Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/2. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1951)
V. Rechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte - 53. Josef Karl Homma (Eisenstadt): Die Wüstungen des nördlichen Burgenlandes
Die Wüstungen des nördlichen Burgenlandes. 73 Themphel (Themfel, Temful, Kerestiyen): Erstmalig ist der Ort 1346 anläßlich der Besitzaufteilung der Herrschaften Kobersdorf und Forchtenstein urkundlich genannt. Es werden von dieser Teilung eine Reihe von Ortschaften, u. a. Pomogh am Neusiedler See (Pamhagen), Preytunprun (Breitenbrunn), Wulkaprodersdorf, Dorogh (Trausdorf) und Temful a. d. Wulka (Temful juxta fluvium Selyeg) ausgenommen, da die genannten Siedlungen dem Grafen Paul von Mattersdorf, bzw. Forchtenstein allein von König Ludwig I. geschenkt worden waren1). Der Ort Themfel wird letztmalig 1434 2) und 1435 3) in einer Forchtensteiner Urkunde als Themfel juxta fluvium Zylygh, bzw. Poss. Temphel al. nom. Kereszthyen als Besitzteil der Herrschaft Forchtenstein genannt. Da er in den Urbaren des 16. Jahrhunderts nicht mehr aufscheint, mag er, da wirtschaftliche Gründe gerade im Wulkabecken nicht ins Treffen geführt werden können, in den Grenzkämpfen des 15. Jahrhunderts oder in den Türkenzügen 1529, bzw. 1532 verwüstet worden sein. Die Lage des Hotters der Siedlung läßt sich eindeutig bestimmen. In Századok 4) wird der Ort an der Wulka in der Ableitung von Tümpfl, ein sumpfiger Boden gegeben, dessen Hotter später in dem Eisenstadts aufgegangen ist. Ein Blick auf die Hotterkarte Eisenstadts zeigt, daß derselbe am Eisbach gegen Südwesten abknickt und im Rahmen der Hotterreihe der Wulkasiedlungen sich wieder südostwärts erstreckt. Danach ist es mehr als wahrscheinlich, daß das Hottergebiet zwischen Eisbach und Siegendorfer Hottergrenze das Gemeindegebiet von Themfel gewesen. Der Ort selber war wohl auf der Südseite der Wulka gelegen. Korn- und Stadtmühle waren die Mühlen der Siedlung 5). Ungarisch Hof (Magyartélek, Magyarellyes): Von der Existenz dieses Ortes hören wir in der Schenkungsurkunde der Kanizsai für das Franziskanerkloster zum hl. Johannes des Evangelisten in Eisenstadt vom Jahre 1420 6), in der außer Besitzungen in Zenthgyurg (St. Georgen), Heuflingh (Großhöflein) Rawo (die Lage des Ortes umstritten), Zantho (Antau), Kewpordan (Wulkaprodersdorf) auch das „praedium Magyartelék al. nom. Magyarewlessi in der Nachbarschaft der Burg Zazlop (Oslip)“ genannt wird. Es war demnach der Ort Ungarisch Hof schon in dieser Zeit abgekommen und nur mehr ein Meierhof vorhanden. Noch einmal wird 1426 das Praedium in einer Urkunde 7) genannt, in der Stefan Kanizsai, der Obergespan von Ödenburg, und dessen Sohn Ladislaus dem Franziskanerkloster in Eisenstadt für ihre und für die Seligkeit ihrer Vorfahren die Puszta Magyartélek, al. nom. Magyarellyes zugleich mit einer Mühle an der Wulka innerhalb der Gemarkung des genannten Praediums in der Nähe der Burg Zazlop sowie ein zweites Praedium Böczkefölde (Bikifelde) in der unmittelbaren Nachbarschaft der den Kanizsai gehörenden Besitzung Zantho (Antau), sowie Einkünfte in den Besitzungen Ravo (Wüstung), Zantho (Antau) und Kupordan (Wulkaprodersdorf) schenkten. In den Urbaren der Herrschaft Eisenstadt aus den Jahren 1515, 1569, 1589 8) geht hervor, daß der Hauptteil des Klosterbesitzes der Gemeinde Oslip eingegliedert war, die Vogtholden dem Kloster in Eisenstadt den Grunddienst und der Herrschaft den Vogtdienst leisten mußten, u. zw.: für die Angermühle, früher „Münichmühle“ geheißen, mit zwei dazugehörigen Wiesen, die Angerwiese, außerdem die Scheipreitenwiese und bei 100 Joch Äcker, die mehrteils öd liegen. Diese werden mit den heutigen Heidäckern gegen den fürstlich *) Nagy, I., Nr. 149, S. 186. 2) Nagy, II., Nr. 128, S. 212. 3) Nagy, II., Nr. 134, S. 228. 4) Századok, 1897, S. 36. °) Ich möchte hier auf die Lehm- bzw. Sandgruben an den Ortsenden sämtlicher Wulkasiedlungen bis Mattersburg verweisen. Auch hier findet sich rechts der Straße nach Siegendorf auf halber Anhöhe eine solche alte Grube, die am Ortsende von Themfel gewesen sein könnte. 6) Nagy, II., Nr. 39, S. 55. 7) Házy, 1/2, Nr. 376, S. 324. 8) Im Bgld. Landesarchiv.