Leo Santifaller: Ergänzungsband 2/2. Festschrift zur Feier des 200 jährigen Bestandes des HHStA 2 Bände (1951)
V. Rechts-, Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte - 49. Erwin M. Auer (Wien): Die Ordensgarderobe. Ein Beitrag zur Geschichte der kleinen Wiener Hofdienste. (Mit 1 Tafel.)
12 Auer, Kehren wir zum Jahr 1827 zurück. Bardel und die Gradt, welche sich schon 1828 als verehelichte Schweitzer unterfertigte, standen zunächst vor großen Aufgaben. Vorerst mußte die Unordnung in der vernachlässigten Ordensgarderobe beseitigt werden und die Rechnungen für Einschlag- und Einlagtücher, für sogenanntes Goldpapier zum Schutze der Goldstickereien und für die Entlohnung dreier Gehilfen durch zehn Tage beweisen, daß die Schweitzer, welche das Kommando in der Ordensgarderobe bis zu ihrem Lebensende nicht mehr abgab, ganze Arbeit leistete *). Der Einbau der Meißnerischen Heizung in der Garderobe und schließlich die in Anbetracht der geplanten 400 Jahr-Feier des Toison- Ordens unaufschiebbar gewordene Restaurierung aller Vließornate, bei der auf ausdrücklichen Befehl des Souveräns alle Ornate erhalten bleiben mußten und keine beschädigten Stücke für Ausbesserungsarbeiten verwendet werden durften, verursachten weitere Mühe 2). Die Säkularfeier des Toison-Ordens am 22. Mai 1830 bildet einen weiteren Höhepunkt jener auch von dem romantischen Geiste der Zeit her zu verstehenden großen Ordensfeste in der Jahresreihe 1809, 1810, 1830 und 1838. Die zur Staatsfunktion erklärte Promotion des Ordens der eisernen Krone, welche Ferdinand I. anläßlich der Mailänder Krönung am 14. Oktober 1838 im Dogenpalaste zu Venedig vornahm, schließt die Reihe der vorgenannten prunkvollen Ordensfeiern ab und ist auch deshalb bemerkenswert, weil bei dieser Gelegenheit die Ornate des Ordens der eisernen Krone zum ersten und zugleich zum letzten Male getragen wurden 3). Was nun noch an Ordensfesten folgt, muß in den Bereich erstarrter Zeremonien gerechnet werden und bedeutet jedenfalls kein Ordensleben mehr. Begreiflicherweise trug man anläßlich solcher Feiern die weitaus bequemere Staatsuniform an Stelle des umständlichen Ornates4). Lediglich der konservativen Haltung im Vließ- orden ist es zuzuschreiben, daß dessen Ornate noch 1836, 1841 und 1844 verwendet wurden 5). Franz Joseph, der an der Promotion des Jahres 1844 selbst noch im Vließornate teilnahm, hat während seiner langen Regierungszeit das Tragen der Ordenskostüme nicht mehr anbefohlen, nicht zuletzt auch aus dem praktischen Grunde, weil für die ständig steigende Zahl der Ordensritter viel zu wenig Ornate vorhanden waren. So zählte z. B. der Orden der eisernen Krone im Jahre 1852 insgesamt 1640 lebende Ritter, während die Ordensgarderobe nur 100 Ornate dieses Ordens betreute 6). Die feierliche Promotion des Vließ- Ordens am 26. November 1852 endlich war die letzte feierliche Ordenszeremonie alter Art und Franz Joseph erteilte damals in der Galauniform für den Bereich der österreichischen Hausorden den letzten Ritterschlag mit dem Schwerte des hl. Mauritius, wobei er die jahrhundertalte Formel sprach: Efficiat te Deus bonum et honorabilem Equitem in Nomine Domini Nostri et Sancti Georgii 7). Die briefliche Verleihung der Orden trat endgültig b Z. 10/TO/1827. 2) Z. 5/TO/1828, 8/TO/1828, 4/TO/1829, 9/TO/1830. 3) OMeA, Zeremoniellprotokoll 1837/38, fol. 102' ff.; Z. 24, 28, 35 und 47/EKO/1838. — Die Garderobersdienste versah in Venedig der Adjunkt des Ordensgarderobers Ignaz Zeilinger, welcher italienisch sprach (Z. 26/EKO/1838 und unten S. 13 Anm. 5). 4) Z. B. Z. 7/TO/1836, 68/TO/1841, 169/TO/1850. 5) Z. 12 und 14/TO/1836, 53 und 54/TO/1841, 110 und 114y2/TO/1844. Daß die Ornate bereits 1841 einer neuerlichen Gesamtrestaurierung bedurften, beweist Z. 47b/TO/1841; vgl. dazu Z. 82^/TO/ 1843 und 14/TO/1860. — G. Probszt (Der Schatz des Ordens vom Goldenen Vließ, Wien—Augsburg 1926, S. 40) sah in Unkenntnis der TO-Akten zwischen 1830 und 1850 als letztes in Ornaten gehaltene Ordensfest bereits die Säkularfeier von 1830 an. 6) Z. 244/LO/1852, Memorandum des Kanzlers der eisernen Krone Graf Hartig, Über die Revision der Statute der kais. österr. Haus-Orden. 7) Z. 10/TO/1852. Die abweichende Anrufung des hl. Andreas an Stelle des hl. Georg bei der ersten Promotion Karls VI. am 27. März 1712 (Acta ordinis I, fol. 39 ' ) dürfte auf die damalige Unsicherheit in bezug auf das Zeremoniell zurückzuführen sein. — Kaiser Karl schlug im Dezember 1916 nach der Budapester Königskrönung den Grafen Josef Cziraky zum Ritter des goldenen Sporns; dies dürfte anläßlich der letzten Zeremonie eines Ritterschlages im Bereiche der österreichisch-ungarischen Monarchie überhaupt geschehen sein.Vgl.H.F.Michetschläger, Das Ordensbuch der gewesenen Oesterreichisch-Ungarischen Monarchie,