Walter Goldinger: Ergänzungsband 5. Geschichte des Österreichischen Archivwesens (1957)

Schatzgewölbe und Kanzleiarchive

6 Walter Goldinger lichen Archiv bestanden und manchmal zu einer synonymen Verwendung des Wortes archivum für thesaurus geführt hat8). Für unsere Lande läßt sich, soweit ich sehe, als älteste Quellenstelle eine Urkunde des Erzbischofs von Salzburg für Admont aus dem Jahre 1202 anführen. Sie geht auf eine Vorurkunde von 1168 zurück, so daß der Beleg durchaus für das 12. Jahrhundert beansprucht werden kann. Da heißt es: Cuius actionis exemplum, immo eiusdem traditionis a domno Eberhardo huius Iuuauensis sedis pie memorie archiepiscopo du dum ante nos ex parte facte cirographum in sacrario habetur prefati monasterii 9). Zibermayr hat auf eine Urkunde hingewiesen, die die Nachricht bringt, die Bayern hätten beim Einfall nach Österreich 1252 aus der Stiftskirche zu Ardagger den Kirchenschatz, die Bücher, Kelche und Privilegien weg­geschleppt10). Aber auch andere in böser Absicht gesetzte Handlungen konnten Schaden stiften. In Kremsmüster wurden gegen den Kustos Vor­würfe erhoben, ein Privileg an den Passauer Bischof Otto von Lons- dorf verkauft zu haben11). In St. Pölten verfiel ein Chorherr Kuno 1250 dem Kirchenbann, weil er wichtige Urkunden des Archivs zer­rissen und zerschnitten hatte. Als Verwahrungsort wird auch dort das sacrarium genannt12). Ähnliches ereignete sich in Seitenstetten13) und in Mattsee14). In Klosterneuburg befand sich das Stiftsarchiv im Sagrer, 8) H. B r e ß 1 a u, Handbuch der Urkundenlehre für Deutschland und Ita­lien2 (1912), 156; Lhotsky, 2; Ehrle, Zur Geschichte des Schatzes, der Bibliothek und des Archivs der Päpste im 14. Jahrhundert. Archiv f. Litter atur- u. Kirchengesch. d. Mittelalters 1 (1885), 1—48, 228—364; H. Hoberg, Die Inventare des päpstlichen Schatzes in Avignon 1314—1376. Studi e testi 111 (1944). F. Bock, Die erste urkundlich greifbare Ordnung des päpstlichen Archivs. Mitt. d. Inst. f. österr. Geschichtsf. 62 (1954) 317 ff. 9) Salzburger Urkundenbuch 3, nr. 557. Die Vorurkunde 2, nr. 392. Vgl. W i c h n e r, Ein wiedererstandenes Klosterarchiv in Steiermark. Archiv. Zeit- schr. 3 (1878), 137 ff. Über Schatzverzeichnisse in den Alpenländern, die aller­dings keine Archivalien enthalten, vgl. F. Hüter, Der sogenannte Vigiliusbrief. Mitt. d. Inst. f. österr. Geschichtsf. 50 (1936) 63, bes. Anm. 86. 10) A. a. O. 19. Urkunde der Königin Margarete d. d. Krems 1252 VI 16 (Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich 2, nr. 454): Eodem quippe tempore homines ducis Bauariae ecclesiam Ardacensem, sacrarium, clericos et homines spoliarunt auferentes de sacrario ornamenta, libros, calices et privilegia, quibus eadem ecclesia habundabat. u) Historia ecclesie Chremsmunstrensis. Mon. Germ. Scriptores 25, 648. Vgl. Zibermayr 19; W. Neumüller, Bernardus Noricus von Krems­münster (1947), 86. 12) L a t z k e, Die Klosterarchive. Gesamtinventar d. Wiener Haus-, Hof- u. Staatsarchivs 3, 493; Lamp el, Niederösterreichisches Urkundenbuch 1, nr. 41. ls) Zibermayr 19. Urkundenbuch von Seitenstetten, Fontes rer. austr. 11/33, 67. 14) Erben, Die Annalenkompilation des Dechant Christan Gold. Neues Archiv 22 (1897), 498: 1350 fer. VI. post diem nat. Marie in nocte surripiebant fures in nostra sacristia ..........insignia domni abbatis .... et pene omnia pri­v ilegia monasterii cum plurimis privilegiis quorundam laycorum.

Next

/
Oldalképek
Tartalom