Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/2. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1951)

V. Rechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte - 49. Erwin M. Auer (Wien): Die Ordensgarderobe. Ein Beitrag zur Geschichte der kleinen Wiener Hofdienste. (Mit 1 Tafel.)

Die Ordensgarderobe. 21 Mit dem Abkommen der feierlichen Promotionen erübrigten sich für die nur mehr brieflich ernannten Ritter die Trinkgelder ebenso wie die Polstertaxe, während die übrigen Taxen gleich blieben. Einzelne Ritter zahlten mit nobler Geste die Taxe auch in doppelter Höhe 4) und in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts lassen sich Fälle nach- weisen, daß Ritter ihrer Freude über den Erhalt des Vließes und des superben Diploms durch ein Geschenk an den Ordenskalligraphen Ausdruck verliehen 2). Für Ritter, welche die auch für ihre Zeit sehr hohen Taxen nicht begleichen konnten, wurden die Aufnahmsgebühren aus der AH. Privatkassa3) oder ohne Namensnennung aus dem beim Obersthofmeisteramte bestehenden hofärarischen Geheimfonds durch die Militärkanzlei bezahlt 4). Maria Theresia freilich erklärte auf eine gegenständliche Anfrage des Greffiers 1759 energisch: es ist mir niemahlens eingefallen, dass die tax aus dem Directorial- tax amt solle gezahlt werden, ich zahle selbe vor niemand 5). Sie war auch hinsichtlich der für Mitglieder des Herrscherhauses üblicher Weise aus den Privatmitteln, später aus der AH. Privatkassa anzuweisenden Taxen 6) säumig und die für die Promotion des Kron­prinzen Joseph im Jahre 1741 aufgelaufenen Taxen kamen erst 1755 in die Hände der Ordensoffiziere 7). Wie für die Mitglieder des Erzhauses wurden die Taxen in der Folge­zeit auch für die Mitglieder des verschwägerten bayrischen Königshauses 8) und anderer souveräner Häuser bezahlt 9). Die letzten nachweisbar erhobenen Ernennungstaxen des Toison-Ordens wurden 1935 mit Rücksicht auf die gegenwärtigen schwierigen Zeiten nur mehr in der Höhe von 500 S für Ordenszwecke eingefordert 10). Nach Feststellungen des Ordenskanzlers hätte damals den Friedenstaxen aus der Zeit Franz Josephs ein Äquivalent von mehr als 11.000 S ent­sprochen n). 2. Taxen des bayrischen Hubertusordens. In den mehr als 400 Jahren von der Gründung des Toison-Ordens (1429) bis zum 2. Dezember 1848 war 14 bayrischen Kurfürsten, Herzogen und Königen das Vließ ver­liehen worden12). Franz Joseph aber, der Sohn und Gemahl bayrischer Prinzessinnen, verlieh in den 68 Jahren, da er die höchste Ordenswürde bekleidete, 16 bayrischen Königen und Herzogen den Toison 13). Das verwandte Haus zeichnete dafür wieder österreichische Erzherzoge mit dem 1444 gegründeten und seit 1808 auch als höchsten bayrischen Orden erklärten Hubertusorden aus. Um nun die Taxen nicht gegenseitig aus den Privatkassen zahlen zu müssen, wurde im diplomatischen Wege vereinbart 14), daß die Majestäten jeweils ihre Ordenskanzleien befriedigen, letztere dann nur mehr die saldierten Taxnoten austauschen b So der König Maximilian Joseph von Bayern (Z. 9/TO/1823). 2) Z. B. Z. 4/TO/1866, 9/TO/1870 (eine mit Brillanten gezierte Busennadel), 12/TO/1889 (20 Dukaten). 3) Z. B. für Viceadmiral Sylvester Graf Dandolo (Z. 106/TO/1844), Feldmarschall Josef Graf Radetzky (Z. 156V2/TO/1849); vgl. ferner Z. 5/TO/1763. Es kam auch vor, daß überhaupt keine Taxe bezahlt wurde (Z. 9/TO/1740). 4) Z. B. vermutlich für Johann Graf Coronini-Cronberg (Z. 13/TO/1862), dann für den Oberst­kämmerer Franz Graf Folliot von Creneville (Z. 31/TO/1867). 5) Z. 4/TO/1759. 6) Z. B. Z. 4/TO/1755, 6/TO/1894 und 26/TO/1905; die Taxen wurden öfters nicht für Mitglieder der Secundo- und Tertio-Genitur angewiesen, wie Z. 110/TO/1844 und 8/TO/1852 beispielsweise zeigen. 7) Z. 4/TO/1755. 8) Z. B. Z. 179/TO/1850 und ll/TO/1907. ®) Z. B. Z. 7/TO/1869 und ll/TO/1907, bzw. ll/TO/1862. 10) Z. 3/TO/1935. n) Z. ll/TO/1934. 12) Liste nominale Nr. 127, 168, 192, 255, 297, 429, 524, 552, 568, 628, 635, 801, 879, 897. 13) Ebenda Nr. 939, 940, 942, 963, 964, 968, 973, 987, 1011, 1012, 1014, 1022, 1028, 1115, 1116, 1141. 14) Z. 158/TO/1849 und 171/TO/1850.

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