Ernst D. Petritsch: Ergänzungsband 10/1. Regesten der osmanischen Dokumente im Österreichischen Staatsarchiv. Band 1: 1480-1574 (1991)

Einleitung

Regesten der osmanischen Dokumente im Österreichischen Staatsarchiv 9 EINLEITUNG Wie bereits im Vorwort erwähnt, ging das Bestreben dahin, die osmanischen Doku­mente im Österreichischen Staatsarchiv möglichst lückenlos zu verzeichnen: Im vorlie­genden Band sind sämtliche Schriftstücke enthalten, die von osmanischen Würdenträ­gern, gleichgültig welchen Ranges und welcher Bedeutung, erlassen worden sind und die heute in den Archivabteilungen Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Kriegsarchiv und Hofkammerarchiv aufbewahrt werden. Aufgenommen wurden alle Dokumente, egal, in welcher Überlieferungsform — Original, Übersetzung oder Abschrift - und in welcher Sprache jene Schriftstücke erhalten geblieben sind. Außer formalen Angaben zu den Urkunden erfährt der Leser deren wesentlichen Inhalt, wobei freilich die wichtigeren, historisch relevanten Dokumente etwas ausführlicher behandelt wurden als weniger be­deutende, deren Inhalt sich oft mit einem einzigen Satz wiedergeben ließ. Den Hauptanteil unter den osmanischen Dokumenten im Österreichischen Staatsarchiv nehmen jene ein, die die diplomatischen Beziehungen widerspiegeln; Schreiben, die im weitesten Sinne um Anbahnung oder Durchführung von Friedensverhandlungen krei­sen, Schreiben, die die Einhaltung der Waffenruhe betreffen, die den Gesandten freies und sicheres Geleit (salvus conductus) garantieren oder einfach nur der Weiterleitung von Schriftstücken dienen. Weiters zählen dazu Friedensverträge selbst oder osmani- sche Siegesberichte von femen Kriegsschauplätzen — eine Folge der bestehenden „Freundschaft“. Ferner finden sich unter den osmanischen Dokumenten zahllose Prote­ste gegen Waffenstillstandsverletzungen, Beschwerden über Verwüstung, Plünderung, Verschleppung von Mensch und Vieh usw.; Vergeltungsmaßnahmen werden ange­droht, die Freilassung von Gefangenen wird gefordert. Man findet unter den osmanischen Dokumenten aber auch Befehle höchster osmani- scher Stellen an untergebene Würdenträger oder Untertanen, Befehle, die bestehende Waffenruhe einzuhalten, aber auch Befehle, zum Krieg zu rüsten oder Verteidigungs­maßnahmen zu ergreifen; Aufforderungen zu Treue und Gehorsam bzw. zur Tributlei­stung. Andere Schriftstücke beinhalten Meldungen von Untergebenen an höhergestellte Würdenträger verschiedenen Inhalts. Man findet aber auch Schreiben an fremde Sou­veräne und nichtosmanische Würdenträger; solche Schreiben liegen gelegentlich als Abschriften den Berichten der habsburgischen Residenten an der Pforte bei. Vereinzelt finden sich unter den Regesten auch diverse Listen, etwa von steuerpflichtigen Dörfern, von Timar-(Lehens-)gütem oder von Geschenken, diverse Eingaben und Ansprachen osmanischer Gesandter und anderes. In einigen wenigen Fällen, was beispielsweise Er­nennungsdekrete oder Timarverleihungsurkunden betrifft, ist unklar, auf welche Weise diese Dokumente in das Österreichische Staatsarchiv gelangt sind. In diesem ersten Band von Regesten der osmanischen Dokumente im Österreichischen Staatsarchiv wurden ausnahmsweise auch Privatbriefe aufgenommen, ohne daß jedoch auf deren Inhalt näher eingegangen werden kann, — freilich handelt es sich ohnedies großteils um historisch belanglose Stücke; der Vollständigkeit halber sollte der interes­sierte Forscher jedoch auch auf diese Briefe aufmerksam gemacht werden. Schließlich wurden auch - in Form von Sammelregesten - die zeitlich hier einzuordnenden orienta­lischen Handschriften der ehemaligen Konsularakademie (ursprünglich „Orientalische Akademie“), welche jetzt im Haus-, Hof- und Staatsarchiv aufbewahrt werden, darunter

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