) und den kugeligen, goldenen Ohrgehängen (Taf. III, 2, Taf. IV, 1—2) usw. bekräftigt. Die beiden Schwerter sind zweifellos gleich alt, ob­wohl in der Reihenfolge der Herstellungsdetails, Variierung in der technischen Ausführung und in der Motiventwicklung eine gewisse geringe zeit­liche Nacheinanderfolge wahrzunehmen ist. Auf der Rückseite der Tragösen von Kiszombor (Taf. I, 1a, Abb. 2, la) ist eine, aus senkrecht stehendem Bronzeblechband bestehende Anhän­geschleife festgenietet, die infolge ihrer Schwäche an beiden Tragösen abgerissen war. Das auf die wagrechten Kreuzbänder genietete vertikale Blechband wird ein erster Versuch einer primi­tiven Anhängevorrichtung gewesen sein. Am Schwert von Deszk wurde das Anhängen mittels eines, in der hinteren Holzfüllung der Tragöse wagrecht befestigten Eisendrahtes bewirkt. (Taf. 2a, Abb. 2, 2). Diese Art ist einfacher, schöner und haltbarer. Das Schwert von Deszk ist also ein späteres Erzeugnis derselben Werkstatt. Mit dem Zierstück mit Gesichtdarstellungen von Kis­zombor (Taf. IV, 19) verglichen wird klar, dass das Exemplar von Deszk (Taf. IV, 6) eine fort­geschrittene, verkümmerte Darstellungsart ver­tritt. Die aus den Stollengräbern von Kiszombor und Deszk gehobenen silberbeschlagenen, lan­11*

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