Fritz Reinöhl: Ergänzungsband 7. Geschichte der k.u.k. Kabinettskanzlei (1963)

V. Die organisatorische Stellung und die Bedeckung des Aufwandes der Kabinette bzw. der Kabinettskanzlei - 3. Die Kabinettskasse

301 Dotation auf monatlich 30.000 K.24). Dies nimmt deshalb besonders Wun­der, weil die Anforderungen im Kriege außerordentlich angestiegen wa­ren. Hunderte armer Flüchtlinge aus dem Nordosten und später aus dem Südwesten der Monarchie, viele Familien eingerückter Soldaten oder ge­fallener Krieger wandten sich an den Kaiser mit der Bitte um Unter­stützung. Franz Joseph hatte zudem verfügt, daß die Eltern mehrerer im Felde stehender Soldaten mit bedeutend höheren Geldspenden als sonst üblich und etwa auch mit Anerkennungsgeschenken zu beteilen seien. Dies hatte dazu geführt, daß 1916 nicht nur die normale Dotation sondern auch der größte Teil der Ersparnisse verbraucht worden war. Kaiser Karl verfügte daher am 22. Mai 1917, ab 1. Jänner dieses Jahres aus der Hofstaatsdotation Rubrik Unterstützungsfond der Kabinettskasse jährlich 300.000 K. zu erfolgen 25). Welche Kabinettsbeamten die Kabinettskasse geführt haben, läßt sich, da deren Akten und Bücher nur in Bruchstücken erhalten sind, auch die Direktionsakten hiezu nicht ausreichen, unzulänglich erfassen. 1880 be­hauptete Braun, daß das Amt des Kabinettskassiers als Vertrauensposten grundsätzlich stets dem ersten Kabinettssekretär übertragen worden sei; da sich aber der hiezu berufene Kabinettssekretär dagegen sträubte, sei das Amt dem dritten Kabinettssekretär Peter Czapek übertragen wor­den 26). Wir können heute nur noch feststellen, daß von 1803 bis minde­stens 1806 der dritte Kabinettssekretär Joseph Neuberg die Kasse führte27), der nächste Beamte, den wir als Inhaber dieses Amtes nach- weisen können, ist der 1822 als Kabinettskassier erwähnte Leopold Pölt von Pöltenberg, der die Stelle des zweiten Kabinettssekre­tärs bekleidete 28). 1866 wird erwähnt, daß der dritte Kabinettssekretär Peter Czapek „das umfassende, mit großer Verantwortung verbundene Kas­sareferat“ seit Jahren führe; er blieb in dieser Verwendung auch nach seiner Vorrückung zum zweiten Kabinettssekretär bis zu seiner Pen­sionierung am 8. Juni 1867 29). Mit diesem Tag übernahm der Kabinetts­konzipist Anton Ritter Pachner von Eggenstorf die Kasse, der auf Grund dieser Betrauung den Titel und Rang eines Regie­rungsrates erhielt. Er führte die Kasse auch als Kabinettssekretär und Hofrat. Als er am 9. April 1880 mit der Revision der Vorträge betraut 24) Note der Generaldirektion der Privat- und Familienfonde an die Ka­binettskanzlei 28. 12. 1916 ZI. 4303, Direktionsakten, Fasz. 27, Noten der Hof­ämter. 25) Vortrag Polzers 22. 5. 1918 Direktionsakt 12/1917, B 36 s vom 22. 5. 1917 an den Obersthofmeister Sep. Bill. Prot. 26) Direktionsakt 6/1880. 27) KFA., Fasz. 47 I a, vgl. auch S. 56. 28) KA. 1285/1822. 2») Direktionsakt 9/1866, 8/1867.

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