Fritz Reinöhl: Ergänzungsband 7. Geschichte der k.u.k. Kabinettskanzlei (1963)

I. Die Entwicklung der Kabinettskanzlei - 4. Die Vereinigung des Kabinetts Josephs II. mit jenem Maria Theresias und die Entwicklung der Kabinettskanzlei 1780 bis 1918 .

70 Dienst“ des Monarchen stehend. Es wurde zur Regel, daß dieser Posten mit einem Mann ungarischer Nationalität besetzt wurde und daß seine Stellung mit einem hohen Rang, dem eines Sektionschefs, des höchsten Beamtenranges, ausgezeichnet wurde147). Der erste Beamte, in dessen Wirkungszeit sich das ungarische Referat ausgeprägt hatte, war — wie erwähnt — Stefan von Papay148); 1884 spricht Pachner in einem Brief an Braun von Papays „bevorzugter Stellung gegenüber Seiner Maje­stät“ 149 * *). Als 1894 Papay durch Krankheit längere Zeit behindert war, seine Tätigkeit auszuüben, wurde Karl König von Aradvár, der ihn schon bisher mehrfach vertreten hatte, beauftragt seine Arbeit zu versehen 15°). Papays schwer erschütterte Gesundheit führte im weiteren Verlauf dazu, daß er wohl wieder zur Arbeit zurückkehren konnte, sich aber auf die Bearbeitung der wichtigeren Geschäfte beschränken mußte, während König den Großteil der Arbeiten zu besorgen hatte; er hat auch, als sich der Kaiser und König Franz Joseph wegen der Jahrhundertfeier 1896 längere Zeit in Budapest aufhielt, Außergewöhnliches geleistetläl). Bald darauf, am 6. Jänner 1897 starb Papay. Mit der Führung des Refe­rates wurde König betraut, der zunächst als Hofrat, seit 1900 als Sek­tionschef dieser Stelle versah 152 153). Als Rangältester unter den aus dem unga rischen Staatsdienst übernommenen Beamten versah, wenn König abwe­send war, Geza Freiherr Nagy von Töbörethe die Geschäfte des Referateslr>3). König erkrankte 1903 schwer; als diese Erkrankung schon nahezu zwei Jahre dauerte und ihn oft zwang, dem Amte fernzu­bleiben, entschloß sich Schießl, einen Ersatz von auswärts zu beschaffen. Er wandte sich deshalb an das Ministerium des Äußeren, das ihm den Kon­sul in Frankfurt am Main Géza Daruváry von Daruvár vor­schlug 154). Am 21. September 1905 genehmigte Franz Joseph dessen Ein­berufung und provisorische Betrauung mit der zeitweiligen Führung des „Referates über ungarische Angelegenheiten“, das jener nach dem am 11. Oktober jenes Jahres eingetretenen Tode Königs definitiv übernahm. 1911 erkrankte Daruváry an einer Eiterung der Stirn- und Kieferhöhlen so schwer, daß er ab 1. November auf sechs Monate beurlaubt werden mußte. In dieser Zeit d. i. bis zur Rückkehr Daruvárys am 1. Mai des folgenden Jahres vertrat ihn der zu diesem Zweck einberufene Ministerial­rat des ungarischen Ministerratspräsidiums Dr. Ivan Baron Sker­147) Vorträge Schiessls vom 7. 12. 1905 und 2. 12. 1907, Direktionsakten ZI. 12/1905, 18/1907. 148) Über dieses s. Kapitel VII. >49) Pachner an Braun 5. 5. 1884, Direktionsakt ZI. 2/1884. 15°) Direktionsakt ZI. 7/1894. ui) Vortrag Brauns 11. 1. 1897, Direktionsakt ZI. 3/1897. 152) S. dessen Biographie in Kapitel VII. 153) Siehe dessen Biographie in Kapitel VII. 164) Direktionsakt ZI. 12/1905.

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