Fritz Reinöhl: Ergänzungsband 7. Geschichte der k.u.k. Kabinettskanzlei (1963)

VI. Die Angestellten - 3. Die nationale Zugehörigkeit und die Sprachkenntnisse der Beamten

322 15. August 1886 wurde mit dem Konzipisten 1. Klasse der Gerichtstafel in Budapest Geza Marzso ein fünfter ungarisch sprechender Beamter einberufen. Braun hatte den Vorschlag seiner Ernennung damit begrün­det, daß er, da die letzten fünf Besetzungen durch Ernennungen von Bewerbern aus der diesseitigen Reichshälfte erfolgt seien, auch im Hin­blick auf die Heranziehung des Nachwuchses es für „angezeigt und noth- wendig“ erachte, eine Arbeitskraft aus den Ländern der ungarischen Kro­ne heranzuziehen. Marzso versah den Dienst bis zu seinem Tode am 18. Mai 190 1 69). Die Zahl von fünf Beamten aus der ungarischen Reichs­hälfte wurde rund ein Jahrzehnt beibehalten; vorübergehend erhöhte sich die Zahl durch Einstellung des Nachwuchses. So wurde am 12. Juni 1893 — Papays Ausscheiden kam in Sicht — der Kanzleioffizial des ungari­schen Ackerbauministeriums Josef von Divéky, zwei Jahre spä­ter am 3. Juni 1895 Geza Freiherr Nagy von Töbörethe in die Kabinettskanzlei einberufen. Jener war „ein sehr fleißiger, ver­wendbarer, verläßlicher und umsichtiger Beamter“, der in der Kabinetts­registratur als der einzige, der den Dienst in seiner Gesamtheit übersah und die jüngeren Kräfte leiten konnte, fünf Jahre über die Dienstzeit von vierzig Jahren diente und erst am 19. Oktober 1918 in den Ruhe­stand trat70). Nagy, ein „sehr verwendbarer“ und „äußerst fleißiger Be­amter“ stieg bis zum Sektionschef auf und diente bis ans Ende der Mon­archie71). Am 22. April 1896 wurde der Kanzleioffizial des Ministeriums für Kultus und Unterricht Rudolf Ritter Payer von Thurn zum Kabinettsregistratursoffizial ernannt; er diente in der Registratur bis zum 10. März 1910 72). Kaum ein Jahr arbeitete in der Kabinetts­69) * 10. 1. 1847 Húnfalu Zipser Komitat, jur. Studien in Kaschau u. Preßburg, dort die Staatsprüfungen abgelegt, einige Zeit Advokat in Budapest, 23. 11. 1879 mit Rang eines Konzipisten 1. Kl. Translator der slawischen Spra­chen bei der kgl. Tafel in Budapest, 15. 8. 1886 Kabinettskonzipist, beeidet 24. 11. 1886, 14. 5. 1889 Kabinettskonzipist u. Hofsekretär, f 18. 5. 1901 Wien. (Direktionsakten 6/1886, 4/1889, 8/1901, Diensttabelle in Direktionsakten, Fasz. 17). 69a) Siehe über ihn Kapitel VII. 7») * 29. 6. 1856 Szigetvár, Untergymnasium und Handelsschule, 28. 11. 1873 bis 22. 3. 1889 Militärdienst zuletzt als Wachtmeister, 23. 3. 1889 Kanzlei­offizial im ungar. Ministerium für Ackerbau, Industrie und Handel, 12. 6. 1893 Kabinettsregistratursoffizial, 22. 6. 1893 beeidet, 5. 4. 1901 Kabinettsregistraturs­adjunkt in der VIII. Rangski., 18. 4. 1911 VII. Rangski., 5. 7. 1913 Kabinetts­registrator mit Titel u. Charakter Regierungsrat, 2. 12. 1913 wirkl. Regierungs­rat, 19. 9. 1918 Ruhestand. (Direktionsakten 3, 5/1893, 12/1898, 5/1901, 12/1911, 14, 21/1913, 34/1918, Diensttabelle in Direktionsakten, Fasz. 17). 71) Über ihn s. Kapitel VII. 72) * 27. 9. 1867 Groß-Becskerek in Ungarn, 7. 7. 1887 Reifeprüfung, absol­vierte die philosophischen Universitätsstudien historisch-philologischer Richtung an der Universität Wien und die Studien an der öffentlichen Lehranstalt für orientalische Sprachen in Wien, 5. 6. 1888 Diurnist im Ministerium für Kultus und Unterricht, 24. 11. 1888 Kanzlist, 28. 11. 1893 Kanzleioffizial, seit 17. 9. 1888

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